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Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Titel: Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)
Autoren: E.L. Jannings
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schon recht vertrauten Lächeln an. „Ja, ja, die anderen Gäste aus der Suite sind erst vor drei Tagen abgereist. Waren ziemlich lange da, etliche Wochen. Einer davon soll auch ein Deutscher gewesen sein. Tja, die Welt ist klein geworden in den letzten Jahren, was?”
    „Kann man wohl sagen. Die Leute reisen ja auf der ganzen Welt herum mit den schnellen Dampfschiffen. Manche sogar ausschließlich zum Vergnügen, nur um zu sehen, wie’s auf der anderen Seite der Welt ausschaut.” Ernst schüttelte den Kopf über so viel Verrücktheit.
    „Na, also die zwei haben bestimmt keine Vergnügungsreise gemacht. Oder wenn’s eine war, ist sie für den einen ziemlich schlecht ausgegangen.” Der Barkeeper stützte den Ellbogen auf den Tresen und beugte sich vertraulich nahe zu Ernst hinüber, der ihn mit einem sensationslüsternen Blick weiter aufstachelte. „Ist angeschossen worden.” raunte er, mit einem schnellen Seitenblick auf die anderen Gäste in der Bar. „Verdammt haarige Sache, hätte um einen Haar den Löffel abgegeben, wenn ihn unser alter Feldscher nicht zusammengeflickt hätte.” Er stand jetzt wieder aufrecht und wartete gespannt auf die Wirkung dieser vertraulichen Information. Ernst sah ihn mit großen Augen an und pfiff leise durch die Zähne.
    „Donnerwetter, angeschossen sagen Sie? Da brat’ mir mal einer ’n Storch. Hier in Alexander Bay?”
    „Nein, nein, nicht hier in der Stadt. Wo denken Sie hin? Robbenfänger haben die beiden weiter oben an der Küste gefunden und hierher gebracht. Der Deutsche war fast hinüber, als sie ihn vom Schiff zum Feldscher getragen haben. Soll Pertaniker gewesen sein, hat sein Gefährte jedenfalls behauptet. Ein Professor aus Berlin, soll in der Namib nach Welwitschias gesucht haben.” Seine Stimme hatte jetzt jenen höhnischen Ton, den man anschlägt, wenn man seinem Gegenüber signalisiert, dass man kein Idiot ist und sich von so einem Blödsinn nicht hinters Licht führen lässt.
    „Ach, nach der Welwitschia? Na, die ist ja wirklich selten und auch was ganz Besonderes. Ich selbst hab erst zweimal eine gesehen, und als Landvermesser komme ich viel in der Gegend herum. Der andere war wohl ein Einheimischer, hat ihm beim Suchen geholfen, was?”
    „Von wegen Welwitschia. Reine Tarnung. Der Deutsche war ein ausgewachsener Spion  und der Kerl, der bei ihm war, ’ne ziemlich schräge Nummer, wenn Sie mich fragen. Ein richtiger mieser, kleiner Verbrecher! So was sieht man doch auf den ersten Blick!”
    Jetzt gab es kein Halten mehr. Eine Sintflut von Klatsch und Spekulationen ergoss sich über Ernst, der sich alles mit großen Augen anhörte. Der Barkeeper hatte schon lange keinen so aufmerksamen Zuhörer mehr gehabt. Ernst hielt den Informationsfluss geschickt am Plätschern, bis die Geschichte ausgewrungen war, wie das alte Unterhemd, mit dem der Erzähler zwischendurch auf seinem Tresen herumwischte. Nach dem dritten Bier hatte Ernst das dringende Bedürfnis, an die Luft zu kommen. Er musste all diese widersprüchlichen Informationen und aberwitzigen Vermutungen erst einmal in seinem Kopf sortieren. Vielleicht zeigte sich dann eine Spur von Logik in dieser wirren Geschichte. Er bezahlte und versprach, später wiederzukommen. Jetzt müsse er zuerst zum Hafenmeister gehen, um zu sehen, ob sie in den nächsten Tagen eine Passage nach Kapstadt bekommen konnten. Aber so eine tolle Geschichte hatte er ja lange nicht mehr gehört. Nein, er kannte keinen Pertaniker aus Berlin, und er war auch nicht hier, um nach ihm zu suchen. Sie waren nur Landvermesser für die südafrikanische Eisenbahngesellschaft.
    Ernst zwang sich, die Jacke ganz entspannt über die Schulter zu werfen und langsam hinaus auf die Straße zu schlendern. Er ging die General Hertzog Straat hinunter, geradewegs zum Hafen. Der Versuch, unterwegs seine Gedanken zu ordnen, scheiterte. Gesprächsfetzen von der Bar wirbelten in seinem Kopf herum wie Windhosen in der Kalahari. Aber das Wichtigste war, dass Robert lebte! Er lebte und war irgendwo da hinten mit einem zwielichtigen Kerl in der Wüste. Er wurde erst ein wenig ruhiger, als er sich unten an der Hafenmole auf die sonnengebleichten Bretter des Piers setzte und eine Weile auf das Meer hinaus starrte. Er hatte einen Verdacht, wohin Robert und der Südafrikaner wollten. Hinauf zur Austernbank, mehr Diamanten holen. Robert hatte entweder mit dem Kerl gemeinsame Sache gemacht, oder … ja, oder er war als Geisel genommen worden. Dann war er so gut wie
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