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Dunkler Winter

Dunkler Winter

Titel: Dunkler Winter
Autoren: David Luckett
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jetzt, Arbeiter, die nur mit Dolchen bewaffnet waren, und Raol wurde niedergeworfen und verschwand unter einem Rudel von ihnen, die auf ihn einstachen.
    »Und Sie, Silvus, Sie können Ihren Eid nicht brechen. Ich werde es nicht zulassen.« Er lächelte, und das Blut rann ihm aus den Mundwinkeln.
    Zu meiner Linken brüllte Eumas auf, als hätte er einen tödlichen Stoß empfangen. Mit meinem eigenen Abwehr kampf vollauf beschäftigt, riskierte ich einen schnellen Blick, aber er war noch auf den Beinen, und sein Bihänder kreiste sausend in einem Achterbogen. Die Kobolde wi chen vor ihm zurück, und er sprang unter sie und jagte sie auseinander. Nun schlug er einen nieder, flog herum und hieb einen zweiten in der Mitte durch. Das ließ einen hinter ihm, der zustieß. Schwester Winterridge köpfte den Kobold im nächsten Augenblick mit der Hellebarde und wurde selbst beinahe überwältigt. Ich musste ihr helfen, als Eumas allein auf Ruane zuwankte.
    Der Graf begrüßte ihn mit dem gleichen Lächeln und derselben grässlich blubbernden, pfeifenden Stimme. »Und Sie, Eumas. Sie verzehrten sich beinahe vor Kummer, als Sie dachten, Sie hätten mich verloren. Auch für Sie ist ein Eid etwas Lebendiges. Nun, hier bin ich, lebendig. Willkommen in meinen Diensten.«
    Eumas blickte auf sein Schwert. Er nickte und ließ es sinken.
    Dann flog es hoch, traf in einen weit ausholenden Schlag blitzenden Stahls, in den er sein ganzes Gewicht legte. Die schwere Klinge des Bihänders durchschlug den Harnisch von der rechten Hüfte bis zur linken Brustseite und spaltete das pochende Herz.
    Ruane blickte überrascht, dann verärgert. Plötzlich entsetzt. Er brach in die Knie, fiel vornüber, und ein Beben durchlief seinen Körper. Dann war er tot, und ein Wispern stieg von der Erde auf.
    »Ein Gelübde ist ein Gelübde«, sagte Eumas und schluchzte.
    Der Kobold, der versucht hatte, mit einem Flensmesser das Leben aus mir herauszulassen, hielt inne und starrte auf seine Hand, als hätte er eine Schlange im Griff. Er wich zurück. Sie wichen alle zurück. Dann ließen sie wie ein Mann ihre Waffen fallen und flohen in die Dunkelheit.
    Die Dunkelheit war nicht vollkommen. Leichter Schnee fall hatte eingesetzt. Und einen Augenblick später merkte ich, dass ich meine Hände sehen konnte. Über den Bergen sickerte mattes Grau in den Himmel.
    Und wir standen um unseren Herrn, schweigend, ohne uns zu bewegen, ohne zu denken. Beschämt und erschöpft und von Übelkeit befallen, als das Licht des neuen Tages wie eine Segnung über uns wuchs. So standen wir noch immer da, als die Schwestern zu uns kamen.
    Sie halfen uns zurück. Wie es schien, hatte ich einige Schnittwunden und Kratzer davongetragen. Eumas war es schlechter ergangen; ein Schwerthieb hatte eine Rinne in seinen Helm geschlagen, tief genug, dass er verwirrt war, vielleicht durch eine Gehirnerschütterung. Der Him mel weiß, wie er die Kraft fand, Ruane beinahe mitten durch zu schlagen.
    Ja, was das betrifft, glaube ich wirklich, dass der Himmel weiß, wie er sie fand.
    Hubert musste wieder genäht werden. Auch Schwester Winterridge. Raol hatte es am schlimmsten erwischt; er hatte eine Sammlung von Stich- und Schnittwunden da vongetragen, die bewiesen, dass seine Gegner unerfahren und schlecht bewaffnet gewesen waren. Sonst hätte er unter dieser Übermacht nicht überlebt.
    Er dachte, dass er sterben müsse. Als wir in die Festung zurückgetragen wurden, er, ich, Eumas und Schwester Winterridge auf Bahren, Silvus und Hubert noch auf eigenen Beinen, winkte er Silvus zu sich und sprach im Flüsterton zu ihm.
    Silvus war in einem Schockzustand, äußerlich ruhig, aber mit einem Gesicht, als wäre ihm gerade die Diagnose Pest gestellt worden. Raol musste ihn anzischen, dass er ihm Aufmerksamkeit schenkte, und daraufhin musste Raol Blut husten, aber am Ende, als wir in der Festung an kamen, sah ich zwischen seinen leeren Augen ein leichtes Stirnrunzeln kommen und gehen. Silvus hatte gerade ein Problem gelöst, und das erfreute ihn trotz seiner Trauer.
    Der Orden ist konsequent. Ich lag auf Befehl wieder im Bett, und das war das. Meine Kammer sah genau wie jene aus, in der ich letztes Mal gelegen hatte, nur gab es dies mal überhaupt keine Aussicht.
    Ich verbrachte die Zeit damit, Silvus’ Schritten zu lau schen. Er kam gerade, als ich den Entschluss gefasst hatte, aufzustehen, nackt oder nicht. Ich zog die Decken wieder über mich.
    Silvus klopfte an den Türrahmen. Auf mein Grunzen hin trat
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