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Dunkle Flammen Der Leidenschaft

Dunkle Flammen Der Leidenschaft

Titel: Dunkle Flammen Der Leidenschaft
Autoren: Jeaniene Frost
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die Augen öffnete, befand ich mich wieder in dem Hotelzimmer, in Fötusposition zusammengekauert, ähnlich wie Raziel, als er gestorben war. Ich hatte mich bei der Erinnerung an die Phantomflammen wohl instinktiv genauso verhalten wie er.
    »Und?« Schakals fordernde Stimme war eine Erleichterung, weil sie mich aus dem Alptraum, den ich gerade gezwungenermaßen durchlebt hatte, in die Realität zurückholte. »Was hast du gesehen?«
    Ich setzte mich auf und warf ihm den verkohlten Stofffetzen entgegen.
    »Einen gewissen Raziel, der von einem Vampir gegrillt wurde, der offenbar Macht über das Feuer hat«, antwortete ich, während ich noch immer versuchte, die Erinnerung an jenen fürchterlichen Tod loszuwerden.
    Die vier tauschten einen Blick aus, den man nur als entzückt beschreiben konnte. »Jackpot!«, rief Psycho und reckte die Faust in die Luft.
    So gut wie die Typen drauf waren, war Raziel entweder kein Freund gewesen, oder sie wussten bereits, was ihm widerfahren war, und wollten mich nur auf die Probe stellen.
    »Gehen wir auf Nummer sicher«, meinte Schakal, dessen Grinsen schwand. »Frankie, nimm als Nächstes diesen Ring.«
    Ich nahm ihn in die Hand und machte mich auf das Schlimmste gefasst, aber eine Flut von Bildern, die mir bereits bekannt waren, schoss mir durch den Kopf. Sie waren zwar nach wie vor so grauenvoll, dass ich mich am liebsten übergeben hätte, aber nicht nur in den Grautönen der Vergangenheit gehalten, sondern auch blasser, eher, als würde ich einen Film ansehen, statt alles direkt mitzuerleben. Mit einem Kopfschütteln gab ich Schakal den Ring zurück.
    »Vielleicht habt ihr euch geirrt. Die einzigen Eindrücke, die ich daraus gewinnen konnte, sind deine, und die verraten mir nichts Neues.«
    Ein kurzes smaragdgrünes Blitzen trat in seine haselnussbraunen Augen, dann stieß er einen lauten Jubelschrei aus, der mich zusammenfahren ließ.
    »Das waren keine Zufallstreffer, sie ist verdammt noch mal die Echte!«
    Alles, was einen sadistischen Kindermörder zu Jubelschreien hinriss, machte mich nervös, aber ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Keine Panik , hatte Marty gesagt. Beute gerät in Panik, und Beute wird gerissen.
    »Nächstes Teil?«, fragte ich, bemüht, so cool zu klingen, wie es mir unter den gegebenen Umständen möglich war.
    Die Vampire beendeten ihr Gruppenabklatschen, um mich anzusehen. »Ja«, sagte Schakal und schob mir das Messer hin. Seine Erregung war fast mit Händen zu greifen. »Aber diesmal will ich, dass du dich auf den Feuerteufel konzentrierst. Versuche zu erkennen, wo der Bastard steckt, nicht nur was passiert ist, als er Neddy abgeschlachtet hat.«
    Jetzt wusste ich, dass ich durch die Berührung des Messers wieder eine Ermordung miterleben würde, aber das war es nicht, was mich innehalten ließ, als ich nach dem Messer greifen wollte.
    »Der Feuerteufel?«, wiederholte ich. » Ihn soll ich durch diese Objekte finden?«
    Seid ihr von allen guten Geistern verlassen?, hätte ich fast hinzugefügt, tat es aber nicht, denn selbst wenn sie es waren, ich war es nicht.
    »Du kriegst das hin, oder?«, erkundigte sich Schakal, der plötzlich gar kein erfreutes Gesicht mehr machte.
    Klar würde ich das hinkriegen, aber ich wollte nicht. Ich bezweifelte, dass der Feuerteufel ein Freund war; immerhin hatte Schakal ihn herablassend als Bastard bezeichnet, und dass ich herausfinden sollte, wo er war, ließ finstere Absichten vermuten. Jeder, der noch alle Tassen im Schrank hatte, würde sich hüten auch nur auf einem Kontinent mit dieser Kreatur zu weilen, falls es wirklich zum Krach kam, doch Schakal und die anderen hatten offensichtlich vor, den Mann in einen Hinterhalt zu locken. Das charmante Lächeln, das der Feuerteufel Raziel geschenkt hatte, bevor er ihn in ein Häufchen Asche verwandelt hatte, war eine Erinnerung, die ich am liebsten aus meinem Kopf gelöscht hätte. Doch wenn ich mich weigerte, ihn zu suchen, würde ich nicht lange genug leben, um mir Gedanken ums Vergessen machen zu müssen.
    Wie man es auch drehte und wendete, ich konnte mich nur zwischen Pest und Cholera entscheiden. Oder besser gesagt zwischen Fängen und Reißzähnen.
    Ich nahm das Silbermesser in die Hand. Die Berührung reichte, und schon spielten sich vor meinem inneren Auge die in Grauschattierungen gehaltenen Bilder von Neddys Tod ab, als wäre sein Schicksal mir selbst widerfahren. Natürlich hatte der Feuerteufel Neddy ermordet, indem er ihn erst getoastet und dann
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