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Dunkle Symphonie der Liebe

Dunkle Symphonie der Liebe

Titel: Dunkle Symphonie der Liebe
Autoren: Christine Feehan
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Meisterwerken zu lauschen, die hier geschaffen und aufgeführt
wurden. Er war sogar so weit gegangen, etliche CDs und ein Gerät zu kaufen, auf
dem er sie abspielen konnte, und verwahrte seine Schätze tief unter der Erde in
der Höhle, die er bezogen hatte, um der Frau nahe zu sein, von der er wusste,
dass sie zu ihm gehörte.
    Ihre Familie erkannte allein an
seinem Aussehen, dass er gefährlich war, und witterte das Raubtier in ihm, aber
Antonietta fühlte sich bei ihm in Sicherheit. Und sie war die einzige Frau,
die er wollte. Die einzige, die ihm bestimmt war.
    Antonietta Scarletti starrte
mit leerem Blick aus dem kunstvoll gearbeiteten Buntglasfenster des Palazzos.
Um die Hausmauern pfiff heftiger Wind, der an den Fenstern rüttelte. Sie
berührte das Glas mit ihren sensiblen Fingerspitzen und zog die Bleifassung der
vertrauten Muster nach. Wenn sie sich Mühe gab, konnte sie sich an die
lebhaften Farben und angsteinflößenden Bilder erinnern. Bei dem Gedanken
lachte sie laut auf. Als Kind hatte sie vor den Wasserspeiern und Dämonenfratzen,
mit denen der im fünfzehnten Jahrhundert erbaute Palazzo verziert war,
allerdings Angst gehabt. Jetzt schätzte sie einfach die unnachahmliche
Schönheit dieser Arbeiten, obwohl sie sie nur mit den Fingerspitzen erkennen
konnte.
    Der Bau war im Lauf der
Jahrhunderte häufig modernisiert worden, aber man hatte darauf geachtet, seine
gotische Struktur so weit wie möglich originalgetreu zu erhalten. Antonietta
liebte jeden einzelnen Geheimgang, die an Machiavelli erinnernden Falltüren
und jeden sorgfältig geschliffenen Stein, aus dem ihr Zuhause bestand.
Seltsamerweise fühlte sie sich an diesem Abend schläfrig. Normalerweise
wanderte sie nachts meist hellwach durch die weitläufigen Gänge oder spielte
auf dem Klavier die Musik, die durch ihre Hände in die Tasten strömte und all
die Gefühle ausdrückte, die sie manchmal zu überwältigen drohten. In dieser
Nacht, während draußen der Wind heulte und das Meer an die Klippen schlug,
flocht sie ihr Haar zu einem dicken Zopf und dachte an einen geheimnisvollen
Dichter.
    Tasha, ihre Cousine, hatte beim
Abendessen bemerkt, dass sich in der Fülle ihrer langen Haare bereits die
ersten grauen Strähnen zeigten. Antonietta wusste, dass sie eitel war, was ihr
Haar anging. Sie empfand es als ihren einzigen Anspruch auf Schönheit, und wenn
sich jetzt erste graue Haare zu zeigen begannen, war es nur eine Frage der
Zeit, bis sie sich auch von dieser kleine Eitelkeit trennen würde. Mit einem
leisen, spöttischen Lachen bewegte sie sich, ohne zu zögern, durch den
    Raum auf das Klavier zu. Ihre
Finger glitten über die Tasten und griffen sofort das Lachen in ihrem Inneren
auf.
    Antonietta liebte ihr Leben, ob
blind oder nicht, und sie lebte es so, wie sie es sich wünschte. Musik strömte
wie ein Ruf in die Nacht hinaus. Sie wusste, dass ihre Musik nach ihm rief.
Nach Byron. Antonietta dachte Tag und Nacht an ihn, als wäre er eine Art
Besessenheit, die sie nicht mehr losließ. Der Klang seiner Stimme fühlte sich
an, als würden seine Finger über ihre Haut streichen, wie eine Liebkosung.
Byron war für sie der einzige Grund, etwas zu bedauern. Ihr Geld und ihr Ruhm
erlaubten ihr, trotz des Verlusts ihrer Sehrkraft das Leben zu führen, das sie
sich wünschte. Leider errichteten aber genau diese beiden Dinge auch eine
Barriere zwischen ihr und den Männern. Selbst bei Byron verhielt es sich so.
Vor allem bei Byron. Seine ruhige Akzeptanz und sein anhaltendes Interesse,
das sich so ausschließlich auf sie konzentrierte, stellten für ihre Gefühle
allmählich eine ebenso große Verlockung wie für ihren Körper dar, und das
konnte sie sich nicht leisten.
    Antonietta setzte sich auf die
Klavierbank, da sich ihr Körper plötzlich vor Erschöpfung bleischwer anfühlte.
Ihre Finger rasten über die Elfenbeintasten, und ihre Musik ergoss sich in die
Nacht, Ausdruck unglücklicher Liebe und grenzenloser Leidenschaft, Ausdruck
von Hitze und Feuer und eines Hungers, der nie gestillt werden würde. Byron,
der dunkle Dichter, düster und geheimnisvoll. Ein Mann, der die Phantasie
anregte. Sie wusste nicht einmal, wie alt er war. Manchmal schien er dem Ruf
ihrer Musik zu folgen. Seit jenem Tag vor vier Monaten, als er ihren geliebten
Großvater vor einem Autounfall bewahrt hatte, tauchte er gelegentlich abends
unvermittelt bei ihr im Zimmer auf und hörte ihrem Klavierspiel ruhig zu. Sie
wusste nicht, wie er trotz der Alarmanlage in den
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