Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel
Autoren: M Rucket
Vom Netzwerk:
zu beißen, die ihren Mund verschloss. Doch sie schmeckte nur bitteres Leder, kam nicht bis zu seiner Haut durch.
    Er packte sie fester. Verdrehte ihr einen Arm auf dem Rücken. Schmerz durchzuckte ihren Körper. “Sei nicht so ungezogen”, sagte er mit einer rauchigen, fast schon sanften Stimme. “Ich bin hier”, fuhr er langsam fort, “um dir deinen Wunsch zu erfüllen.”
    Kalter Schweiß brach auf ihrem Körper aus. Sie riss die Augen weit auf und versuchte vergeblich, ihren Gegner irgendwie in der Dunkelheit zu erahnen. Dieser aber zog sie nur noch enger an sich, und flüsterte ihr dann zärtlich ins Ohr: “Heute Nacht … wirst du wehrlos sein!”

*** 2 ***
    Die frühmorgendlichen Nebel krochen noch träge über den kalten Asphalt der Straßen von Solem. Ich spürte die Kühle auf meiner Haut und sie tat mir verdammt gut. Sie wirkte erfrischend. Um diese Zeit war noch kein Mensch zu sehen. Ich ging langsam an schlafenden Häusern vorbei, wo erst hier und da ein zaghaftes Licht anzeigte, dass auch hier der Tag für jemanden schon begonnen hatte. Rhythmisch nahm ich den Klang meiner Schritte war, die sich wie von allein ihren Weg suchten. Die große, sich langsam drehende Uhr auf dem gegenüberliegenden Bankgebäude zeigte noch nicht ganz auf sieben Uhr, als ich die große Tür zum Police-Department aufzog und eintrat.
    Das Erdgeschoss war bis auf einen jüngeren, diensthabenden Police Officer völlig menschenleer, der aber sofort aufstand, ein respektvolles Salutieren andeutete und mich mit einem strammen “Guten Morgen, Detective Crocket.” begrüßte.
    Ich hob zwei aneinander gelegte Finger, tippte kurz gegen meine Stirn in seine Richtung. Zu mehr Freundlichkeitsaufopferung reichte es an diesem Morgen einfach nicht. Verschlafen und träge schlurfte ich in Richtung Aufzug, blickte unter mich und gähnte herzhaft, während ich auf den Aufzug wartete.
    Doch dann bemerkte ich etwas aus den Augenwinkeln rechts von mir.
    Ein Mann, etwa meine Größe, dunkle Jeans, helles Hemd, die Hände locker in den Hosentaschen, eine zerknitterte Lederjacke in der Armbeuge liegend. Ich drehte den Kopf etwas weiter zur Seite, um mehr zu erkennen. Das dunkle Haar hatte eigentlich einen Schnitt, bei dem es einfach, lässig und modern nach oben frisiert werden konnte. Aber selbst diese einfachen Handgriffe schienen für ihren Besitzer an diesem Tag schon zu anstrengend gewesen zu sein. Stattdessen standen sie nur steil nach oben, was das Gesicht etwas mehr als nötig in die Länge zog. Die schmalen Lippen lächelten nicht, obwohl es zusammen mit den kleinen, schwarzen Stoppeln auf Wange, Oberlippe und Hals sicher ein wenig verwegen gewirkt hätte.
    Er kam mir irgendwie bekannt vor! Ich trat einen Schritt vor, auf den Mann zu.
    Er sah mich jetzt direkt an.
    Diese Augen unter den dichten, dunklen Augenbrauen. Sie wirkten müde, abgespannt, ihr dunkles Braun war verschlossen. Und ich entdeckte die leichten Ringe darunter, die sich wie kleine Gräben von einer Seite zur anderen zogen. Dieser Mann wirkte müde, überarbeitet, etwas ratlos. Verloren? Ja, vielleicht wirkte er sogar ein wenig verloren.
    Ich kannte diesen Mann. Sehr gut sogar! Auch wenn ich zugeben musste, dass es mich erschreckte, ihn so zu sehen. Das war ich!
    Mein Spiegelbild an der gläsernen Säule.
    In diesem Augenblick zeigte mir ein leises Klingeln die Ankunft des Fahrstuhls an. Wortlos trat ich ein und fuhr nach oben.
    Kaum hatte sich der Fahrstuhl in Gang gesetzt, spürte ich wieder dieses Gefühl in meiner Magengegend. Dieses leise und doch anhaltende Ziehen unterhalb der Rippen. Und wieder schlich sich die Frage in meinen Kopf, ob ich dennwirklich dahin wollte, wo ich gerade hinfuhr. Nun, wenn ich ehrlich war - und das war ich, soweit es mir möglich war, eigentlich meistens - war es eine Art von quälender Freude, die mich dorthin zog. Ich wusste, was mich dort erwartete. Und genauso wusste ich auch, dass ich es lieber nicht wüsste.
    Dort lauerten sie nämlich auf mich, Tag um Tag: die neusten Abscheulichkeiten, die sich merkwürdige, schattenartige Kreaturen einfallen gelassen und auch ausgeführt hatten. Und diese Kreaturen waren auch Menschen, und das war eine Tatsache, die ich mir selbst oft genug wieder ins Gedächtnis rufen musste - man vergaß es bei meinem Job einfach zu schnell. Denn mein Job war es, genau diese Schatten zu jagen!
    Und das war es auch, was mir neben diesem quälenden Ziehen wieder eine gewisse Vorfreude entlockte, so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher