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Dunkler Fremder

Dunkler Fremder

Titel: Dunkler Fremder
Autoren: Jack Higgins
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wild nach
ihm aus.
      Shane taumelte zurück, prallte gegen Lomax, und
Faulkners Fuß glitt ab. Er machte einen Schritt
rückwärts in den leeren Raum, einen Augenblick lang schien er
dort frei zu schweben,
ehe er mit einem schrecklichen Aufschrei verschwand.
      Der Schrei schien Shanes Gehirn zu durchdringen,
begann dort in immer enger werdenden Kreisen umherzuwirbeln, und dann
verschmolzen die Lichter der untenliegenden Stadt zu einer ständig
wachsenden Kugel, die vor seinen Augen zu rotieren begann, bis sie
schließlich explodierte und er in tiefe Finsternis versank.

    16

      Als Shane erwachte, war es still um ihn – sehr
still, und er fand sich in einer ihm fremden Umgebung wieder. Er lag in
einem schmalen Hospitalbett, und die Wände und sämtliche
Möbel in dem kleinen Raum waren weiß gestrichen.
      Nach einer Weile versuchte er sich aufzusetzen. Aus
einem unerklärlichen Grund fühlte sein Kopf sich wie
losgelöst von seinem übrigen Körper an, und als er mit
der Hand nach seiner Stirn griff, spürte er einen dicken Verband.
      Er versuchte sich noch weiter aufzurichten, doch in
diesem Augenblick wurde die Tür geöffnet und eine
Krankenschwester betrat den Raum. Sie war eine große Frau in
mittleren Jahren mit einem freundlichen Gesicht und großen
kräftigen Händen. Sie trat rasch an sein Bett und schob ihn
sanft in die Kissen zurück. »Sie dürfen das nicht
tun«, sagte sie besänftigend. »Sie sollten sich
überhaupt nicht bewegen.«
      »Wo bin ich?« fragte Shane. »Was ist passiert?«
      »Sie sind in einem Privatzimmer im General
Hospital in Burnham«, antwortete die Krankenschwester. »Sie
befinden sich seit fünf Tagen hier.«
      Shane runzelte die Stirn. »Seit fünf Tagen? Das verstehe ich nicht.«
      Mit flinken Bewegungen zog sie seine Decke glatt und
griff dann nach einer Fieberkurve, die an einem Haken über dem
Bett hing. »Sie haben eine sehr schwere Operation
überstanden«, erklärte sie. »Es ist ein Wunder,
daß Sie überhaupt noch da sind.«
      Für einen Augenblick schien ihm ihre Stimme in
der Ferne zu verklingen, überließ ihn sich selbst,
während er über die mögliche Bedeutung ihrer Worte
nachdachte. Doch dann holte er tief Atem und fragte: »Wollen Sie
damit sagen, daß ich die Operation hinter mir habe, die
erforderlich war, um die Granatsplitter aus meinem Gehirn zu
entfernen?«
      Sie nickte. »Ganz richtig. Sie wurden in einem
schrecklichen Zustand zu uns gebracht. Sir George Hammond kam extra mit
dem Flugzeug von London hergeflogen, um die Operation auszuführen.
Er hoffte, daß Sie wieder zu Bewußtsein kommen würden,
bevor er wieder abreisen mußte, aber er hatte gestern einen
anderen wichtigen Operationstermin in Deutschland, darum mußte er
wieder fort.«
      »Dann werde ich also doch nicht sterben«, sagte Shane nachdenklich.
      Sie lachte fröhlich auf. »Lieber Himmel,
nein. Sie werden vielleicht noch eine oder zwei Wochen hier bleiben
müssen, aber Sie werden wieder völlig gesund sein, wenn Sie
entlassen werden.«
      Sie verließ das Zimmer, und er legte sich wieder
in die Kissen zurück und blickte zur Decke auf, plötzlich
leer, ausgehöhlt und ohne jede Empfindung. Später würde
er sich vielleicht erleichtert fühlen, doch im Augenblick empfand
er gar nichts. Nur eine Leere, eine Kälte, die ihn erfüllte
und die unbeschreiblich war.
      Kurz darauf erschien ein Arzt, der ihn einer
Routineuntersuchung unterzog, und anschließend brachte ihm die
Kranken schwester etwas zu essen. Als sie ihm ein Tablett über die
Knie stellte, entdeckte er in einer Vase nahe dem Fenster einen
Blumenstrauß, und er fragte, woher die Blumen stammten. Sie
lächelte. »Eine junge Dame hat sie gebracht«,
antwortete sie, »eine Miß Faulkner, soviel ich
weiß.«
      Shane bemühte sich, beiläufig und unbefangen zu klingen. »Ist sie hier gewesen?«
      »Sie war jeden Tag hier«, antwortete die
Schwester. »Ich mußte ihr versprechen, sie sofort
anzurufen, sobald sie aufwachen würden.«
      Nachdem sie das Tablett wieder fortgetragen hatte,
legte er sich wieder in die Kissen zurück und blickte durch das
Fenster hinaus und dachte an Laura Faulkner. Seine Sinne schienen ihm
schärfer zu sein, klarer und deutlicher als ihm früher je
bewußt gewesen war. Er konnte von den Blumen auf der anderen
Seite des Zimmers her sogar ihren Duft wahrnehmen, und eine
schmerzhafte Sehnsucht nach Laura erfaßte ihn. Als unerwartet die
Tür plötzlich wieder
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