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Dunkler Dämon

Dunkler Dämon

Titel: Dunkler Dämon
Autoren: Jeff Lindsay
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Schmerz der Familien ausschlachteten, indem sie berichteten, dass sie erst vor kurzem in ein neues Haus gezogen waren. Ich vernahm ein leises Kichern aus dem Schatten und sah genauer hin.
    Es war wirklich ziemlich subtil. Detective Dexter musste ganz schön graben, denn zunächst schien es tatsächlich keinerlei Verbindung zu geben. Die fraglichen Familien lebten in verschiedenen Vierteln, was eine Reihe von Möglichkeiten ausschloss. Sie besuchten verschiedene Kirchen, verschiedene Schulen und hatten verschiedene Umzugsunternehmen beauftragt. Aber wenn der Dunkle Passagier lacht, tut gewöhnlich jemand etwas Seltsames. Und letzten Endes entdeckte ich die Verbindung: Beide Häuser waren von derselben Immobilienfirma vermittelt worden, einem kleinen Büro in South Miami mit nur einem Makler, einem heiteren und freundlichen Mann namens Randy MacGregor.
    Ich grub ein wenig tiefer. MacGregor war geschieden und lebte allein, in einem kleinen Betonquaderhaus jenseits der Cutler Road in South Miami. Er besaß einen acht Meter langen Kabinenkreuzer, der im Matheson-Hammock-Jachthafen lag, relativ nah an seinem Haus. Das Boot wäre zudem ein äußerst angenehmer Spielplatz, eine Möglichkeit, seine kleinen Kumpane auf die angrenzende offene See zu schaffen, wo er weder gesehen noch gehört wurde, während er forschte, ein wahrer Kolumbus des Schmerzes. Und außerdem konnte er sich hier auf prächtige Weise der unordentlichen Überreste entledigen; nur wenige Meilen vor Miami bot der Golfstrom eine beinahe bodenlose Müllkippe. Kein Wunder, dass die Leichen der Jungen nie gefunden worden waren.
    Die Methode war so einleuchtend, dass ich mich fragte, warum ich selbst noch nicht darauf gekommen war, meine Überreste auf diese Weise zu recyceln. Ich Dummchen; ich benutzte mein kleines Boot nur zum Fischen und für Fahrten rund um die Bucht. Und hier hatte MacGregor eine vollkommen neue Art gefunden, einen vergnüglichen Abend auf dem Wasser zu verbringen. Es war ein sehr sauberer Einfall, und ich beförderte MacGregor umgehend an die Spitze meiner Liste. Nennen Sie mich unvernünftig, sogar unlogisch, da ich im Allgemeinen wenig Verwendung für Menschen habe, aber aus irgendeinem Grund liegt mir an Kindern. Und wenn ich jemanden finde, der Jagd auf Kinder macht, ist es so, als hätte er dem Düsteren Oberkellner zwanzig Dollar zugesteckt, um an die Spitze der Warteschlange zu gelangen. Ich würde fröhlich die Samtkordel lösen und MacGregor hineinwinken – vorausgesetzt, er tat, was er zu tun schien. Selbstverständlich musste ich absolut sicher sein. Ich habe es immer zu vermeiden gesucht, die falsche Person aufzuschlitzen, und es wäre eine Schande, jetzt damit anzufangen, selbst wenn er nur ein Makler war. Und mir kam in den Sinn, dass der beste Weg, sich zu vergewissern, ein Besuch auf dem fraglichen Boot wäre.
    Zu meinem Glück war der nächste Tag regnerisch. Ich möchte das nicht ausschließlich als mein Verdienst ansehen: Generell regnet es im Juli jeden Tag. Aber das hier sah nach einem lang andauernden Unwetter aus, genau das, was Dexter bestellt hatte. Ich beendete früh meine Arbeit im forensischen Labor der Polizei von Miami Dade und fuhr über die LeJeune zur Old Cutler Road. Ich bog nach links zum Matheson Hammock Park ab; wie ich gehofft hatte, war er vollkommen verlassen. Aber ungefähr hundert Meter vor mir befand sich ein Wachhäuschen, in dem jemand begierig darauf wartete, mir für das Privileg, den Park zu betreten, vier Dollar abzuknöpfen. Es schien eine gute Idee, nicht an dem Wachhäuschen in Erscheinung zu treten. Selbstverständlich war es wichtig, die vier Dollar zu sparen, aber noch bedeutsamer war, dass ich an einem regnerischen Tag mitten in der Woche vielleicht ein klein wenig verdächtig gewirkt hätte – etwas, das ich, besonders eingedenk meines Hobbys, zu vermeiden trachte.
    Links der Straße befand sich ein kleiner Rastplatz. Ein alter Picknickunterstand aus Korallengestein stand am rechten Seeufer. Ich stellte meinen Wagen ab und zog eine leuchtend gelbe Öljacke an. Darin fühlte ich mich ausgesprochen seemännisch, genau die richtige Bekleidung, um in das Boot eines mörderischen Pädophilen einzubrechen. Zudem war ich darin höchst sichtbar, aber deswegen machte ich mir kaum Gedanken. Ich würde den Radweg nehmen, der parallel zur Straße verlief. Er wurde von Mangroven abgeschirmt, und im unwahrscheinlichen Fall, dass ein Aufseher den Kopf aus der Hütte in den Regen streckte,
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