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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis
Autoren: Tanja Schröder
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ihr stand. Seine Anwesenheit und dass er hörte, was sie sagte, schien sie nicht zu stören. Er war gänzlich erbärmlich und geradezu erniedrigend unsichtbar.
    »Serena, wenn der Brief von Arweth ist, dann geht es mich sehr wohl etwas an und es ist mir egal, was du sagst – ich komme mit.«
    »Er schreibt, dass ich niemanden mitbringen soll«, erwiderte sie. Ebenfalls so leise, dass nur Malcolm sie verstehen konnte.
    »Ist mir egal. Ich komme trotzdem mit. Und wenn er mich für meinen Ungehorsam umbringt«, widersprach Malcolm.
    »Wird er schon nicht. Aber freuen wird er sich bestimmt nicht, dich uneingeladen zu sehen. Du kennst ihn ja.«
    »Er übertreibt. Wie immer.«
    Sie nickte und lächelte sanft. »Also gut, gehen wir«, sagte sie und schubste Turner roh in die Seite. »Nun geh schon oder willst du unbedingt geprügelt werden.«
    Offen gestanden wäre ihm sogar das lieber gewesen, als mit Ihnen loszuziehen. Er verlangte, sie solle allein kommen. Nicht mit diesem Malcolm. Nicht mit Malcolm. Nein, auf gar keinen Fall mit Malcolm.
    Turner war so gut wie tot. Ja, das war er. Ganz zweifellos. Ihm blieben noch ungefähr vierzig Minuten, falls sie zu Fuß gingen und keine halbe Stunde, wenn sie mit dem Wagen fuhren. Und das auch nur, wenn dichter Verkehr herrschte.
    Ihm blieb keine Zeit, abzuwarten. Panikerfüllt packte er die erstbeste Gelegenheit beim Schopf und entwischte ihnen, als sie vor ihm in die graue Limousine stiegen.

~ 7. Kapitel ~
     
    In dem Turner schlechte Nachrichten bringt
     
    Langsam ließ Prior den Blick seiner eisblauen Augen über die Symmetrie des Narbengeflechts wandern, das seine Hände wie ein groteskes Spinnennetz überzog. Die Wunde, die er sich selbst mit dem Dorn der kleinen Fibel zugefügt hatte, war längst verschlossen. Auch war sie zu gering, als dass sie Spuren hätte hinterlassen können. Sie war unbedeutend im Vergleich zu jenen Verletzungen, die ihre Stigmata überall auf seinem Leib hinterlassen hatten. Male wie Kainszeichen.
    Brandwunden wanden sich wie knotige Schlangenleiber über seinen gesamten Leib. Nach so langer Zeit waren sie verwachsen und glatter gewordenen. Die Narben an seinen Händen waren die tiefsten, und jedes Mal, wenn er sie ansah, erinnerten sie ihn an sein vergangenes Leid. Doch er brauchte keine Ikonen oder die Male auf seiner Haut, um sich zu besinnen. Zu tief war die Erinnerung in ihm verankert. Die beiden Objekte, die Fibel und das Eisen, dienten ihm, andere zu erinnern. Für sie war er schon viel zu lange Zeit vergessen.
    Er hingegen sah die Augen der Fut, die sich Serena nannte, immer noch vor sich. Er sah, wie sie sich über ihn beugte, mit ihrer klauenbewehrten Hand in seine Brust fuhr und ihm das Herz herausriss, wie es das Ritual zur Erschaffung eines neuen Vampirs verlangt. Der Schmerz war unbeschreiblich gewesen, doch nie war eine gnädige Ohnmacht gekommen, um ihn zu erlösen. Mit aller Macht rief er jetzt seine Sünden zu sich.
    Die Gier, die sie in ihn pflanzten, als sie ihn zu einem ihrer Art gemacht hatten, war schlimmer als jeder Hunger, den er in seinem Leben jemals hatte ertragen müssen. Sie war vernichtender als der Durst nach Wein oder dem Fleisch zwischen den Schenkeln seiner Frau.
    Versenkte er sich nun ganz hinein in diese Erinnerung, spürte er wieder ihr weiches Haar. Er fühlte auch die köstliche Zartheit ihrer Haut, die sich beinahe durchsichtig über die darunter schwellenden Adern an ihrem Hals spannte. Auch schmeckte er die befreiende Flut des hellroten Blutes, das entfesselt und so reichlich in seinen Mund geflossen war.
    In so heftigem Schwall war ihm der würzige Strom die Kehle hinabgeronnen, dass er unmöglich alles hatte schlucken können. Mehr als die Hälfte war verloren gegangen, während er würgend nach mehr gelechzt hatte. Damals war er jenseits jeglichen Verstehens gewesen. Heute jedoch wusste er alles, was er wissen musste.
    Heute wusste er, dass seine Dämonen Vampire waren und er kannte ihre Namen. Arweth, der Weißhaarige mit den brennend roten Augen. Serena, die willig für Arweth tötete und schließlich Malcolm, ihrer beider Sohn.
    Durch den Mord an Dorian Priors unsterblicher Seele hatten sie Rache genommen. Sie ließen ihn leiden für den Tod einer der ihren: Phoebe, eine Hexe von solch unheiliger Bösartigkeit, dass selbst der Teufel erbleichen mochte.
    Doch in Melacar hatte Prior ihren Herrn gefunden, den einen namens Maratos, und seine Lehren empfangen. Er war ein guter Schüler und nun bereit,
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