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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel
Autoren: M Rucket
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bekannten Aufzeichnungen und Fotos, verschiedene Post-its waren durch rote Fäden mit bestimmten Punkten auf einer Landkarte und Fotos verbunden. Auf dem Tisch in der Ecke stand ein großer Bassbooster, aus dem die Musik ertönte. Und vorne - ja, ich traute meinen Augen kaum.
    Miles Chapler, ein junger, talentierter Mann, der meinem Team vor etwa einem halben Jahr zugeteilt worden war, tanzte vor der Tafel mit einer imaginären Dame im Arm. Die Augen waren geschlossen, sein Mund halb geöffnet. Schwungvoll drehte er sich im Kreis, wippte mit dem Hinterteil und machte eigenartige Fußbewegungen.
    Gerade war der Titel zu Ende gegangen, er bedankte sich noch bei seiner unsichtbaren Tanzpartnerin, und als er seine Augen öffnete - fiel sein Blick auf mich! Augenblicklich schien er wie aus Stein gemeißelt zu sein, zu jederBewegung unfähig. Alle Farbe seines ohnehin sehr hellhäutigen Gesichts war sofort gewichen. Erschrocken starrte er mich mit offenem Mund an.
    Ich musste innerlich etwas grinsen, denn bisher war er mir immer etwas verschlossen und unterkühlt vorgekommen. Ich hatte ihn noch nicht richtig einzuschätzen gewusst. Diese Vorstellung gab mir ein völlig neues Bild meines neuen Kollegen, für das ich sehr dankbar war. Ich versuchte, mein inneres Lächeln auf meine Lippen zu übertragen - aber dafür war ich leider einfach noch zu müde.
    “Gu … guten Morgen, Detective Crocket.”
    “`n Morgen.” brummte ich leise vom Türrahmen.
    “Sie sind aber früh dran, Detective.” sagte er etwas lauter, als er es vermutlich beabsichtigte, tat einen Sprung zum Rekorder und schaltete ihn hastig ab, gerade noch rechtzeitig bevor der nächste Song beginnen konnte. Er versuchte, aus meiner Miene meine Laune zu lesen, was ihm aber ofensichtlich nicht gelang, was ihn noch mehr verunsicherte.
    “Wir haben ja auch noch genug zu tun.” sagte ich und deutete mit einem Kopfnicken auf die Tafel hinter ihm, während ich den Raum durchschritt.
    “Ja, natürlich!” meinte er schnell und griff sich einen Stapel Aufzeichnungen vom Schreibtisch, mit denen er zunächst orientierungslos stehen blieb. Ich hatte meinen Jackett ausgezogen, es ohne Hast an den Haken gehängt und sah aus dem Fenster auf die vernebelte Grünfläche hinter dem Haus. Die fadenartigen Gebilde stoben langsam auseinander und flüchteten vor dem jetzt immer wacher werdenden Tag. Ich wünschte, letzteres würde auch auf mich zutreffen! Die Sekunden verstrichen. Keiner von uns sagte ein Wort.
    “Sie wollen jemandem imponieren, was? - Einer Frau, richtig?” fragte ich leise über die Schulter mit einer Stimme, als würde ich einen Mörder verhören. Meine Laune hatte sich in den letzten Sekunden schlagartig gebessert. Die Müdigkeit legte sich langsam.
    “Wie bitte? - Ach so … ja, Sie haben recht. Sie ist nett. Und sie findet mich auch nett. Sie würde ja gerne mit mir ins Havanna´s Best gehen … aber ich…”
    “Aber Sie …,” vollendete ich seinen Satz, “… glauben, dass Sie nicht gut genug tanzen können?!”
    “Oh, ich habe schon viel gelernt!” erwiderte er stolz.
    “In einer Tanzschule? Dafür braucht man doch normalerweise mehrere Wochen, oder?”
    “Tanzschule? Nein, hiermit habe ich es gelernt: einem Tanzkurs auf DVD.”
    Ich drehte mich um und runzelte die Stirn. Chapler stand noch immer mit seinem Stapel Papieren an Ort und Stelle und deutete mit seinem Kinn auf den gegenüber stehenden Schreibtisch, auf dem eine DVD mit dem Titel “Südamerikanische Tänze in 5 Schritten für jedermann” lag.
    “Ach so.” meinte ich und überlegte, ob ich die nächsten Worte, die mir auf den Lippen lagen, auch noch hinzufügen sollte. Ich suchte nach einer passenden Formulierung.
    “Darf ich eine Anmerkung machen?” fragte ich vorsichtig und sah ihn freundlich an.
    “Ich weiß schon - das gehört nicht zu unserer Arbeit und hat hier nichts zu suchen. Es tut mir leid und es wird auch nicht wieder vorkommen, Sir.”
    “Davon gehe ich aus. Aber ich meine etwas anderes.” Fragend sah er mich an.
    “Haben Sie zeitgleich die Vorführung auf dem Bildschirm und Ihre Bewegungen in einem Spiegel beobachten können?”
    Noch ein verdutzt-fragender Blick.
    “Was ich meine, ist … na ja … darf ich offen sein?”
    “Aber … Bitte, Detective Crocket. Natürlich.”
    “Ihr … Ihr Hüftschwung ist … so gut wie nicht vorhanden. - So, jetzt ist´s raus!”
    “Mein Hüftschwung?” fragte Chapler langsam und verdattert.
    “Ja! Womit schwingen
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