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Dunkle Träume (Wächterschwingen) (German Edition)

Dunkle Träume (Wächterschwingen) (German Edition)

Titel: Dunkle Träume (Wächterschwingen) (German Edition)
Autoren: Inka Loreen Minden
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würde jedoch niemals einen Partner haben können, mit dem er regelmäßig Sex hatte. Das würde ihn töten.
    »Kleiner … hör mal«, begann er zögerlich und war versucht, seine Hand auf Jamies zu legen, die auf dem Geländer ruhte. »Ich kann dir helfen, wenn du mich lässt.«
    Jamie ließ den Kopf hängen. »Niemand kann mir helfen«, flüsterte er. »Zorell ist zu stark. Ich komme kaum noch gegen ihn an.« Plöt z lich wurde seine Stimme lauter und er schaute Nick an. »Bitte sag meiner Schwester, dass ich sie über alles liebe. Aber ich sehe keinen anderen Ausweg.«
    »Wovon sprichst du?« Er wollte ihn am liebsten schütteln.
    Bevor Nick irgendwie handeln konnte, schwang sich Jamie vor seinen Augen über das Geländer.
    »Merda!« Sofort sprang er hinterher. Kopfüber stürzte er sich in die Dunkelheit und sah den taumelnden Körper zwei Armeslängen tiefer. Nick verfluchte sich, weil er nicht erkannt hatte, was Jamie plante. Verzweifelt versuchte er, schneller zu fallen als Jamie, indem er wie ein Pfeil in die Tiefe schoss, um den Luftwiderstand zu ve r ringern. Als sie bestimmt schon dreißig Stockwerke abgestürzt w a ren, bekam er Jamie am Hosenbein zu fassen, riss ihn an sich, presste ihn gegen seine Brust und breitete die Schwingen aus. Der abrupte Widerstand riss ihm beinahe die Schulterblätter heraus, doch er biss die Zähne zusammen, um den Fall abzubremsen. Sie waren immer noch zu schnell und gemeinsam mit Jamies Gewicht zu schwer.
    In der dunklen Gasse unter sich erspähte Nick vollgestopfte Mül l tüten. Darauf steuerte er zu, drehte sich kurz vor dem Aufprall he r um und landete auf den Beuteln. Quälende Schmerzen explodierten in seiner Wirbelsäule – aber Jamie lag sicher an seiner Brust. Er war unverletzt, das war alles, was zählte. Ohne ihn loszulassen, setzte sich Nick zwischen den aufgeplatzten Beuteln auf. Er war so e r schüttert, dass er kaum sprechen konnte. »Wieso … wolltest du dich umbri n gen?« Was quälte ihn so sehr, dass er nicht mehr leben wol l te?
    Jamie starrte ins Nichts und antwortete erst nach einer Weile flü s ternd: »Ich bin doch längst tot. Was hat mein Leben noch für einen Sinn?«
    »Was ist passiert? Bitte rede endlich mit mir«, sagte Nick sanft und strich ihm das Haar aus der Stirn. Plagten ihn Schuldgefühle, weil Zorell stärker war als er und deswegen seine Eltern tot waren? Has s te er ein Leben, das er mit einem Dämon teilen musste, der, wann immer ihm danach war, seinen Körper übernehmen konnte? Nick dachte scharf nach. Als er damals in Vincents Klan gekommen war, hatte er geglaubt, Jamie würde sich erholen. Es hatte den Anschein erweckt, er würde sich gegen Zorell durchsetzen; doch bald hatte sich der Kleine total zurückgezogen. Ob er sich verloren gefühlt ha t te, weil sein bester Freund Ash nun ein Engel war und kaum noch Zeit für ihn hatte? Fühlte er sich einsam, weil seine Schwester schwer verliebt in einen Goyle war, von dem sie ein Kind erwartete? Kam sich Jamie ausgeschlossen vor? Noir tat alles, um ihn glücklich zu machen, beschäftigte ihn, ließ ihn an ihrem Leben teilhaben, zeigte ihm ihre Liebe. All das schien nicht zu reichen.
    Nick drückte ihn fester an seine Brust, wobei er die Rücke n schmerzen ignorierte. Jamie war Noirs Ein und Alles. Er durfte ihn nicht mehr aus den Augen lassen. Noir würde ihm nie verzeihen, wenn ihrem Bruder etwas zustieße. Er selbst würde es sich nie ve r zeihen. »Tu das nie wieder«, knurrte er, »oder ich zeige dir, wie ung e halten ich werden kann.«
    Jamie streckte die Hand aus und ließ eines von Nicks Zöpfchen durch die Finger gleiten. Beinahe wirkte er wie der junge Mann, als den er ihn kennengelernt hatte. »Du und ungehalten?« Er lächelte matt.
    »Ich bin der große, böse Dämon, schon vergessen?« Wie anzi e hend der Kleine auf ihn wirkte, wenn er nur er selbst war. Leider dauerte der Moment viel zu kurz. Schwarze Flüssigkeit lief wie Tinte in Jamies Augen. Verdammt, ausgerechnet jetzt musste dieser Ba s tard zurückkehren.
    Sofort nahm seine Stimme einen anderen Klang an und er kämpfte sich aus Nicks Umarmung. »Verpiss dich, du Missgeburt, ich pass schon auf, dass Jamiel sich nichts antut, ist ja auch mein Körper!«
    »Das hab ich gesehen«, zischte Nick.
    Zorell stapfte auf eine Hauswand zu und malte mit der Hand einen großen Kreis darauf. Es bildete sich ein Ring aus blauknisternder Energie, in dessen Mitte ein schwarzes Loch klaffte. Der Mistkerl wollte in die Unterwelt
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