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Durch Himmel und Hoelle

Durch Himmel und Hoelle

Titel: Durch Himmel und Hoelle
Autoren: Unknown
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Tante. Das kann doch nicht wahr sein, dachte sie verzweifelt. Squire Masters! Niemals! Lieber wollte sie sterben als ihn heiraten.
    »Du hast keine Wahl, meine liebe Elysia. Es ist alles arrangiert.«
    »Ich werde ihn nicht heiraten. Du kannst mich nicht dazu zwin- gen! Verstehst du denn nicht, daß ich ihn nicht ausstehen kann? Ich finde ihn abstoßend - mit ihm verheiratet zu sein wäre eine Qual.«
    Elysia stand von ihrem Stuhl auf, und ihre Worte überschlugen sich, als sie versuchte ihre Tante umzustimmen. Aber Agatha gab nicht nach.
    »Deine Gefühle haben damit gar nichts zu tun. Du solltest dank- bar sein für diese Chance. Deine Aussichten sind nicht gut, aber Squire Masters nimmt dich auch ohne Aussteuer«, erklärte Agatha ungeduldig, ihre gute Laune war angesichts Elysias Widerspruchs wie weggeblasen.
    »Ich fürchte, du mußt dem Squire meine Absage übermitteln. Es kommt überhaupt nicht in Frage, daß ich ihn jemals heirate. Du hast mich nie nach meinen Wünschen gefragt - der Squire ist alt genug, mein Vater zu sein!« Elysia sah ihre Tante aufmerksam an. »Das hast du von Anfang an gewollt... mich demütigen. Aber diesmal wird es dir nicht gelingen, Tante Agatha, genauso wie dein Plan fehlgeschlagen ist, als du mich heute nachmittag absichtlich auf das nördliche Feld geschickt hast.«
    Agatha erhob sich und nahm vor Elysia Aufstellung. Sie bohrte ihre harten Finger in Elysias Schulter und starrte sie bösartig an.
    »Glaubst du denn, ich lass' mir von einer wie dir meine ganzen Pläne ruinieren?« kreischte Agatha. »Endlich kann ich mir meinen größten Wunsch erfüllen - und du wirst mich nicht daran hindern!«

Sie schüttelte Elysia, bis ihr rotgoldenes Haar in dicken Locken um ihre Schultern wogte.
    »Ich werde ihn nicht heiraten! Ich will nicht! Ich - ich würde eher sterben!« schrie Elysia.
    Agatha löste ihren tödlichen Griff, hob ihre Hand und versetzte Elysia eine Ohrfeige. Elysia wich zurück, schlug sich die zitternden Hände vors Gesicht und blickte ihre Tante voller Schmerz und Ver- wunderung an.
    »Nein, du wirst jetzt noch nicht sterben. Vielleicht nachdem du ein Jahr mit diesem alten, geilen Idioten verheiratet warst, wirst du es dir wünschen, aber heiraten wirst du ihn - nächste Woche. Er kann es gar nicht erwarten, dich in sein Bett zu kriegen, meine Liebe«, fügte Agatha spöttisch hinzu. Sie lachte laut - wieder dieses wilde, ungezähmte Lachen, aber diesmal voller Triumph.
    »Oh, du süße, süße Rache! Ich wußte, wenn ich lange genug warte, könnte ich sie eines Tages genießen. Schöne Elysia, so wie deine Mutter und deine Großmutter. Hab' ich dir schon erzählt, daß deine Mutter schön war? Genau so schön war deine Großmut- ter - meine Stiefmutter. Vater war von ihr verhext und brachte sie heim als seine Frau. Hierher! In mein Haus - sie zog hier in Gray- stone Manor als neue Herrin ein. Er war ein Narr, weil er dachte, daß irgend jemand meinen Platz einnehmen könnte. Wir waren im- mer so glücklich gewesen, Vater und ich hier in Graystone, obwohl Mutter schon seit Jahren tot war. Dann kam sie. Sie hatte kein Recht, hierherzukommen und die kleine Göre mitzubringen. Ich kann sie immer noch hier in der Halle stehen sehen.« Agatha starrte in Richtung Halle, ihre Augen wurden glasig, als ihre Erinnerung sie durch die Jahre zurückführte.
    »Sie trugen feine Spitze und Samt und kleine Federhüte. Die Sonne schien auf ihr seltsam rotgoldenes Haar und verwandelte es in lebendige Flammen. Ihr Lächeln war so falsch wie ihre Herzen. Sie kamen hierher, nahmen mir mein Haus und meinen Vater und

erwarteten Freundschaft. Ich habe, genau wie sie, so getan, als wä- ren wir Freunde, aber bei jeder Gelegenheit hab' ich deiner Mutter, der lieben kleinen Elizabeth, gezeigt, wo sie hingehört. Als deine Großmutter endlich starb, habe ich wieder den Haushalt geführt - so wie es immer hätte sein sollen. Vater war, nachdem sie tot war, zu nichts mehr imstande. Sie hat ihn ruiniert.«
    Agatha hielt inne, verwirrt von ihren Gedanken, eine tiefe Falte auf ihrer Stirn. Ihre Hände waren fest zusammengepreßt, und ihr Atem ging stoßweise, ihre Lider flatterten. Schweißperlen standen auf ihrer Oberlippe, und sie drückte die Hand nervös an die Schläfe, als wäre der Schmerz unerträglich. »Ich glaube, ich war ungefähr neunzehn oder zwanzig; deine Mutter war erst etwa zwölf Jahre alt. Aber ich war alt genug, um die Verantwortung für die Führung des Hauses zu übernehmen -
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