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Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel

Titel: Dunkel - Hohlbein, W: Dunkel
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nur äußerlich ziemlich archaisch zu sein. »Es wird ohnehin Zeit für mich, zu gehen.«
    Höchste Zeit sogar. Die Präsenz, die er fühlte, wurde immer stärker. Vielleicht war es nur Vera oder der Junge, aber vielleicht –
    Das Feuer flog auseinander, als hätte jemand eine Granate hineingeworfen. Brennendes Holz, Funken und Flammen spritzten in alle Richtungen, und unmittelbar vor Jan materialisierte ein riesiger, verzerrter Schatten. Alles schien plötzlich unglaublich schnell zu gehen, und gleichzeitig war es, als wäre die Zeit erstarrt, als hätten sich seine Wahrnehmungen von seinen Handlungen gelöst und als liefe nun alles auf einer anderen Zeitebene ab. Funken regneten auf die beiden Frauen herab und setzten ihre Kleider und ihr Haar in Brand. Die beiden Frauen rissen schützend die Arme vor die Gesichter und warfen sich zur Seite, und der Langhaarige wurde von einembesonders großen, brennenden Scheit im Gesicht getroffen und kippte schreiend nach hinten, als sein Haar Feuer fing. Das alles geschah in dem Bruchteil einer Sekunde, den Vlad brauchte, um vollends zu materialisieren, die Arme auszustrecken und Jan in die Höhe zu reißen.
    Jan griff instinktiv nach seinen Handgelenken, aber er hatte keine Chance. Vlad riß ihn einfach in die Höhe, drehte sich mit den Absätzen, noch immer in der spritzenden Glut stehend, herum und schleuderte ihn mit einem wütenden Schrei davon.
    Jan überschlug sich mindestens zweimal in der Luft, prallte gegen etwas Weiches und versuchte instinktiv, die Arme hochzureißen und sich zu einem Ball zusammenzurollen, um dem erwarteten Aufprall die schlimmste Wucht zu nehmen.
    Trotzdem verlor er fast das Bewußtsein. Er überschlug sich ein gutes halbes Dutzend mal, prallte mit entsetzlicher Wucht gegen eine Wand und sah für einen Moment nur bunte Sterne.
    Als er die Augen wieder öffnete, konnte er sie sehen: Dutzende von Gestalten, die in einem weiten Kreis um ihn herumstanden und aus nichtmenschlichen, gebrochenen Augen auf ihn herabstarrten.
    Dann sah er Vlad. Der Vampir war aus dem Alkoven herausgetreten und humpelte auf ihn zu –, allerdings humpelte er schneller, als die meisten Menschen zu rennen imstande gewesen wären. Er erreichte Jan, noch bevor der sich auch nur halb in die Höhe stemmen konnte, riß ihn erneut in die Höhe und schmetterte ihn mit brutaler Kraft gegen die Wand.
    Jan spannte alle Muskeln an, um nicht mit dem Hinterkopf gegen die Wand zu prallen und womöglich das Bewußtsein zu verlieren, was seinen sicheren Tod bedeutet hätte. Trotzdem war der Anprall so gräßlich, daß er das Gefühl hatte, sich jeden einzelnen Knochen im Leibe zu brechen, und haltlos wieder in sich zusammensackte.
    Vlad half noch ein wenig nach, indem er ihn in den Leib boxte und ihm so auch noch das letzte bißchen Luft aus den Lungen trieb. Jan fiel und registrierte nur noch am Rande, wie Vlad ihm ins Gesicht trat.
    Er wußte, daß Vlad ihn jetzt töten würde und daß es nichts gab, was er noch dagegen tun konnte. Er hatte zu hoch gepokert und verloren. Vlad war verletzt, schlimm verletzt sogar. Sein rechter Oberschenkel war eine einzige, schwärende Wunde. Er war nicht in der Lage still zu stehen, und sein Gesicht zuckte vor Schmerz.
    Aber er war kein normaler Mensch. Die Verletzung, die jeden anderen umgebracht hätte, bereitete ihm entsetzliche Pein, aber sie machte ihn zugleich auch zu einem um so gefährlicheren Raubtier.
    Vlad war einen Schritt zurückgetaumelt. Jetzt kam er wankend und mit zusammengebissenen Zähnen wieder heran und holte aus, um Jan erneut ins Gesicht zu treten.
    Jan nahm den Tritt hin, drehte aber im letzten Moment das Gesicht zur Seite, so daß Vlads Schuhspitze nicht seine Schläfe traf, sondern die Mitte seiner Stirn. Gleichzeitig riß er den Arm in die Höhe und schlug mit aller Gewalt nach Vlads Schienbein; dem des rechten, verletzten Beines.
    Der Vampir heulte vor Schmerz und Wut, kippte zur Seite und schrie noch schriller, als er genau auf sein verletztes Bein fiel. Er brüllte und kreischte, und er hatte jetzt auch äußerlich nicht mehr viel Ähnlichkeit mit einem Menschen.
    Jan sah kaum hin. Vielleicht hatte er doch noch eine Chance. Mit einer Kraft, die er eigentlich kaum noch haben konnte, kroch er auf Vlad zu, stemmte sich in die Höhe und schlug ihm die Faust zweimal mit aller Gewalt auf das verletzte Bein. Vlads Schreie wurden zu einem Japsen. Er bäumte sich auf, schlug in blinder Agonie um sich und erwischte Jan mehr durch
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