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Duo Infernale

Duo Infernale

Titel: Duo Infernale
Autoren: Jason Dark
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sich im Schatten, damit sie das Licht von der Seite her nicht störte.
    Jane gab mir ein Zeichen, das ich sehr gut verstand und deshalb zurückblieb. Direkt vor der Tür wartete ich und achtete dabei sehr auf meine Sinne.
    Ich schnupperte, ich roch. Ich wollte etwas herausfinden, denn wenn ein Mensch verfault, ist das auch zu riechen. Zwar nicht so eine Pestilenz wie bei einem Ghoul, aber klar und rein war die Luft nie, und das traf auch hier zu.
    Mich erwischte ein Geruch, den ich zunächst nicht erklären konnte. Erst nach einigen Sekunden hatte ich den richtigen Ausdruck gefunden. Ich stufte ihn als säuerlich und auch sehr fremd ein. Als wäre die auf der Couch liegende Person dabei, bestimmte Flüssigkeiten aus ihrem Körper zu verlieren.
    Noch hatte ich sie nicht richtig gesehen. Sie hob sich von der Couch nur wie ein langer Schatten ab, und die neben ihr stehende Jane Collins nahm mir zusätzlich einen Teil des Blicks.
    Sie blieb weiterhin auf der gleichen Stelle stehen und hielt den Kopf gesenkt. Sicherlich schaute sie in das Gesicht der Frau. Nach einer Weile fragte sie: »Geht es dir gut?«
    Jane bekam eine Antwort. Mochte sie die Worte verstehen, ich hatte damit meine Probleme. Sie hörten sich an, als hätte die Frau sie ausgespuckt.
    »Ich habe mein Versprechen gehalten, Marcia«, sagte Jane.
    »Ja? Welches denn?«
    Diesmal konnte ich sie verstehen.
    »Ich habe dir von einem Freund erzählt, Marcia. Von John Sinclair. Du musst dich doch erinnern.«
    »Kann sein.«
    »Er ist jetzt hier.«
    »Aber er ist kein Priester?«
    »Nein, da brauchst du keine Angst zu haben. Du kannst ihm voll und ganz vertrauen.«
    Ich hörte zwei schwere Atemzüge und dann die nächste Frage, in der ein banges Schwanken lag. »Bleibst du denn bei mir, Jane? Oder lässt du mich allein?«
    »Auf keinen Fall lasse ich dich allein, Marcia. Ich bleibe bei dir und höre zu.«
    »Ich werde sterben.«
    »Nein oder ja. Aber so schnell stirbt man nicht. Jeder Mensch wird sterben, das gehört einfach zum Leben dazu. Auch wenn es sich paradox anhört.« Jane beugte sich etwas über die Liegende. »Hast du etwas dagegen, wenn ich das Licht einschalte?«
    »Nein, nichts. Es darf nur nicht so grell sein. Das schaffen meine Augen nicht mehr. Sie sind schon auf dem Weg, ihre Schärfe zu verlieren, ebenso wie ich mein Leben verlieren werde. Ich muss für das büßen, was ich getan habe...«
    »Warte es ab, Marcia.«
    Jane hatte sich zur Seite gedreht, um den kleinen Schalter der Wandlampe zu erreichen. Sie drückte ihn nach unten. Der zylinderförmige Schirm erhellte sich von innen. Er bestand aus einem Material, das einen Teil des Lichts zurückhielt, so brauchte die Frau auch keine Sorge zu haben, geblendet zu werden.
    Obwohl es jetzt heller war, sah ich sie nicht viel besser, denn Jane nahm mir noch immer einen Teil der Sicht auf die obere Hälfte des Bettes. Erst als sie mir zuwinkte, trat ich näher und bemühte mich, dabei so leise wie möglich zu sein.
    Ich hatte vergessen, wo ich mich befand. Die Umgebung war einfach verschwunden, und ich merkte nicht mal das Schaukeln des Boots und hörte auch nicht das Klatschen der Wellen.
    Die Frau faszinierte mich.
    Sie lag auf dem Bett, aber sie war nicht zugedeckt. So sah ich ihre Gestalt, die von einer dunklen Kleidung umhüllt wurde. Zu ihr gehörte ein bis zu den Waden reichender Rock aus leicht glänzendem Stoff, was keine Seide war, und aus einem Oberteil, das mich an eine weit geschnittene Bluse erinnerte.
    Ich schaute mir die Arme an. Ich rechnete damit, sie bleich wie Stücke zu sehen, aber das war ein Irrtum. Sie waren dunkel, fleckig, sie glänzten an den fleckigen Stellen auch feucht, und als ich einen weiteren Schritt zurückgelegt hatte, da nahm ich den Geruch erst richtig wahr.
    Er war widerlich. Er roch säuerlich und zugleich auch nach Moder. Schon beim ersten Wahrnehmen hielt ich den Atem an und musste schlucken. Sogar ein leichtes Schwindelgefühl erfasste mich, aber das ignorierte ich und ging weiter.
    Jane wollte mir nicht im Weg stehen. Sie trat zur Seite, damit ich auch das Gesicht sehen konnte.
    Das Licht der Lampe breitete sich über die obere Hälfte der Couch aus und sorgte dafür, dass ich alles recht gut erkennen konnte.
    Ich stoppte.
    Mein Herz schlug schneller.
    Verdammt noch mal, ich hatte das Gesicht gesehen und wurde wieder an die Flecken an den Armen erinnert. Auf dem Gesicht waren sie noch zahlreicher vertreten. Groß wie mittlere Geldstücke verteilten sie sich
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