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Dunkle Spiegel

Dunkle Spiegel

Titel: Dunkle Spiegel
Autoren: M Rucket
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erhalten hatte. Ungläubig starrte sie auf den Bildschirm. Sie las die Zeile noch einmal. Und noch ein drittes Mal.
    ABERICH BIN DOCH SCHON DA!!
    Hob er jetzt ab? War es doch nur so ein kleiner Perverser? Auf jeden Fall hatte das nichts mehr mit der verführerischen, romantischen Art gemein, die sie anfangs so in Versuchung geführt hatte.
    Leichter Zorn stieg in ihr auf, prallte wie kaltes Eis auf die Hitze, die sich in ihrem Innersten ausgebreitet hatte. So hatte sie es sich nicht vorgestellt. Das brauchte sie sich nicht gefallen zu lassen!
    Kurzerhand schloss sie den Chat und schaltete den Computer aus. Das Summen verstummte langsam. Dann trat völlige Stille ein. Nur die Kerzen knisterten leise.
    Doch da war noch etwas anderes. Ein Knarren. Oder vielmehr ein kratzendes Geräusch wie von einer Tür, die über den Boden schleifte. Oder wie von einem Holzpanel, das bei jedem Schritt unter dem Gewicht des Körpers leicht nachgab. Schritte? War jemand in ihrer Wohnung?
    Vorsichtig drehte sie sich um. Ihr Computer stand im Wohnzimmer, dem größten Raum ihrer Wohnung. Es war schon völlig dunkel, so dass sie die Umrisse der Kommode an der gegenüber liegenden Wand nur schemenhaft wahrnehmen konnte. Nichts!
    “Dummes Mädchen!” schimpfte sie sich selbst. Laut schlug sie mit der flachen Hand auf den Schreibtisch, suchte ihre Pantoffeln, knöpfte ihre Bluse wieder zu. Es war ihr kühl im Ausschnitt geworden. Hinter ihr verlöschte eine Kerze. Sie war völlig heruntergebrannt. Mit einem leisen Zischen verabschiedete sie sich, glimmte noch einmal schwach auf und hüllte sich dann in Dunkelheit. Eine Kerze, links von ihr, brannte noch. Das Licht genügte ihr.
    “So”, sagte sie laut zu sich, “und jetzt gehen wir schlafen!”
    Sie war in einem Bauernhaus aufgewachsen, in dem es nachts häufig geknarrt und geknackt hatte. Als Kind hatte ihre Mutter dann immer zu ihr gesagt, siemüsse nur etwas laut sein, etwas Lärm machen, dann würde jedes Geräusch seinen Schrecken verlieren und man fühle sich sicher. Als Kind hatte sie das sehr oft getan, etwas Lärm gemacht, um den Geräuschen den Schrecken zu nehmen. Nachdem sie ausgezogen war, hatte sie es aber nie wieder gemacht. Sie hatte es schon fast vergessen. Bis heute.
    Sie gähnte und streckte sich. Etwas lauter als gewöhnlich. Dann ging sie in Richtung Schlafzimmer. Sie fühlte sich etwas verspannt. Ein heißes Bad wäre jetzt doch nicht schlecht, oder? dachte sie bei sich. Plötzlich blieb sie stehen. Sie hörte etwas. Ein Gluckern. Der Klang von fließendem Wasser.
    Vorsichtig ging sie zur Tür, legte ihre Hand auf den Türgriff. Geräuschlos ließ sie sich die Tür öffnen. Sie horchte in den Flur. Das Gluckern war jetzt deutlicher zu vernehmen. Sie sah zur Badezimmertür. Sie war verschlossen, so wie sie sie zuletzt auch in Erinnerung hatte. Kein Lichtschein unter der Tür.
    Vielleicht badete der Student in der Wohnung über ihr? Das hatte er schon häufiger getan. Und das hörte man dann auch in ihrer Wohnung. Dabei hatte sie sich gewundert, zu welch ungewöhnlichen Zeiten er sich schon ein Bad eingelassen hatte. Aber vielleicht waren das dann immer ganz besondere Momente, in denen er nicht alleine war?!
    Ein leiser Anflug von Neid schlich sich für einen kurzen Augenblick bei ihr ein. Aber so schnell, wie er sich gezeigt hatte, war er auch schon wieder verschwunden. Der Gedanke an den Student und die besonderen Bade-Sessions entlockte ihr jetzt sogar ein verschmitztes Lächeln.
    Entschlossen streckte sie ihren Körper, hob den Kopf. Mit festen Schritten ging sie durch den dunklen Flur zur Badezimmertür. Noch einmal atmete sie ein - und öffnete. Das Wasser lief. An der Badewanne. An ihrer Badewanne!
    Ein wenig heißer Dampf lag schon in der Luft. Der Raum war völlig dunkel. Hatte sie vergessen, das Wasser abzudrehen? Und es dann - sie war ja lange abgelenkt - nur nicht gehört? Wie dem auch sei, jedenfalls musste das Wasser wieder abgestellt werden. Beherzt tastete sie nach dem Lichtschalter auf der linken Seite - als sie grob am Handgelenk gepackt wurde.
    Sie erstarrte! Sie wollte schreien, doch ihr wurde der Mund zugehalten. Sie wehrte sich, wollte austreten, doch der feste Griff lockerte sich keinen Millimeter. Sie konnte sich nicht entwinden! Wer auch immer in diesem Raum war, zog sie nahe an sich heran. Sie spürte den warmen Atem des Mannes, als er zu sprechen begann: “Hallo, meine Süße! Überrascht, mich zu sehen?”
    Sie versuchte, ihm in die Hand
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