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Dunkles Feuer

Dunkles Feuer

Titel: Dunkles Feuer
Autoren: David Kenlock
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leid’? Du bist für die betriebswirtschaftliche Seite unserer Firma zuständig. Meinst du nicht, es gehört zu deinem Aufgabenbereich, Kreditverhandlungen mit unserer Bank zu führen?“
    Cameron setzte sich auf den Stuhl gegenüber von Steves Schreibtisch. Die Hände geöffnet, mit den Handflächen nach oben, vollführte er eine entschuldigende Geste. „Es tut mir leid! Okay? Ich habe den Termin vergessen. Was soll ich jetzt tun? Aus dem Fenster springen?“
    Eine Pause, in der beide ihren Gedanken nachhingen, trat ein. Steve spielte mit einem Bleistift, ließ ihn zwischen den Fingern kreisen.
    Es war Cameron, der das Schweigen brach. „Wie ist es in Dallas gelaufen?“
    „Gut“, entgegnete Sanders kurz angebunden.
    „Wie gut?“
    „Das Komitee hat zugestimmt. Die neuen Gelder werden in einem Monat überwiesen. Wahrscheinlich wird sogar unser Etat aufgestockt.“
    „Aber das ist doch phantastisch!“, Richard sprang erregt auf. „Das bedeutet, dass unsere Probleme gelöst sind.“
    „Nicht ganz. Wir wissen immer noch nicht, ob Prometheus den abschließenden Testlauf durchsteht. Bis jetzt haben wir jede Menge Fehler im Sourcecode, die das Programm immer wieder abstürzen lassen.“
    „Aber alle theoretischen Probleme sind gelöst, richtig?“
    „Ja“, gab Steve zu.
    „Also, was soll die Schwarzseherei. Du und John, ihr seid zwei Genies.“ Richard kam um den Schreibtisch herum und umarmte seinen Partner heftig. „Mann, ich bin stolz auf dich.“
    Steves ärgerliche Haltung begann zu bröckeln. Eigentlich war der Tag zu schön, um ihn sich durch ein Versäumnis, das jedem einmal passieren konnte, zu verderben. Lächelnd erwiderte er die Umarmung.
    MedicSoft besaß nach drei Jahren harter Arbeit endlich eine Zukunft.

    Liz Sanders schaltete in den nächsten Gang. Augenblicklich schoss der italienische Sportwagen nach vorn. Das Verdeck war geöffnet, und sie genoss den Wind in ihren langen schwarzen Haaren.
    Vor wenigen Augenblicken hatte sie mit Steve gesprochen und die gute Nachricht über Dallas erfahren. Sie interessierte sich zwar nicht für die Arbeit ihres Mannes, aber zum ersten Mal in ihrer fünf Jahre dauernden Ehe sah es so aus, als würde Steve Erfolg haben.
    Vor ihr auf der Landstraße tauchte ein rostiger Toyota-Pickup auf. Sie zögerte nicht, schaltete herunter, beschleunigte und überholte, ohne auf das wütende Hupen der entgegenkommenden Fahrzeuge zu achten, die gezwungen waren, ihr Platz zu machen. Im Rückspiegel sah sie die obszöne Geste des Pickup-Fahrers, der seine Hand zum Fenster herausstreckte und ihr den Mittelfinger zeigte. Lächelnd gab sie mehr Gas.
    Kurz hinter den Vororten wechselte sie auf den Zubringer zum Cityring. Vor ihr stauten sich die Fahrzeuge, und diesmal blieb ihr nichts anderes übrig als sich einzuordnen. Sie nutzte die Gelegenheit, um ihr Aussehen im Spiegel zu überprüfen. Ihr Makeup war perfekt. Wenig Puder, noch weniger Rouge, aber dunkelroter Lippenstift, der ihren Schmollmund betonte. Ihre Augen leuchteten katzengrün, und wieder einmal gratulierte sie sich in Gedanken zu der Entscheidung, gefärbte Kontaktlinsen zu tragen, die das blasse Hellbraun ihrer Augenfarbe überdeckten.
    Ihre Haare waren durch die schnelle Fahrt zerzaust, unterstrichen aber ihr südländisches Aussehen, das sie mit unzähligen Stunden im Solarium pflegte. Sie strich sich eine vorwitzige Strähne aus der Stirn und zwinkerte sich selbst im Rückspiegel zu.
    Steves Genialität würde all ihre Träume wahr werden lassen. Das hatte sie schon geahnt, als sie ihm das erste Mal begegnet war.
    Damals war sie nur eine von vielen Empfangssekretärinnen bei IBM gewesen, der die Abteilungsleiter nachstellten und Steve ein junger Informatiker, dem die Karriereleiter nach oben offen stand.
    Monatelang waren ihre Flirtversuche erfolglos geblieben, aber dann nahm Steve doch eine Verabredung zum Essen an. Die Speisen waren vorzüglich und der Abend angenehm gewesen, aber Steve schwieg zu ihrem Unwillen die meiste Zeit. Offensichtlich war er kein großer Redner. Erst als sie seine beruflichen Ziele ansprach, war er aufgetaut und erzählte mit sichtbarer Begeisterung von seinen Zukunftsplänen, in denen schon damals der Traum von einer eigenen Firma eine wichtige Rolle spielte.
    Zu ihrem Leidwesen, wie sie sich heute eingestand, hatte sie ihn damals nicht besonders ernst genommen. Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte, denn kurz nach der Hochzeit kündigte Steve und gründete mit Cameron und
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