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Dunkler Schnee (German Edition)

Dunkler Schnee (German Edition)

Titel: Dunkler Schnee (German Edition)
Autoren: Barbara Klein
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zeigen, denkt sie und reißt die Arme hoch. Doch es ist so dunkel, dass dies keinen Erfolg zeigen wird.
    Licht! Ich brauche Licht! Ihr fällt das Handy wieder ein, das sie krampfhaft die ganze Zeit in der Hand hält. Mit klammen Fingern bringt sie das Display zum Leuchten und hält es in die Höhe. Der Pflug ist nicht mehr weit weg, sie hört das Brummen des Motors und merkt eine Veränderung am Geräusch. Es wird erst lauter, dann leiser; der Pflug verringert das Tempo und hält schließlich wenige Meter vor Marisa.
    Der Fahrer öffnet die Tür; ein bärtiges Gesicht, umrahmt von einer karierten Tweedmütze mit Ohrenklappen fragt mit besorgtem Ausdruck: „Ma’m?“ Der Mann nickt ihr aufmunternd zu. „Haben Sie den Unfall gemeldet?“

    Die Lichter der Fahrzeuge verwandeln die Schneeflocken in farbige Tupfer. Ein Polizist, bekleidet mit einer russischen Fellmütze stellt Fragen. Marisa zittert. Der Fahrer des Schneepfluges hat ihr eine Decke umgelegt, doch sie zittert noch immer. Außerdem versteht sie nicht, was der Polizist von ihr will. Irgendwann kommt ein weiteres Polizeifahrzeug zur Unfallstelle und verstärkt mit seinem Geflacker die bunten Tupfer, die auf und ab und kreuz und quer fliegen. Lustig ist das, denkt Marisa. Auch der zweite Polizist bekommt von Marisa keine Antworten. „Ich will nach Hause“, sagt sie, und da sie deutsch spricht, bekommt sie keine Antwort darauf. Plötzlich taucht eine freundliche, bekannte Stimme auf. Adam! „Da bist du ja!“, sagt Marisa und lächelt ihn an. Adam sieht ernst aus, er fasst sie um die Taille und führt sie zum Auto. Todd ist auch da. Marisa lässt sich auf den Rücksitz plumpsen und legt sich auf die Seite. Sie schließt die Augen. War irgendwie ein Scheißtag, denkt sie, weiß aber nicht mehr, warum. Im Einschlafen hört sie Adam und Todd darüber sprechen, dass die Polizisten irgendwen gesucht haben, der Georg heißt, aber sie ihn nicht gefunden haben.

34. und dann …
    „Ich bin so aufgeregt!“ Marisa eilt vom Schlafzimmer in den Flur, holt eine Tasche, stolpert über ihren Koffer, der mit seinen Ausmaßen den Gang zum Wohnzimmer blockiert, geht ins Wohnzimmer, packt Reisepass und Portmonee ein und bleibt mit erhitztem Gesicht mitten im Zimmer stehen. Sie strahlt.
    „Es ist so schön, dich wieder lachen zu sehen“, sagt Gudrun und nimmt die Tochter in den Arm.
    „Ja, vielleicht gibt es doch noch so was wie ausgleichende Gerechtigkeit; die Hoffnung hab ich jedenfalls noch.“
    „Du hast es verdient, glücklich zu werden, und ich bin froh, dass du eine Entscheidung getroffen hast.“
    „Danke, Mama. Ohne euch wär ich jetzt nicht so gut drauf.“
    Gudrun lächelt, aber dennoch verfinstert sich für einen Moment ihre Miene, als sie fragt: „Und die Sache mit Volker? Ist denn alles geklärt zwischen euch?“
    „Ja, ist es. Mach dir keine Sorgen. Wir bleiben freundschaftlich verbunden. Er ist noch immer in Behandlung und ich hab mit mir genug zu tun; da kann ich mich nicht auch noch um seine Genesung kümmern.“
    Gudrun nickt nur und sagt: „Na gut, wenn du nun alles beisammen hast, dann fahren wir zum Flughafen. Es wird Zeit!“

    In der Abflughalle vom Düsseldorfer Flughafen treffen sie Claus, der eine Schachtel Schokolade und eine zusammengerollte Zeitung in Händen hält. „Da seid ihr ja“, begrüßt er die beiden. „Warum musst du nur so weit wegfliegen?“ Er seufzt.
    „Claus, fang nicht schon wieder an!“, mahnt seine Frau und tätschelt seinen Arm. Dann sieht sie sich um. „Hättest du nicht von Köln fliegen können?“
    Marisa lacht und Claus sagt: „Fang nicht schon wieder davon an!“, wobei er zwinkert.
    „Nein, Mama, dann hätte ich über Heathrow fliegen müssen. Frankfurt als Zwischenstation ist mir lieber, das weißt du doch“, erklärt Marisa.
    Claus merkt noch an: „Gewisse Dinge ändern sich niemals. Deine Mutter als Ur-Kölnerin wird sich nie mit den Düsseldorfern anfreunden!“
    „Ja, schön zu wissen, dass sich manches niemals ändert“, gibt Marisa zur Antwort. Ihr Handy meldet eine SMS: Guten Flug! lautet die Botschaft; sie ist von Volker. Marisa lächelt und schaltet ihr Telefon ab.
    Ihr Vater klappt die Zeitung auf. „Hast du’s gesehen?“
    „Ja, hab ich.“
    Auf dem Titelblatt prangt die Nachricht: Leiche aus dem Rhein identifiziert!
    In kleineren Lettern wird der Leser darüber informiert, dass in Köln die Mafia zugeschlagen habe. Das Opfer sei der bekannte und beliebte Praxisinhaber Georg M. Der
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