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Dunkle Symphonie der Liebe

Dunkle Symphonie der Liebe

Titel: Dunkle Symphonie der Liebe
Autoren: Christine Feehan
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Komm schnell zu mir!
Byron! Wo bist du?
    Byron Justicano kreiste eine
Weile über der kleinen Stadt, bevor er den Weg zum Palazzo einschlug. Während
er über den Himmel glitt, verspürte er Hunger und das Verlangen nach Nahrung,
aber Byron ignorierte die Forderung seines Körpers und konzentrierte sich
vollkommen auf das plötzliche Unbehagen, das ihn erfüllte. Irgendetwas stimmte
nicht. Eine ungreifbare Vibration in der Luft verriet ihm das Drama, das sich
unter ihm auf den Felsen abspielte. Ein Knurren entblößte seine spitzen
Fangzähne, und seine Augen glühten im Dunkel der Nacht in einem unheimlichen
Rot auf. Ein wildes, animalisches Grollen drang aus seiner Kehle, als er seine
Geschwindigkeit erhöhte und über den Himmel zu dem hohen Palazzo mit seinen
Ecktürmen und Zinnen jagte.
    Über den zahlreichen
Mauerbrüstungen und luftigen Dachgiebeln ragte ein hoher, runder Turm auf, in
dem, wie es liieß, in der düsteren Vergangenheit mehr als eine Frau ermordet
worden war, was dem Gebäude den anrüchigen Namen Palazzo della Morte
eingebracht hatte. Geflügelte Wasserspeier starrten ihn aus dem dichten weißen
Nebel blicklos an und wirkten beinahe so real wie die Gestalten, die seitlich
vom Gebäude auszuschwärmen schienen. Hoch oben auf den zerklüfteten Klippen
über der tosenden See thronend, vermittelte der imposante Bau mit seinen Statuen,
die wie stumme Wächter in die Nacht blickten, einen düsteren und unheilvollen
Eindruck.
    Die undurchdringlichen Wälder,
die sich früher einmal rings um die Anlage erstreckt hatten, waren seit langem
verschwunden und kleinen Hainen und Weinbergen gewichen. Byron zog die
Freiheit der Berge und Wälder seiner Heimat vor, wo er mit den Wölfen laufen
konnte, wenn er wollte, aber der Drang, die Bewohner des Palazzo Scarletti zu
beschützen, war übermächtig geworden.
    Unruhe stieg in ihm auf, eine
Vorahnung von Gefahr, die er nicht abschütteln konnte. Byron beschleunigte sein
Tempo, indem er über den Himmel schoss und dabei tief über die weitläufige
Anlage flog. Der Palazzo ragte aus dem Nebel heraus, das Monument einer längst
vergangenen Epoche, aus Stein und Bleiglas errichtet, und schien in den
wirbelnden Schwaden beinahe lebendig zu sein. Byron beachtete weder die antiken
Statuen noch die spiegelnden Fenster, die wie unzählige Augen aus dem Nebel
herausleuchteten.
    Das Erste, was er hörte, war
eine Stimme, die leise in sein Bewusstsein drang. Byron, Byron. Ich
brauche dich. Komm schnell zu mir! Byron! Wo bist du? Sie war noch nie auf telepathische
Weise mit ihm in Verbindung getreten, und er hatte nie Blut von ihr genommen,
doch er hörte die Worte klar und deutlich und wusste, dass ihr Wunsch, ihn zu
erreichen, sehr groß sein musste.
    Bösartige Blitze zuckten von
einer Wolke zur nächsten, Ausdruck seines Zorns, den er nicht unterdrücken
konnte. Sie war in Gefahr! Irgendjemand wagte es, sie zu bedrohen! Der Himmel
brüllte auf, als ein Donnerschlag die Wolkendecke aufbrach und eine lodernde
Flamme des Zorns enthüllte. Byron holte tief Luft und kämpfte darum, seine
Angst um Antonietta in den Griff zu bekommen. Die Erde reagierte auf die Emotionen,
die in ihm brodelten, indem sie heftig schwankte und bebte.
    Mit rasendem Puls bewegte Byron
sich eilig in Richtung Küste und hielt auf die zerklüfteten Felsklippen zu. Der
Wind drehte sich und trug das quälende Echo eines Schreis zu ihm. Ihm blieb
beinahe das Herz stehen. Es war ein Laut der Verzweiflung, der Todesangst.
    Er ließ sich noch weiter nach
unten gleiten, ohne sich darum zu kümmern, ob er gesehen und als das, was er
war, erkannt werden könnte. Wellen brandeten schäumend auf und schlugen laut
krachend ans Ufer, gierig nach einem lebenden Opfer.
    »Byron!« Diesmal rief sie
seinen Namen laut. Es war ihre einzige Chance. Die Wolken warfen dunkle
Schatten, und der Nebel wurde noch undurchdringlicher, als wollte er jeden
Fluchtweg abschneiden. »Hilf uns!« Der Wind peitschte den Schrei über die
donnernden Wellen hinweg direkt zu ihm.
    In ihrer weichen, melodischen
Stimme lag ein Flehen, aber auch eine Art Gewissheit, als könnte sie spüren,
dass er in der Nähe war, so wie sie es immer spürte. Antonietta Scarletti,
Erbin des Scarletti-Vermögens, Komponistin der schönsten Musik, die es seit
langem gegeben hatte, und Besitzerin des unschätzbaren Palazzo Scarletti. Der
Palazzo della Morte -
    Palast des Todes. Byron hatte
Angst, dass der Fluch dieses Hauses Antonietta den Tod bringen würde,
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