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Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)

Titel: Dunkle Diamanten (Shades of Brilliance) (German Edition)
Autoren: E.L. Jannings
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darüber konnte Ernst allein mehr herausfinden, als mit einem aufgeregten Hans im Schlepptau. Der hatte immerhin ein Vermögen an Rohdiamanten bei der Sache verloren.
    „Ich geh runter auf ein Bier. Willst du hinter mir abschließen oder soll ich den Schlüssel mitnehmen?” Er hoffte, dass seine Stimme beiläufig genug klang.
    Hans legte sich bequemer hin und brummte: „Nimm den Schlüssel mit. Ich will nicht aufstehen müssen, wenn du zurück kommst. Tut ganz gut, in einem richtigen Bett zu liegen. Sogar in so einem Schweinestall.”
    Ernst trat hinaus auf den düsteren Gang, schloss die Tür hinter sich ab und stieg die Treppe hinunter in den schummrigen Schankraum. Der unterschied sich in nichts von all den anderen Bars, die er über die Jahre in den Shanty Towns von Afrika gesehen hatte. Ein paar roh gezimmerte Tische, schiefe Stühle, blinde Fenster, ein fleckiger Tresen, verschmierte Gläser, abgestandenes Bier, schwarz gebrannter Schnaps und fettes Essen. Es war später Nachmittag und es stank nach kaltem Rauch, Alkohol, ranzigem Fett und ungewaschenen Männern. Durch die offene Tür fiel ein scharfer Strahl Sonnenlicht, der den Rest des Raumes noch düsterer erscheinen ließ. Sand knirschte bei jedem Schritt auf den rohen Planken des Fußbodens. Vier finstere Gestalten spielten lustlos eine Partie Poker um ein armseliges Häufchen Kleingeld. An einem Tisch, neben dem verschrammten Piano, pflegte ein einsamer Farmer stumme Zwiesprache mit einer braunen Flasche ohne Etikett. Der Barkeeper verschmierte gedankenverloren immer wieder den klebrigen Schleim auf seinem Tresen mit einem stinkenden Lappen. Über seinem aufgedunsenen Säuferkopf baumelte melancholisch die Schlinge, die einem Pferdedieb bei der letzten öffentlichen Hinrichtung von Alexander Bay den Hals gebrochen hatte. Es schien, als träume sie von besseren Zeiten.
    Es war ein ganz normaler Nachmittag im Hotel Oranje, und nichts deutete in der lethargischen Stille der Schankstube auf die dramatischen Gerüchte hin, die über die beiden Neuankömmlinge bereits in der Stadt grassierten. Der Barkeeper erwartete ganz zu Recht für den heutigen Abend ein lebhaftes Geschäft, und im Hof zapfte man bereits den Schwarzbrand in leere Whiskyflaschen mit falschen schottischen Etiketten. Der schwammige Herr der Flaschen empfing den interessanten Gast mit der kühlen Gelassenheit, die ihm in seiner Position angemessen schien. Nur seine unruhigen Augen verrieten Ernst, dass er darauf brannte, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Nun, das konnte er haben, ihre Interessen deckten sich da. Ernst ließ sich an der Bar nieder, bestellte ein Bier, und es kam prompt und ziemlich kalt in einem überraschend sauberen Glas. Kein schlechter Anfang.
    „Ziemlich ruhig heute, was? Sind nicht so viele Gäste im Hotel, oder? Na ja, auch nicht schlecht, dann können Sie auch mal n’bisschen kürzertreten. Muss ein ganz schön harter Job hier sein.” Ernst grinste ihn leutselig über das Bierglas an. „Alle Achtung, gutes Bierchen. Gehört schon was dazu, das Zeug hier so schön kalt zu halten.” Er tat einen tiefen genussvollen Zug und wischte sich den Schaum von der Oberlippe.
    Der Barkeeper war erfreut über die Würdigung seiner Leistung, die hier im Hotel Oranje sonst immer verkannt wurde. Er begann sofort eine ausführliche Erklärung über die Herstellung und Lagerung von Eisstangen, den fachgerechten Umgang mit Bier und Spirituosen in einem extremen Klima sowie die einzelnen Vorlieben verschiedener Gäste im Hinblick auf die Temperatur des Bieres. Und ja, selbstverständlich erwarteten Gäste deutscher Herkunft ihr Bier einige Grad kühler, als das die Angelsachsen taten. Es mochte zwar auf den ersten Blick nicht den Anschein haben, aber man hatte schon auch internationales Publikum hier in Alexander Bay. Das Stichwort war gefallen.
    „Das glaub ich gern, mit dem Diamantsperrgebiet gerade auf der anderen Seite des Flusses und so. Ich wette, Sie sind normalerweise ziemlich ausgebucht.” Ernst leerte sein Glas und schob es mit einer einladenden Geste über den Tresen. „Leisten Sie mir Gesellschaft und trinken Sie eins mit. Wenn man wochenlang nur mit ein und demselben Menschen auf so einem Wüstentrip redet, ist ein gepflegtes Gespräch an der Bar eine richtige Erholung.” Er seufzte wohlig und rückte sein Hinterteil auf dem harten Barstuhl in Langzeitstellung.
    „Danke für die Einladung.” Der Barkeeper zapfte zwei neue Gläser, und sie stießen mit einem jetzt
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