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Dunkle Flammen Der Leidenschaft

Dunkle Flammen Der Leidenschaft

Titel: Dunkle Flammen Der Leidenschaft
Autoren: Jeaniene Frost
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mit dem Messer bearbeitet hatte. Genauso wenig überraschend war, dass er es mit derselben gleichgültigen Sanftmut tat, die er auch schon bei Raziels Ermordung an den Tag gelegt hatte. Ich schob den brennenden Schmerz beiseite wie auch das Gefühl, an einem Ort zu schweben, an den man nach dem Tode gelangte, und konzentrierte mich auf den Feuerteufel, versuchte ihn im Jetzt zu sehen, statt in der Vergangenheit .
    Diese Übung war schon schwieriger. In besonders emotionsgeladenen Situationen hinterlässt jede Person einen Teil ihrer Essenz auf Objekten, aber der Feuerteufel war nicht erregt gewesen, als er Neddy umgebracht hatte, sodass nur ein winzig kleiner Teil seines Wesens an dem Messer haften geblieben war. Doch egal, wie abgebrüht jemand war – zwei Personen schweißte nichts fester zusammen als der Tod. Das lag daran, dass die Tür zur Anderswelt sich einen Spaltbreit öffnete, was dazu führte, dass Essenzen sich vermischten und stärkere Haftkraft erhielten. Als ich mich also an den Überresten von Neddys Wut und Angst vorbeilaviert hatte, spürte ich deutlich die Essenz des Feuerteufels. Sie war nur ein Fädchen, aber ich umfing sie mit all meiner Konzentration und zog.
    Die bislang vagen schwarz-weißen Bilder zeigten sich plötzlich deutlich und in leuchtenden Farben. Statt der schäbigen Hafenkulisse, in der Neddy sein Ende gefunden hatte, war ich jetzt von opulenten Stoffen umgeben. Erst dachte ich, ich sei in einem kleinen Raum, merkte aber dann, dass die mitternachtsgrünen Vorhänge ein großes Bett umgaben. Mitten darauf lag der Feuerteufel, vollständig bekleidet, die Augen geschlossen, als schliefe er.
    Hab dich , dachte ich, hin- und hergerissen zwischen Erleichterung und dem Schrecken darüber, ihn in der Gegenwart aufgespürt zu haben.
    Bisher hatte ich ihn nur in den Grautönen der Vergangenheit gesehen, aber jetzt war alles anders. Nur ich selbst war in meinem Kopf. Befreit von der Perspektive anderer nahm ich mir Zeit, ihn zu studieren.
    Auf den ersten Blick wirkte er wie ein normaler, gut gebauter Mann in den Dreißigern, aber dann zeigten sich auch schon seine Besonderheiten: Sein espressofarbenes Haar fiel ihm bis über die Schultern – eine Länge, die kaum ein anderer Kerl sich zu tragen getraut hätte, aber an ihm wirkte sie irgendwie besonders männlich. Schwarze Hosen und ein indigofarbenes Hemd spannten sich über Muskeln, die um einiges härter erschienen, als man sie sich im Fitnessstudio antrainieren konnte, und obwohl seine Hände nicht in Flammen standen, waren sie doch von zahlreichen Narben überzogen, die wohl von Wunden zeugten, die er sich in Schlachten zugezogen hatte. Seine hohen Wangenknochen wurden von Bartstoppeln betont, die irgendwo zwischen leichtem Flaum und ausgewachsenem Bart lagen, doch statt ungepflegt zu wirken, machte er auf mich einen verwegen faszinierenden Eindruck. Einen solchen Look hatte sich bisher nur Aragorn in Der Herr der Ringe leisten können, und dann seine Augen …
    Geöffnet waren sie satt kupferfarben, umgeben von Ringen aus Immergrün. Ich hätte sie als schön bezeichnet, aber im Augenblick wirkten sie, als würden sie mich direkt anstarren.
    Das beunruhigte mich, aber ich rief mir in Erinnerung, dass es sich nur um Zufall handeln konnte. Niemand konnte wissen, wann ich meine Fähigkeiten einsetzte, um eine Verbindung herzustellen. Hätte ich es gewollt, hätte ich die erfolgreichste Voyeurin der Weltgeschichte sein können, aber mein sehnlichster Wunsch war es, weniger statt mehr über meine Mitmenschen zu erfahren.
    »Wer bist du?«
    Ich fuhr zusammen. Hätte ich nicht gesehen, wie die fein geschwungenen Lippen des Fremden sich bewegten, hätte ich mir eingeredet, ich hätte mir die Worte nur eingebildet. Zufall , ermahnte ich mich zum wiederholten Mal. Jeden Augenblick würde jemand in mein Blickfeld treten, und ich würde merken, mit wem der Mann eigentlich gesprochen hatte …
    »Ich frage dich noch einmal«, hörte ich seine tiefe, mit leichtem Akzent belegte Stimme sagen. » Wer bist du, und wie zum Teufel kommst du in meinen Kopf?«
    Ich war so schockiert, dass ich die Verbindung sofort abbrach. Das prächtige Bett mit den Vorhängen verschwand, ersetzt durch eine grottenhässliche Tapete und ein Bett, in dem mich wahrscheinlich die Wanzen beißen würden. Ich ließ das Silbermesser los, als hätte ich mich verbrannt, noch immer ganz aufgewühlt von dem gerade Geschehenen.
    »Und?«, fragte Schakal. »Hast du ihn
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