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Dunkle Sehnsucht des Verlangens

Dunkle Sehnsucht des Verlangens

Titel: Dunkle Sehnsucht des Verlangens
Autoren: Christine Feehan
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Wirkung
der Lebensessenz, die durch seinen Körper floss und bereits ihre heilkräftige
Wirkung entfaltete. Während er weiteres Blut in sich aufnahm, musterte er
Julian. Desaris Gefährte verfügte über immense Kräfte und ein ebenso großes
Selbstvertrauen, das sich in seiner Haltung zeigte, im ruhigen Blick seiner
eigenartigen bernsteinbraunen Augen und der Art, wie er ohne Zögern schwierige
Entscheidungen traf. Er bewies seine Stärke und Überlegenheit auch dadurch,
dass er immer wieder vorsichtig einer Konfrontation mit den anderen Männern
auswich, und dabei stand ihm sein eigenes Ego nicht im Weg. Julian wusste um
seine erstaunlichen Fähigkeiten und musste niemandem etwas beweisen. Im
Augenblick lag ein spöttischer Ausdruck auf seinem Gesicht, den Darius
inzwischen gut kannte. Es war, als amüsierte sich Julian im Stillen über das
Leben im Allgemeinen und die Mitglieder der Familie im Besonderen, als verfügte
er über ein geheimes Wissen, von dem die anderen keine Ahnung hatten. Abgesehen
von dem Wissen, das jeder Karpatianer bereits vor seiner Geburt in sich trug,
hatte Julian den unschätzbaren Vorteil genossen, von anderen lernen zu können.
Außerdem wusste er viele Dinge über das karpatianische Volk, von denen Darius'
Familie noch nie etwas gehört hatte.
    Sorgfältig schloss Darius die
Wunde, und es gelang ihm selbst in seinem geschwächten Zustand, keine Spuren zu
hinterlassen. Er versuchte, sich nicht zu bewegen. Die Wunde in seinem Herzen
war noch nicht völlig ausgeheilt. Es musste Julian viel Zeit und Energie
gekostet haben, diese beinahe tödliche Verletzung zu heilen, und er hatte nicht
die Absicht, das Werk des Karpatianers durch eine unbedachte Bewegung zunichte
zu machen.
    »Meine Wunden sind noch nicht
ausgeheilt«, erklärte er in seinem ruhigen, ausdruckslosen Ton.
    Julian grinste. »Nein? Findest
du, die Heilung sollte schneller voranschreiten? Wir haben dich erst vor einer
Stunde zur Ruhe gebettet. Ich habe dich nur aufgeweckt, um dich mit Blut zu
versorgen. Selbst du brauchst mehr als eine Stunde, um dich von deinen
Verletzungen zu erholen. Nein, ich habe den Vampir noch nicht zu seinem
Versteck verfolgt, werde es jedoch morgen Nacht tun.«
    Darius' schwarze Augen blickten
tief in Julians goldene. »Ich bezweifle nicht, dass du den Untoten findest,
nach dem du suchst. Ich weiß, wozu du fähig bist.« Er war müde, und seine
Stimme versagte, während sich seine Lider langsam schlössen. Selbst mit dem
Blut eines so mächtigen Mannes in sich litt sein Körper so sehr unter den
schweren Verletzungen, dass Darius selbst von diesem kurzen Augenblick der
Anstrengung erschöpft war.
    »Du wolltest nicht mehr länger
in diesem Leben verweilen.« Julian hockte sich neben Darius' Ruhestätte. »Du
hast daran gedacht, ewige Ruhe zu suchen. Du kannst diese Gedanken von mir
ebenso wenig verstecken, wie ich vor dir verbergen kann, wer ich wirklich bin.
Warum hast du beschlossen, dein Leben fortzusetzen, obwohl du glaubst, bereits
so dicht am Abgrund zu stehen? Ich spüre den erbitterten Kampf in dir, Darius,
in jedem wachen Moment. Dein Leben besteht nur noch aus endloser Finsternis.
Was hat dich dazu bewogen, bei uns zu bleiben, obwohl du dich nach der ewigen
Ruhe sehntest?«
    »Du.« Julian spürte, dass die einfache,
knappe Antwort der Wahrheit entsprach. »Ich habe in deinen Gedanken gelesen und
einige deiner Erinnerungen gefunden. Auch du sehntest dich nach der ewigen
Ruhe, ehe du die Frau entdecktest, die du jetzt deine Gefährtin nennst. Meine
Schwester. Mehr weiß ich nicht, nur dass sie dir jeden Augenblick des inneren
Kampfes wert ist. Du bist durch die Welt gezogen und warst fest davon
überzeugt, nie wieder etwas empfinden zu können. Und doch hast du Gefühle. Du
lachst. In dir ist echte Lebensfreude, die du nicht verbergen kannst. Ich
wusste nicht, dass es für mich eine Hoffnung gibt. Ich glaubte, karpatianischen
Männern sei es nach einer gewissen Zeit bestimmt, nur zwischen zwei
Möglichkeiten zu wählen: die ewige Ruhe zu suchen oder auf die Seite des Bösen
überzutreten. Doch jetzt weiß ich es besser und muss nun versuchen, den Weg für
Dayan und Barack zu bereiten. Ich werde ausharren, bis die Finsternis zu weit
fortgeschritten ist. Dann werde ich die ewige Ruhe suchen. Und wenn es mir
tatsächlich vergönnt sein sollte, noch einmal etwas zu fühlen, ehe ich
hinübergehe, wird es jeden trostlosen, finsteren Tag wert gewesen sein.« Darius
sprach sehr leise, kaum hörbar,
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