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Dunkle Beruehrung

Dunkle Beruehrung

Titel: Dunkle Beruehrung
Autoren: Lynn Viehl
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Spaziergänger ihre Hunde aus, doch sonst war niemand zu sehen. Sie warf einen Blick auf ihre Uhr: zwei Minuten vor zwölf.
    »Du solltest besser mal auftauchen, Drew«, murmelte sie in sich hinein, »oder ich bin mein Leben lang schlecht auf dich zu sprechen.«
    »Und was gibt’s sonst Neues?«, fragte jemand von oben.
    Rowan legte den Kopf in den Nacken und sah einen Mann direkt über ihrem Motorrad in den Ästen stehen. »Was treibst du da oben, du Schwachkopf?«
    »In Deckung bleiben, du Klugscheißerin.« Er sprang aus dreieinhalb Metern Höhe ab und landete elegant neben ihr. »Ist dir jemand gefolgt?«
    »Bin ich sechs Jahre alt?«, fragte sie zurück.
    »Nein.« Er musterte sie. »Eher sechzehn.«
    »Einundzwanzig, und das ist amtlich. Vielen Dank.« Sie drückte ihm den zweiten Sturzhelm in die Hände. »Sitz auf. Wir haben eine ziemliche Strecke vor uns.«
    Etwas zischte an ihrer Wange entlang und schlug in den Baumstamm. Zwei weitere Objekte sirrten an ihrer Nase vorbei, ehe Drew Rowan zu Boden warf.
    Er nahm sie am Kragen. »Kopf unten lassen und kriechen. Hinter den Springbrunnen. Los.«
    Rowan robbte ein Stück und blieb flach liegen, als weitere Kugeln in den Baum einschlugen, vor dem sie eben noch gestanden hatte.
    »Mir ist niemand gefolgt«, beharrte sie, als sie es hinter den Springbrunnen geschafft hatte und sich neben Drew hinkauerte. »Die müssen dich beschattet haben.«
    »Wenn die mich entdeckt hätten, läge ich längst bei GenHance auf dem Seziertisch.« Er blickte auf, als etwas gegen die Metallskulptur klirrte, und grinste. »Oh. Es ist alles in Ordnung.«
    Rowan starrte ihn an. »Wir werden beschossen. Wir sind unbewaffnet. Wir stehen kurz davor, entführt oder getötet zu werden oder beides. Wahrscheinlich beides. Es ist alles
im Arsch
, Andrew, und nicht in Ordnung.«
    »Nur nicht den Glauben verlieren, Mädchen.« Er hob den Kopf, um zu sehen, woher genau die Schüsse gekommen waren, und duckte sich wieder. »Hast du ein paar Cent?«
    »Mehrere Tausend – in einem Glas zu Hause«, stieß sie hervor. »Einen in den Brunnen zu werfen und sich etwas zu wünschen bringt die bösen Jungs nicht zum Verschwinden. Nur damit du’s weißt.«
    Drew schob seine Hand in ihre Gesäßtasche und zog ein paar Münzen heraus. Er sortierte das Silber aus, ließ es auf den Boden fallen und schloss die Finger um die verbleibenden Geldstücke.
    »Und ist dein Motorrad sparsam im Verbrauch?«, fragte er in lockerem Plauderton. »Ich überlege seit Jahren, mir eins anzuschaffen, aber bei diesen Spritpreisen scheint nun wirklich der Moment gekommen.«
    »Du bist verrückt. So ist das. Ich werde mit einem Verrückten sterben.« Sie verschränkte die Arme. »Wenigstens habe ich nie mit dir geschlafen.«
    »Du wirst lange leben und es weit bringen, Mädchen. Und wer weiß …« Drew machte das Victory-Zeichen, zwinkerte ihr zu und stand auf. »Nicht schießen!«, rief er den Männern zu, die durch den Park gerannt kamen. Er hob die Hände. »Wir sind unbewaffnet. Wir ergeben uns.«
    Rowan packte ihn am Hosenbein. »He, ich ergebe mich nicht, du Schwachkopf.«
    »Steh auf und nimm die Hände hoch«, sagte er, ohne die Lippen zu bewegen. »Damit die netten Schützen
denken
, dass du dich ergibst.«
    Rowan begriff etwas, kam hoch, stellte sich neben ihn und hob ebenfalls die Hände. »Der Springbrunnen ist aus Kupfer.«
    »Mhm.« Er senkte die Faust mit den Centstücken und tat, als kratze er sich die Nase, und schon ruckelte der Brunnen.
    »Das hättest du auch früher erwähnen können«, sagte sie verärgert.
    »Um den Spaß zu verderben?« Drew sah sie rasch an, und seine Augen funkelten wie brandneue Centstücke. »Ich dachte, du bist mehr die verwegene Bikerin – und jetzt klingst du wie meine Mutter.«
    Rowan musterte die Männer, die ihnen entgegenkamen. »Sie sind zu viert.«
    »Stimmt.«
    »Was willst du gegen die Pistolen unternehmen?«
    Er öffnete die Faust, und die Centstücke umschwebten seine Finger. »Die Läufe verkorken.«
    Der Springbrunnen hörte auf zu ruckeln und gab ein unheimliches Heulen von sich, als das Kupferbecken zu wogen begann.
    Die Schützen blieben einen guten Meter vor dem Brunnen stehen und zielten auf die Köpfe der beiden.
    »Jungs«, rief Drew lächelnd, »steckt die Kanonen ein, kehrt um und verschwindet.«
    Einer der vier lachte. Keiner bewegte sich.
    Drew seufzte. »Im Film klappt das auch nie.«
    Die Centstücke schossen so schnell von seiner Hand weg, dass Rowan sie
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