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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer
Autoren: David Kenlock
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distinguierter Nachrichtensprecher erschien mit den neuesten Meldungen. Ein Foto wurde eingeblendet. Steve sah es nicht, und da der Ton abgedreht war, erfuhr er auch nicht, dass der Sprecher von der Ermordung eines bekannten Wissenschaftlers berichtete. Robert Tschoy, Virologe an der Universität von Dallas, war in der letzten Nacht Opfer eines Raubüberfalles geworden.
    Als sich Steve wieder dem Bildschirmgeschehen zuwandte, war die Abbildung des Mannes längst vom Fernseher verschwunden und der Nachrichtensprecher zu einem anderen Thema übergegangen.

    Mit energiegeladenen Schritten, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, stürmte Steve in den zweiten Stock des alten Hauses im viktorianischen Stil, das direkt in Adams Morgan an der Columbia Road, Ecke 18.Straße lag.

    Es war kurz vor acht Uhr, als er die Tür öffnete, die ihn in den Empfangsraum von MedicSoft führte. Linda Hamsher, die fünfundvierzig Jahre alte Sekretärin blinzelte ihm freundlich zu.
    „Guten Morgen! Na, Mr.Sanders, wie ist es gelaufen?“
    Er warf seine Aktentasche auf einen der bequemen Ledersessel, die für Besucher bereitstanden, und setzte sich auf ihren Schreibtisch. Inzwischen hatte er seine gute Laune wieder gefunden.
    „Was denken Sie denn, wie es gelaufen ist, Linda?“
    Obwohl er versuchte, seiner Stimme einen neutralen Klang zu geben, verriet ihn doch sein Gesicht, auf dem ein kaum verstecktes Grinsen lag.
    „Nun, Ihrem Benehmen nach zu urteilen und der Tatsache, dass sie Ihre Krawatte vergessen haben, und das, obwohl Sie in einer Stunde einen Termin mit Henry Morris von der First National haben, nehme ich an, man war mit Ihrem Vortrag zufrieden.“
    „Mist“, fluchte Steve. „Das habe ich in der ganzen Aufregung verschwitzt.“ Sein Grinsen wurde noch breiter, und seine Augen blitzten schalkhaft. „Nun ja, bei dem, was ich ihm zu berichten habe, wird er die fehlende Krawatte vielleicht gar nicht bemerken.“
    „Dann war Ihr Auftritt in Dallas ein Erfolg?“
    „Ein Triumph. Uns wurden neue Gelder zugesagt, und ich habe die Herren vom Verwaltungsausschuss dazu überreden können, noch etwas draufzulegen.“
    Er konnte sehen, dass sich Linda Hamsher mit ihm freute. Nun würde er ihr endlich die drei noch ausstehenden Monatsgehälter bezahlen können, aber er war sicher, dass Geld bei dieser Freude keine Rolle spielte. Ihr Ehemann besaß ein gut gehendes Antiquitätengeschäft am Dupont Circle, und sie war auf das Geld nicht angewiesen.
    Steve spürte, wie ihr Blick über sein Gesicht wanderte, auf dessen linker Seite eine feine Narbe sich von der Stirn bis zum Kinn zog, die ihm oft ein finsteres Aussehen verlieh, was sich aber verlor, wenn er lächelte, und er lächelte oft, denn er war ein Mensch, der dem Leben in jeder Lage etwas Positives abgewinnen konnte.
    Der leichte Sommeranzug aus Baumwollstoff, den er heute trug, betonte seine sportliche Figur. Früher war er ein erfolgreicher College-Footballspieler gewesen, dem die Redskins sogar einen Profivertrag anboten, aber er hatte sich für einen anderen Weg entschieden.
    Steves Hand fuhr unruhig durch sein verstrubbeltes Haar. „Hoffentlich zieht Morris mit. Wir brauchen den neuen Rechner unbedingt. Die Workstation, die wir gerade benutzen, genügt einfach unseren wachsenden Anforderungen nicht, und ohne ausreichende Rechenleistung dürfte es schwierig werden, das Programm rechtzeitig fertig zu stellen. Die Leute in Dallas würden lieber heute als morgen mit der Arbeit beginnen.“
    „Es wird schon alles glatt gehen“, versuchte ihn Linda zu beruhigen.
    „Ist Richard schon da?“
    „Nein, aber John repariert schon seit zwei Stunden einen Computer im SpaceLab , der den Geist aufgegeben hat.“
    Alle nannten diesen Raum wegen seiner kargen Ausstattung, von der Steve behauptete, dass selbst die russische Raumstation MIR mehr Luxus aufzuweisen hatte, stets das ‘Raumlabor’.
    „Okay, Linda. Ich gehe nach hinten. Wenn Morris kommt, rufen Sie bitte durch.“

    Als Steve das Lab betrat, stach ihm der Geruch von verbranntem Gummi beißend in die Nase. John Chen hatte das Gehäuse des Computers abmontiert und starrte verärgert auf das Innenleben des Gerätes. In seiner Hand hielt er einen Lötkolben bereit, von dem ein grauer Faden Rauch zur Decke stieg. Überall lagen lose Blätter der technischen Beschreibung des Computers herum. An der Wand darüber hing der Schaltplan.
    „Ich hoffe, du weißt, was du tust?“
    Johns Kopf ruckte hoch, aber dann widmete er seine
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