Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkles Erwachen

Dunkles Erwachen

Titel: Dunkles Erwachen
Autoren: Thomas Knip
Vom Netzwerk:
Schattenspiel in den abgedunkelten, großzügig angelegten Raum, der mehr als spartanisch eingerichtet war.
    »Diese Schwärze …« Der Mann um die fünfzig warf erneut einen Blick auf das steinartige Gebilde, das die Form einer Glasscherbe hatte. »Als ob alle Legenden Afrikas wahr werden sollten. Blut …«
    Mehrere Augenblicke lange verlor sich sein Blick erneut in der dunklen Oberfläche, dann legte er den Splitter auf den Tisch.
    »Dennoch«, rief er sich selbst zur Ordnung. »Es gibt andere Dinge, über die wir sprechen müssen.« Er ging um den breiten Schreibtisch herum und lehnte sich wie die junge Frau gegen die Kante, um sie abwartend zu beobachten.
    »Nun, was haben Sie über den Mann in Erfahrung bringen können?«, fragte er unvermittelt und musterte die gleichmäßigen Gesichtszüge seiner Angestellten. Trotz ihrer Nervosität hielt sie seinem prüfenden Blick stand.
    »Nun gut …, wussten Sie, dass er sich Talon nennt? Er scheint die Erinnerung an sein früheres Leben verloren zu haben.«
    Einen Augenblick lang hatte sie das Gefühl, als würden sich die kristallblauen Augen des Mannes in sie bohren wollen. Die Stille legte sich bedrückend auf ihre Brust.
    »Nennt er sich so?«, unterbrach Vanderbuildt das Schweigen und musterte Janet eindringlich. Dann schüttelte er belustigt den Kopf. »Interessant …«
    »Es scheint, als lebe er mitten unter Löwen. Von Menschen hält er sich fern und hegt offenbar keine großen Sympathien für uns.« Sie wartete auf eine Reaktion. Als keine kam, fuhr sie fort. »Und – ich hatte den Eindruck, als könne er mit Löwen sprechen. Nicht wie ein Wärter im Zoo. Verstehen Sie mich richtig. Er hat mit ihnen kommuniziert!«
    Vanderbuildt hörte ihr nachdenklich zu. Sein Blick schweifte für einen Augenblick ab. Er tippte mehrere Zeilen, die die blonde Frau nicht lesen konnte, in die virtuelle Tastatur der Glasplatte.
    »Haben Sie an die DNA-Probe gedacht?«, fragte er sie unvermittelt und sah sie forschend an.
    Janet wurde bei dieser Frage heiß und kalt. Sie räusperte sich und schluckte. Seit zwei Tagen fürchtete sie diese Frage, und sie rang mit sich um die richtige Antwort.
    »Ja«, antwortete sie zögernd. »Ich denke, ich habe sie.«
    »Und?«, entgegnete Vanderbuildt und runzelte die Stirn. »Geben Sie sie mir.«
    »So einfach ist das nicht.« Janet Verhooven konnte das Beben ihrer Lippen nicht unterdrücken. Der Mann vor ihr lehnte sich in seinem Sessel zurück und verschränkte abwartend die Arme.
    Die blonde Frau stand auf und tippte nervös auf der Tischplatte herum. Sie fürchtete sich vor den nächsten Worten. Ihre Augen waren feucht, als sie sich Vanderbuildt zudrehte.
    »Sehen Sie … ich bin schwanger«, lachte sie auf. »Von ihm.«
    Ihr Boss erhob seinen massigen Körper aus seinem Sessel und trat zu ihr heran. Janet fühlte sich in diesem Augenblick so verletzlich, dass sie unwillkürlich zurückwich. Vanderbuildt bemerkte ihre Unruhe und legte ihr die Hand auf die zitternde Schulter. Er setzte ein beruhigendes Lächeln auf, das seine Augen nicht erreichte.
    »Alles ist in Ordnung, Janet. Machen Sie sich keine Gedanken. Sie werden dieses Kind für mich austragen«, machte er ihr unmissverständlich klar.
    Die junge Frau riss die Augen auf und öffnete den Mund, ohne dass sich ein Wort von ihren Lippen lösen wollte. Das Blut rauschte in ihren Ohren.
    »D-das kann nicht Ihr Ernst sein«, entfuhr es ihr schließlich. Sie schüttelte den Kopf und hätte das Büro am liebsten fluchtartig verlassen.
    Er fuhr ungerührt fort. »Es wird Ihnen an nichts fehlen. Sie beziehen Ihr volles Gehalt, sind bis zur Entbindung von allen Aufträgen freigestellt und kümmern sich ausschließlich um sich und Ihre Gesundheit. Alle anfallenden Kosten übernimmt die Firma.«
    Janet wusste nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. »Sie meinen das wirklich ernst!«, dämmerte es ihr schließlich.
    Vanderbuildt ließ sie nicht aus den Augen.
    »Ich will dieses Kind, Janet. Und ich werde nicht zulassen, dass Sie irgendwelchen Unsinn planen! Aber -«
    Er neigte den Kopf und sah sie fast belustigt an.
    »- wie ist das denn passiert?«
    Die junge Frau brauchte mehrere Augenblicke, um ihre Gedanken zu sammeln. »Ich hatte bei der Pille pausiert«, entgegnete sie gereizt. »Und für den Fall, dass ich mir einen Typ in der Bar anlache, hätte ich ein Kondom dabei gehabt. Aber nicht dort, so – mitten in der Wildnis!«
    Sie setzte mit ihren Händen zu einer erklärenden Geste
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher