Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz
Autoren: Marco Vichi
Vom Netzwerk:
netten Herren aus Beirut gelernt.«
    »Waren die wegen Drogen oder Raub in Urlaub?«
    »Wegen Mord, aber sie konnten wirklich großartig kochen.« Botta küsste seine Fingerspitzen.
    »Schläfst du?«, flüsterte Rosa, während sie ihm den Nacken massierte.
    »Ach was …«, knurrte Casini. Er hatte die Schuhe ausgezogen und lag mit dem Bauch nach unten auf dem Sofa. Auch in der Gegend um Santa Croce gab es seit diesem Morgen endlich wieder Strom, doch Rosa zündete immer noch Kerzen an, die zitternde Schatten an die Wände warfen, weil sie das schöner fand. Die Katzen jagten einander wie gewohnt durch die gesamte Wohnung und rutschten mit den Pfoten über den Boden wie in einem Zeichentrickfilm. Krümelchen hatte zugenommen und sah jetzt aus wie eine Fellkugel.
    »Du bist komisch …«, meinte Rosa.
    »Warum?«
    »Den ganzen Abend ziehst du ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter.«
    »Ich bin nur ein wenig müde.«
    »Dazu kenne ich dich zu gut, mein großer Affe. Du verheimlichst mir etwas.«
    »Na gut, ich erzähle es dir. Aber du musst mir glauben.«
    »Was ist denn los?«, fragte Rosa neugierig.
    »Ich habe mich verliebt.«
    »Nein, wie ist das möglich? Das ist dir ja noch nie passiert.« Rosa kicherte hysterisch.
    »Was kann ich denn dafür, wenn es immer darauf hinausläuft?«
    »Wer sich immer wieder verliebt, verliebt sich nie richtig …«
    »Lass mir doch wenigstens die Hoffnung, Rosa.«
    »Und wie ist die Ärmste, die diesmal an der Reihe ist? Ist sie schön?«
    »Wunderschön.«
    »Und natürlich jung.«
    »Fünfunddreißig«, log Casini und machte Eleonora mindestens zehn Jahre älter.
    »Also komm, du könntest ihr Vater sein …«
    »Alter ist doch nicht so wichtig«, verteidigte sich Casini, während er überlegte, dass er ihr Großvater sein konnte.
    »Ist sie groß?«
    »Nicht sehr, aber sie hat was … na ja … wie von einer griechischen Statue.«
    »Blond oder brünett?«
    »Tiefschwarzes Haar.«
    »Na siehst du, dass Amelia recht hatte?«, sagte Rosa triumphierend.
    »Das ist purer Zufall.«
    »Ich hoffe es für dich.«
    »Was meinst du damit?«
    »Die Karten haben gesagt, es würde nicht lange halten.«
    »Danke, dass du mich daran erinnert hast …«
    »Das kann dir doch egal sein, oder? Du glaubst ja nicht an die Karten.« Sie zerzauste ihm die Haare. Leider war die Massage jetzt beendet. Casini setzte sich auf. Rosa hatte ihn kräftig durchgewalkt, und er fühlte sich flau. Er schaute auf die Uhr. Kurz vor elf. Vielleicht wartete Eleonora schon in seiner Wohnung …
    »Ich gehe jetzt schlafen, Rosa.«
    »Komm, noch einen letzten kleinen Cognac …«
    »Nur einen Fingerbreit.«
    »O mein Gott, das Alter macht dir aber schon ganz schön zu schaffen«, sagte Rosa und schenkte zwei Gläser bis zum Rand ein. Casini leerte seines in einem Zug, denn er wollte so schnell wie möglich nach Hause.
    »Ich gehe …«
    »Du hast es aber eilig.«
    »Ich bin todmüde.« Casini zog sich die Schuhe an. Rosa schnappte sich das Kätzchen und brachte ihn zur Tür.
    »Krümelchen, verabschiede dich vom Commissario. Er hat dir das Leben gerettet.«
    »Ciao, Einauge«, sagte Casini und streichelte den Kopf des Kätzchens mit einem Finger. Er küsste Rosa auf die Wange, bevor er die Stufen hinunterging.
    »Grüß mir deine Hübsche«, sagte sie kokett, warf ihm ein Küsschen zu und schloss die Tür. Casini biss sich nervös auf die Lippe, er hoffte, dass Eleonora wirklich zu Hause auf ihn wartete. Er hatte sie noch nie so sehr gebraucht wie gerade an diesem Abend. Aber er wollte sich nicht zu sehr im Voraus freuen, deshalb stellte er sich schon mal auf eine lange, einsame Nacht ein.
    Während er Richtung San Frediano fuhr, dachte er über Bottas Vorschlag mit dem libanesischen Essen nach, um sich auf andere Gedanken zu bringen. Nächsten Sonntag? Oder lieber doch am Samstag? Er würde Diotivede einladen, Dante, Piras und Dottor Fabiani, wie schon zu anderen Gelegenheiten. Vielleicht würde er dann nach dem Essen bei einem Glas die nette Geschichte vom Metzger und seinen Freunden erzählen …
    Er sah oft in den Rückspiegel, da er den Eindruck hatte, dass der dunkle Wagen hinter seinem, ihm schon zu lange folgte. Berufskrankheit eines Bullen, natürlich, aber es war besser, auf Nummer sicher zu gehen. Deshalb bremste er abrupt, um den Wagen vorbeizulassen. Während das Auto ihn überholte, spähte er in dessen Inneres. Nichts, was ihn misstrauisch gemacht hätte. Ein Lancia Appia mit einem Paar in den Sechzigern.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher