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Dunkler Fremder

Dunkler Fremder

Titel: Dunkler Fremder
Autoren: Jack Higgins
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Es
machte ihm Mühe zu sprechen, und er schüttelte den Kopf, als
er sagte: »Du bist trotzdem ein teuflisches Risiko
eingegangen.«
      Simon Faulkner nickte. »Aber es lohnte sich.
Verstehst du, ich mußte mit mindestens fünf Jahren rechnen,
wenn ich nach Hause zurückkam. Ich hatte sehr gewagt mit Geldern
der Firma an der Börse spekuliert. Ich wußte, daß das
nach wenigen Wochen aufgedeckt werden würde. Deshalb hatte ich
mich freiwillig nach Korea gemeldet.«
      »Ich weiß«, erwiderte Shane.
»Deine Schwester hat mir das alles erzählt.«
Plötzlich kam ihm ein Gedanke, und er fragte mit einem leichten
Stirnrunzeln: »Aber sage mir noch – hat Laura über all
das Bescheid gewußt?«
      Faulkner nickte. »Ja, ich habe da einen sehr
dummen Fehler gemacht. Als die Chirurgen mit ihren Operationen an
meinem Gesicht fertig waren, war ich fest überzeugt, daß
nicht einmal meine Mutter in der Lage sein würde, mich von dem
Mann zu unterscheiden, der dort wirklich entlassen wurde. Ich
entschloß mich, eine Probe aufs Exempel zu machen und schrieb an
Laura, setzte ihr auseinander, daß ich mit ihrem Bruder zusammen
in Korea gewesen sei, und sie forderte mich daraufhin auf, sie
aufzusuchen.«
      »Und sie hat dich erkannt?« fragte Shane ungläubig.
      »Glaub mir, oder auch nicht – es war meine
Handschrift, die sie erkannt hat.« Faulkner lachte. »Eine
kleine hübsche Ironie des Schicksals.«
      »Und du hast ihr gegenüber alles eingestanden?«
      Faulkner nickte. »Es schien keinen Sinn zu
haben, irgend etwas abzustreiten, und außerdem war ich vollkommen
sicher. Sie wollte keinen weiteren Skandal. Er hätte meinen Vater
umgebracht.«
      »Und wann fing es damit an, daß wirklich etwas schiefging?« fragte Shane.
      Faulkner hob wieder die Schultern. »Als der
Krieg beendet wurde und die Chinesen anfingen, die Kriegsgefangenen zu
entlassen. Ich entschloß mich, den Stier bei den Hörnern zu
packen, und suchte als erstes Crowther auf, als ich nach Hause kam. Er
hegte keinen Augenblick auch nur den geringsten Verdacht. Reggie Steele
suchte mich auf, noch ehe ich ihn einladen konnte. Er ließ mich
fünf oder zehn Minuten lang eine ziemliche Schau abziehen und
erklärte mir dann, er wüßte verdammt genau, wer ich
wirklich sei. Er war von den Trümmern halb verschüttet
worden; seine Beine waren eingeklemmt, aber er hatte gesehen, daß
ich unverletzt aus dem Tempel entkommen war.«
      »Und du mußtest ihn dafür bezahlen, daß er dichthielt?«
      Faulkner nickte bestätigend. »Zunächst
suchte ich nach einer Möglichkeit, wie ich ihn mir vom Hals
schaffen könnte, doch dann eröffnete er seinen Klub, und ich
erkannte die Möglichkeiten, die sich aus einer Zusammenarbeit mit
ihm boten. Er fungierte als Strohmann, und ich hatte das Kommando.
Während der letzten Jahre haben wir eine ganze Menge Geld
gemacht.«
      »Ist dir bekannt, daß er deine Schwester erpreßt hat?« fragte Shane.
      Faulkner schüttelte den Kopf. »Ich
fürchte, Laura hat sich da sehr töricht verhalten. Steele
drohte ihr, mich bei meinem Vater zu verraten, wenn sie sich nicht auf
sein Spiel einließ. Sie hat jahrelang sinnlos darunter gelitten,
dabei hätte sie mir doch nur ein Wort zu sagen brauchen, und ich
hätte dem mit einem Telefongespräch ein Ende gemacht.
Andererseits wußte sie aber auch nichts von meiner Verbindung zu
Steele.«
      Shane hatte mittlerweile Mühe, sich zu
konzentrieren. Er schloß die Augen und wischte sich mit der Hand
über die Stirn. »Was war dann mit Wilby? Welche Rolle hat er
gespielt?«
      Faulkner seufzte. »Das war einer von Steeles
Fehlern. Ich nehme an, er bildete sich etwas darauf ein, daß er
den großen Boß spielen und für einen alten Kameraden
etwas tun konnte, der ihn anbettelte.«
      »Vermutlich ist er hinter dein Geheimnis gekommen.«
      Faulkner nickte zur Bestätigung. »Er
belauschte uns eines Abends, als ich mit Steele in dessen Büro
sprach. Es war leicht, ihm den Mund zu stopfen. Zunächst einmal
hatte er eine Todesangst vor mir, und außerdem war er
glücklich und zufrieden, solange er genug Geld hatte, um sich
vollaufen zu lassen. Bedauerlicherweise änderte sich das zu meinem
Nachteil, als du auf der Bildfläche auftauchtest.«
      »Und du hast ihn dann in diesen Gasofen gesteckt.«
      Faulkner nickte ungerührt. »Plötzlich
hatte er mehr Angst vor dir als vor mir. Er schrieb mir einen Brief, in
dem er gestand, daß er es nicht mehr ertragen könne
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