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Dunkler Dämon

Dunkler Dämon

Titel: Dunkler Dämon
Autoren: Jeff Lindsay
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seit seinem Eintritt ins Department in mehrere Schießereien mit tödlichem Ausgang verwickelt gewesen, die von der internen Dienstaufsicht sämtlich als gerechtfertigt erklärt wurden.
    Aber bedeutender als diese Informationen war meine Entdeckung, dass irgendwo hinter der tiefen Verärgerung, die ständig in seinem Blick flackerte, ein Widerhall des Kicherns meines eigenen Dunklen Passagiers lauerte.
    Es war nur das kaum wahrnehmbare Klingeln eines sehr kleinen Glöckchens, aber ich war sicher. Genau wie ich teilte Doakes seinen Platz mit einem anderen Etwas. Nicht ganz genau demselben, aber einem sehr ähnlichen, ein Panter, verglichen mit meinem Tiger. Doakes war Polizist, aber gleichzeitig ein eiskalter Killer. Ich hatte keine echten Beweise, aber ich war so sicher, wie ich nur sein konnte, ohne mit eigenen Augen gesehen zu haben, wie er einem unachtsamen Fußgänger den Kehlkopf eindrückte.
    Als vernunftbegabtes Wesen sollte man annehmen, dass er und ich eine gemeinsame Grundlage finden könnten, zusammen einen Kaffee zu trinken und unsere Passagiere zu vergleichen, übers Geschäft zu reden und über Schneidetechniken zu plaudern. Aber nein: Doakes wollte mich tot sehen. Und es fiel mir schwer, seine Sicht der Dinge zu teilen.
    Doakes hatte zum Zeitpunkt ihres ein wenig verdächtigen Todes mit Detective LaGuerta zusammengearbeitet, und seit damals waren seine Gefühle für mich zu etwas ein bisschen Aggressiverem als einfacher Abscheu gewachsen. Doakes war überzeugt, dass ich etwas mit LaGuertas Tod zu tun hatte. Das war total unwahr und vollkommen ungerecht. Ich hatte nichts anderes getan, als zuzusehen – und welchen Schaden hätte ich so anrichten sollen? Selbstverständlich war ich dem wahren Killer bei der Flucht behilflich gewesen, aber was konnte man erwarten? Was für eine Art Person würde den eigenen Bruder ausliefern? Zumal, wenn er so ordentliche Arbeit ablieferte?
    Nun, leben und leben lassen, wie ich immer sage. Na ja, zumindest ziemlich oft. Sergeant Doakes konnte denken, was er wollte, es störte mich nicht. Es existieren noch immer sehr wenige Gesetze gegen das Denken, auch wenn ich sicher bin, dass sie in Washington sehr hart daran arbeiten. Nein, welchen Verdacht der Sergeant auch immer gegen mich hegte, nur zu. Aber jetzt, da er sich entschlossen hatte, aufgrund seiner unreinen Gedanken zu handeln, war mein Leben ein heilloses Durcheinander.
    Dexter, der neben der Spur läuft, entwickelte sich rasch zu Dexter, dem Dementen.
    Und warum? Wie hatte diese ganze widerwärtige Schweinerei angefangen? Ich hatte nur versucht, ich selbst zu sein.

[home]
    2
    H in und wieder gibt es Nächte, in denen der Dunkle Passagier einfach zum Spielen nach draußen muss. Wie Gassigehen. Man kann das Bellen und Kratzen an der Tür nur eine gewisse Zeit ignorieren, dann muss man das Biest rauslassen.
    Nicht lange nach Detective LaGuertas Beerdigung kam eine Zeit, in der es vernünftig schien, auf das Flüstern vom Rücksitz zu hören und den Plan für ein kleines Abenteuer zu schmieden.
    Ich hatte einen perfekten Spielkameraden ausfindig gemacht, einen sehr überzeugenden Immobilienhändler namens MacGregor. Er war ein glücklicher, heiterer Mann, der es liebte, Häuser an Familien mit Kindern zu verkaufen. Besonders mit kleinen Jungen; MacGregor war überaus angetan von Jungen im Alter zwischen fünf und sieben Jahren. Sterblich verliebt war er in fünf, von denen ich mit Sicherheit wusste, und höchstvermutlich in einige mehr. Er war gerissen und vorsichtig, und ohne einen Besuch des Finsteren Pfadfinders Dexter würde er wahrscheinlich noch sehr lange Glück haben. Man kann der Polizei nur schwerlich einen Vorwurf machen, zumindest in diesem Fall. Wenn ein kleines Kind verschwindet, kommen wohl nur sehr wenige Menschen auf die Frage: »Aha! Und wer hat der Familie das Haus verkauft?«
    Natürlich sind auch nur sehr wenige Menschen Dexter. Und das ist im Allgemeinen auch gut so, aber in diesem Fall kam es sehr gelegen, dass es ihn gibt. Vier Monate, nachdem ich in einer Zeitung einen Bericht über einen vermissten Jungen gelesen hatte, stieß ich auf einen sehr ähnlichen Artikel. Die Jungen waren etwa gleichaltrig; bei Details wie diesem klingelt bei mir immer ein Glöckchen, und ein Mr. -Rogers-Flüstern summt in meinem Verstand: »Hallo, Nachbar.«
    Und so grub ich die erste Geschichte wieder aus und verglich die beiden Artikel miteinander. Ich registrierte, dass die Zeitungen in beiden Fällen den
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