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Dunkle Symphonie der Liebe

Dunkle Symphonie der Liebe

Titel: Dunkle Symphonie der Liebe
Autoren: Christine Feehan
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und sich zu vergewissern, dass
sie in Sicherheit war. Während er sie ganz fest hielt, zwang er sich, seinen
Zorn und seine Angst niederzuringen, um die Heftigkeit des Unwetters
allmählich abflauen zu lassen.
    Ohne sich darum zu kümmern,
dass er bis auf die Haut durchnässt war, schmiegte sie sich eng an ihn,
ertastete mit ihren Fingern sein Gesicht und zog zärtlich seine Züge nach. »Ich
wusste, dass du kommen würdest! Unser Schutzengel. Was ist mit meinem
Großvater? Wie geht es ihm? Ich habe gehört, wie er ins Meer gestürzt ist, aber
ich konnte nicht zu ihm.« Sie wandte den Kopf in die Richtung, aus der sie den
alten Mann husten und stöhnen hören konnte. Tränen glänzten in ihren großen,
dunklen Augen.
    »Er wird sich wieder erholen,
Antonietta«, versicherte Byron ihr. »Dafür sorge ich.« Und das würde er auch.
Er konnte es nicht ertragen, sie weinen zu sehen.
    »Du hast ihn gerettet, nicht
wahr, Byron? Deshalb bist du so nass. Du kommst immer, wenn etwas Schlimmes
passiert. Grazie! Ich könnte ohne meinen Großvater nicht leben.« Sie stellte sich auf
die Zehenspitzen, ihren weichen, anschmiegsamen Körper trotz seiner nassen
Kleidung eng an ihn gepresst, und hauchte einen Kuss auf seinen Mundwinkel.
    Die kleine Geste traf ihn bis
ins Mark. Feuer schoss durch seine Adern. Jede Zelle in seinem Körper reagierte
auf ihre Berührung, rief nach ihr. Brauchte sie. Hungerte nach ihr. Einen
Moment lang schlössen sich seine Arme besitzergreifend um sie, und er musste
sich bewusst in Erinnerung rufen, wie ungeheuer stark er war und dass
Antonietta keine Ahnung hatte, wer oder was er war.
    Byron hob sie in seine Arme und
zog ihren Körper eng an sich. Sie fröstelte in dem scharfen Wind. »Hat er dir
wehgetan? Bist du verletzt, Antonietta?«, wollte er wissen.
    »Nein, nur erschrocken. Ich
hatte furchtbare Angst.«
    »Was hast du hier oben auf den
Klippen gemacht?« Seine Stimme klang viel schroffer, als er beabsichtigt hatte.
»Und wo ist der Rest deiner Familie?«
    Ihre Finger erkundeten zärtlich
sein Gesicht. Das hatte sie schon oft gemacht, aber diesmal schien es anders.
Vielleicht war er sich aber auch ihrer Nähe noch nie so eindringlich bewusst
gewesen. »Irgendjemand drückte mir ein Tuch auf Mund und Nase und schleppte
mich nach draußen. Ich hatte solche Angst um Nonno. Ich konnte die Brandung
hören.« Ihre Fingerkuppen ließen winzige Flammen über seine Haut tanzen, als
sie sein Gesicht berührten. Über seine gerunzelte Stirn strichen. »Das Meer
klang sehr wütend, genau wie du jetzt. Ich konnte nicht zu Großvater, und ich
hörte, wie er über die Klippen fiel.« Sie verstummte und legte den Kopf an
seine Schulter. »Ich kämpfte mit dem Mann, der mich hierher gezerrt hatte. Er
wollte mich auch ins Meer stoßen.« Ihre Stimme zitterte, aber es gelang ihr,
die Fassung zu bewahren.
    »Hat er irgendetwas zu dir
gesagt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich
habe nichts an ihm wiedererkannt. Ich bin sicher, dass er noch nie im Palazzo
war. Keiner hat etwas zu uns gesagt; sie haben einfach versucht, uns ins Wasser
zu werfen.«
    Byron setzte sie vorsichtig
neben dem alten Mann ab. »Ich möchte mir deinen Großvater anschauen. Ich
glaube, er hat das halbe Meer geschluckt. Rühr dich nicht. Hier oben ist es
gefährlich. Wir sind hoch oben auf den Klippen, wo die Kanten abbröckeln. Ein
Sturz könnte tödlich sein.« Er konnte es kaum ertragen, die Arglosigkeit in
ihrem Gesicht zu sehen, das kindliche Vertrauen, das sich in ihren Zügen
widerspiegelte. Er wusste, dass sie zu ihm gehörte, und doch hatte er wieder
einmal darin versagt, auf diejenigen aufzupassen, die zu beschützen er
geschworen hatte. »Es ist dir nicht bewusst, Antonietta, aber du stehst unter
Schock. Mach jetzt gar nichts. Setz dich einfach hin, und atme tief durch.«
    Er entstammte einer uralten
Rasse, einer Spezies, die Unsterblichkeit für sich beanspruchen konnte. Er
hatte erlebt, wie die Zeit verging, und mitangesehen, wie seine Art allmählich
ausstarb. Ohne Frauen und Kinder war es unmöglich, etwas anderes als ein
düsteres, seelenloses Dasein zu führen. Anders wurde es nur, wenn man das Glück
hatte, seine Gefährtin fürs Leben zu finden. Antonietta Scarletti war seine
Gefährtin. Er wusste es ohne jeden Zweifel. Sie entstammte einer langen Linie
von Menschen mit übernatürlichen Fähigkeiten. Byron hatte sich die Geschichte
ihrer Familie oft angehört, und er wusste, dass viele von Antoniettas
Vorfahren, sowohl Männer
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