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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis
Autoren: Tanja Schröder
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auf die Leinwand gemalt?
    Karen hatte in ihrem Leben schon einige seltsame Dinge wahrgenommen. Sie sah schimmernde Lichter in Form menschlicher Körper in verlassenen Häusern, hörte Stimmen in leeren Räumen, sogar Personen sah sie, die schon lange nicht mehr am Leben waren. Das hier war jedoch etwas eindeutig Neues.
    Welches Wesen war nur auf die Idee verfallen, mit Staub den Umriss eines Körpers auf das Leinen zu malen? Ihr suchender Blick fiel auf die Hände des Abbilds.
    Moment mal, dachte sie. Vielleicht ist diese Gestalt gar nicht gemalt. Ihr kam die irrwitzige Idee, dass diese Abbildung vielmehr wie ein Abdruck aussah. Doch wie hatte der Besucher das nun wieder fertiggebracht?
    Hastig griff sie nach einer der Farbtuben, die auf einem Tisch neben der Leinwand lagen, und schraubte den Verschluss ab. So, ein kleiner Klecks dürfte genügen, überlegte sie. Gründlich verrieb Karen die Farbe zwischen ihren Handflächen und presste dann die Innenfläche ihrer Linken fest gegen die Leinwand. Gleich neben den Handabdruck aus Staub. Und tatsächlich. Bis auf den Größen- und Farbunterschied zwischen ihrem und dem Staubabdruck konnte man ganz deutlich erkennen, dass bei beiden dieselbe Technik angewandt wurde.
    Ein Abdruck also, urteilte sie. Der Abdruck eines Körpers, der sich gegen die Leinwand gepresst hatte oder ... »durch sie hindurchgerauscht war und dabei den Staub zurückließ«, rief sie laut.
    Karen überlegte kurz. Das genaue Vorgehen war ja nicht so wichtig. Aufgeregt studierte sie die Staubschicht. Das war fantastisch. Wie machte dieses Wesen das nur. Wenn sie nur wüsste, wie sie hinter das Geheimnis kommen konnte. Ob es diesen Trick schon öfters ausgeführt hatte? Sie seufzte, als ihr einfiel, das, was immer auch in Denis Turm passiert war, sich vermutlich nicht wiederholen würde. Abrupt wurden ihre Überlegungen unterbrochen, als Denis die Tür aufriss und eilig auf sie zulief.
    »Karen, was ist ...«, rief er. Doch dann stutzte er verwirrt. Sein Blick fiel auf die Leinwand. »Mon dieu, die Grundierung! Was hast du gemacht?«
    »Nicht, was habe ich gemacht! Was hat es gemacht. Ich habe nur imitiert, um herauszufinden, was passiert ist«, erklärte sie hastig.
    »Oh nein, jetzt kann ich noch mal von vorn anfangen.« Verzweiflung verzerrte seine weichen Züge. Seine opalgrünen Augen verdunkelten sich vor Schreck. Besorgt lief er zu seiner ruinierten Arbeit.
    Wie rührend er aussieht mit seinem unordentlich geknöpften Hemd und den viel zu weiten Hosen. Der ewig verwirrte, fahrige Denis. Fern von der Realität und nur selten mit seinen Gedanken fünf Minuten bei der Sache, dachte Karen. Dass er ihr zu Hilfe eilen wollte, weil sie in Gefahr war, schien er vergessen zu haben.
    »Ach Unsinn, Denis. Das kannst du doch ganz einfach übermalen. Und das andere ist nur Staub. Aber was für welcher. Schau dir das genauer an! Jemand oder etwas hat auf deiner Leinwand seinen persönlichen Abdruck hinterlassen.« Sie lachte amüsiert. »Wie eine Signatur nach dem Motto: Schaut, ich war hier und bin ich nicht gut?«
    »Karen, es tut mir leid, aber ich verstehe kein Wort von dem, was du da sagst.«
    »Nun komm her und sieh es dir an.« Karen schubste ihn näher an die Leinwand heran. »Hier, an dem Kleid zum Beispiel.« Sie wischte über die graue Fläche. »Siehst du: Staub.«
    Vollends verwirrt betrachtete er die krümelige Schicht auf ihrem Finger, den sie ihm direkt vors Gesicht hielt.
    »Staub?«
    Sie nickte. »Jemand war hier, Denis. Jemand, ich weiß auch nicht, ein Geist vielleicht. Oder jemand, der seine Gedanken formen kann. Möglicherweise ein Hirudo mit einem seltsamen Talent. Ist ja auch egal. Jedenfalls hat es seinen Abdruck auf deiner Leinwand zurückgelassen. Und zwar in Staub.«
    Ihre Stimme bebte vor Aufregung. Sie war so aufgekratzt, dass sie nicht stillstehen konnte und wie ein kleines Kind von einem Fuß auf den anderen trat. Ihre Augen glänzten wie im Fieber.
    »Warum?«, fragte Denis blinzelnd. Er war immer noch verwirrt und begriff nicht, was sie ihm zu erklären versuchte. Wie schon so oft irritierte ihn ihre Impulsivität. Sie machte ihn nervös und ließ ihn sich wie ein begriffsstutziger Idiot fühlen.
    »Keine Ahnung, warum. Ich saß oben und plötzlich hatte ich das Gefühl, dass jemand hier unten ist. Und da habe ich erst dich gerufen und bin dann runter. Aber derjenige war schon wieder weg. Doch das hier war da.« Sie wies auf die Leinwand. »Das war kein Mensch, soviel dürfte
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