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Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis

Titel: Dunkles Erbe - Blut Der Finsternis
Autoren: Tanja Schröder
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seine Lektionen zu nutzen. Er musste nun bereinigen, was schon vor langer Zeit hätte bereinigt werden sollen. Sich der Waffen und Mittel der Hölle zu bedienen, um Gottes Werk zu tun, wandelte seine Vergehen in Recht. Der Herr sah, dass sein Herz rein war. Trank er denn gern das Blut so vieler Leiber? Brachte er denn gern all dieses Leid? Nein, sicher nicht. Und noch wichtiger war: Seine Opfer waren niemals Unschuldige. Er wählte unter den Huren. Er nahm sich die Diebe und Mörder. Allesamt verabscheuungswürdiges Gesindel, das in dunklen Gassen hauste.
    Dorian von Salmbach, allerorts bekannt als der Prior, kehrte seine Verdammung zum Guten. Wie einst befreite er die Welt vom Übel. Ehemals mit Feuer, heute mit seinem unstillbaren Durst tilgte er die Teufel und ihre Buhlen aus der Welt. Ihm war die heilige Erlösung gewiss.
    Zu deutlich sah er seinen Weg gezeichnet. Jedes folgende Ereignis griff so reibungslos in das vorhergehende. Was er tat, war ihm bestimmt. War seine Aufgabe erst einmal erfüllt, würde sich ihm das Portal zum Himmelreich öffnen und all seine Sünden waren ihm vergeben.
    Hexenpack, Dämonenvolk, Teufelsbrut! Ihr seit verdammt vor den Augen des Herrn! Ein markerschütternder Schrei quälte sich aus seiner Brust die Kehle hinauf. Der Laut erstarb, als die Hintertür seines Ateliers mit jähem Schwung aufgestoßen wurde. Eisiger Winterwind fuhr mit solcher Gewalt herein, dass er Priors weite, schwarze Robe bauschte.
    Dieser Wurm!, dachte Prior zitternd vor Zorn. Wie er winselt und bebt. Schnell schlug er den Deckel der Truhe zu und verbarg seine Heiligtümer vor den unwürdigen Augen seines schwatzhaften Sklaven, den er schon viel zu lange mit sich herumschleppte. Auch für diese erbärmliche Kreatur kam nun bald die Zeit, jenen Weg zu gehen, den all die anderen vor ihm gegangen waren. Oh, Herr, lass bald die Zeit anbrechen, da sie alle hinweg gefegt werden, betete er stumm.
    »Sie ... sie kommt ... nicht allein. Malc ... Malcolm ist dabei. Kommen gleich. Bin so schnell gel ...«
    Prior ließ den Schrei aus seiner Kehle fahren, den zuvor das atemlose Auftauchen seines so treu ergebenen Idioten so unwirsch unterbrochen hatte. Seine Faust krachte mit voller Wucht gegen die Kehle des Wächters. Dann kehrte Stille ein.
    »Du hast nichts gespürt, oder?«, fragte er leise. Mit traurigem Blicke betrachtete er Turners verrenkten Leib, der wie eine zerbrochene Gliederpuppe am Boden lag.

Teil  II
     
    Besuch trifft ein
    und
    Schreckliches geschieht
     
~ 1. Kapitel ~
     
    In dem Geheimnisvolles in Augenschein genommen wird,
    man jedoch keinerlei Erkenntnis gewinnt
     
    Die beiden Männer standen in der Halle neben der Eingangstür. Offensichtlich war Calman gerade erst eingetroffen. Von ihrem Versteck hinter dem Treppengeländer aus, konnte Karen nur die dunklen Silhouetten der Gestalten erkennen. Im Dämmerlicht der schwach beleuchteten Vorhalle waren sie als schemenhafte Schatten zu erkennen. Vorsichtig atmend kauerte sie neben der obersten Treppenstufe und lauschte ihren Stimmen.
    Einer Eingebung folgend, hatte Karen beschlossen, die beiden eine Weile zu beobachten. Sie wusste nicht, was diesen Wunsch in ihr weckte, doch wollte sie vor allem Calman in Ruhe betrachten, ehe sie ihn begrüßte. Sie wollte Veränderungen und Wohlvertrautes an ihm entdecken. Jemanden heimlich zu beobachten war von großer Intimität und so nahe wie in diese Minuten der Heimlichkeit würde sie Calman während ihres Zusammenseins nicht kommen. Jeder längere Blick, jede nachdenkliche Gesprächspause, in der einer den anderen einfach nur ansieht und seine Anwesenheit auf sich wirken lässt, löst unausweichlich Nervosität und Fragen aus. Anders war das bei Calman auch nicht. So aber gehörte er ganz ihr.
    Nachdenklich betrachtete sie die beiden Männer und lauschte ihren leisen Worten. Lucas und Calman. Männer, wie sie unterschiedlicher kaum sein konnten. Ihr Vater, Lucas Vale, und Calman, ihr Freund und Lehrer. Calman gefiel diese Bezeichnung nicht. Für sie aber war er und das Wissen, das Erleben, welches er ihr schenkte, das Tor zur Welt. Nicht nur zu der Welt der Hirudo, sondern vor allem das Tor in die Welt der Menschen. Gemeinsam hatten sie Paris, New York, Berlin, Moskau und zuletzt New Orleans bereist. Reisen, die in seiner Gesellschaft zu unvergesslichen Abenteuern wurden.
    Verwundert erkannte Karen jetzt wieder einmal die Unterschiede zwischen Lucas und Calman. Ihr Calman: lebensfroh bis an die Grenze zum
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