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Dunkel ist die Zukunft

Dunkel ist die Zukunft

Titel: Dunkel ist die Zukunft
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht allzuviel Phantasie dazu, sich auszumalen, wonach sie suchten. Nach ihr. Sie verstand nur immer weniger, warum. Was, bei den schwarzen Göttern von Moron hatte sie getan? Net gestand sich ein, daß es ziemlich naiv gewesen war, sich allen Ernstes einzureden, daß ihre Glückssträhne anhalten würde. Vielleicht hatte sie auf dem Weg hierher ihren Vorrat an Glück aufgebraucht. Wenn sie bedachte, daß sie mittlerweile von einer kleinen Armee gejagt wurde, dann hätte sie gar nicht so weit kommen dürfen. Trotz all dieser düsteren Überlegungen ging sie weiter, denn Net wußte genau, daß sie jetzt nicht mehr umkehren konnte. Die Höhle würde sie niemals wiederfinden. Und die Nacht schutzlos auf der Ebene zu verbringen ... Net dachte den Gedanken lieber nicht zu Ende. Statt dessen beeilte sie sich, so schnell wie möglich vorwärts zu kommen. Sie war am Ende, aber sie würde kämpfen. Die Schatten begannen zu einer schwarzen Mauer zusammenzuwachsen, als sie die ersten Ausläufer der Berge erreichte. In der hereinbrechenden Dunkelheit schien das Feuer stärker zu leuchten, und ab und zu trug der Wind das Heulen eines Sharks heran, ohne daß er ihr allerdings auch nur einmal gefährlich nahe kam. Aber das war auch nicht notwendig. Net war es gewohnt, Dinge zu vollbringen, von denen andere behauptet hätten, sie seien unmöglich, aber auch ein Wastelander war letztendlich nur ein Mensch, und ein Mensch mußte von Zeit zu Zeit trinken. Die einzige Quelle in weitem Umkreis befand sich auf halber Höhe des Berges, dort, wo das Feuer brannte. Die Sharks brauchten einfach nur auf sie zu warten. Net griff übellaunig unter ihr Kleid, zog die Waffe heraus und steckte sie gleich wieder weg. Es gab nicht viel, worauf sie schießen konnte, sie würde, indem sie das Ding offen in der Hand hielt, den Sharks nur verraten, daß sie bewaffnet war. Nicht, daß das irgend etwas ändern würde. Net war so gut wie tot, und sie wußte es. Eine der beiden Maden im glatten, schwarzen Lauf der Waffe war für sie bestimmt. Ein häßlicher Tod, aber nichts gegen das, was die Sharks mit ihr machen würden, wenn sie sie lebend fingen. Sie schlich vorsichtig weiter. Das bleiche Licht der Shark-Maschinen huschte noch immer unruhig über die Felsen. Vielleicht hatte sie doch eine Chance, denn der Hang wurde immer unwegsamer. Geländegängig oder nicht, dachte sie grimmig, die Maschinen der Sharks konnten nicht fliegen. Es war vollends dunkel geworden, als sie das Lager erreichte. Es waren Sharks, wie sie befürchtet hatte, und sie hatten ihr Lager unmittelbar an der Quelle aufgeschlagen. Net entdeckte drei ihrer Maschinen; große, schwarzglänzende Ungeheuer, deren ausgeschaltete Scheinwerfer sie wie riesige silberblinde Augen anstarrten. Drei oder vier andere fuhren in der Gegend herum und suchten sie, jeden Moment konnten sie zurückkommen. Wenn sie etwas unternehmen wollte, dann jetzt. Lautlos schob sie sich weiter, zog die Waffe unter dem Kleid hervor und sah sich gebannt um. Drei Maschinen, drei Gestalten - aber das bedeutete nicht, daß es nur drei waren. Sharks fuhren oft zu zweit, und weitere Maschinen mochten irgendwo in der Nähe abgestellt sein, außerhalb der flackernden Halbkugel aus rotem Licht, die das Feuer schuf. Net begann sich ohnehin über die Sorglosigkeit zu wundern, die die Sharks an den Tag legten. Das Feuer war meilenweit zu sehen, und die drei unterhielten sich ziemlich laut. Zum ersten Mal, seit sie ihre verzweifelte Flucht über die Ebene begonnen hatte, kamen ihr Zweifel, daß wirklich sie es war, der dieser ganze Aufstand galt. Sie verscheuchte den Gedanken und visierte den ersten Shark an. Er saß kaum fünf Meter vor ihr. Sein schwarzglänzender, gekrümmter Rücken bot ein prachtvolles Ziel, das sie gar nicht verfehlen konnte. Aber sie zögerte, abzudrücken. Sie hatte nur zwei Schüsse, und selbst, wenn sie auch noch einen zweiten Shark erwischte — was ganz und gar nicht sicher war, Sharks waren fast so schnell, wie sie brutal waren —, dann blieb noch einer übrig, der sich entweder auf sie stürzen oder seine Kameraden um Hilfe rufen konnte. Die Aussicht, einen Shark mit bloßen Händen anzugreifen, gefiel ihr nicht besonders. Statt die Waffe zu benutzen, richtete sie sich vorsichtig auf dem Felsen auf, sah sich noch einmal sichernd nach allen Seiten um - und sprang mit einem federnden Satz in den kleinen Tümpel hinab. Die drei Sharks wirbelten so schnell herum, wie Net befürchtet
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