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Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten

Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten

Titel: Dune-Stories: Träume vom Wüstenplaneten
Autoren: Frank und Brian Herbert , Kevin J. Anderson
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feststellen, dass Catalans Wirtschaft und Finanzwesen ein heilloses Durcheinander waren.
    Nachdem er sich mit dem Adelsrat getroffen hatte, erkannte Jesse bald, dass nur wenige der modernen Edlen, die ihre Güter geerbt hatten, gute Anführer oder kompetente Geschäftsleute waren. Viele Familien, die einst unermesslich reich und mächtig gewesen waren, glitten in die Dekadenz ab und taumelten unaufhaltsam dem Bankrott entgegen, größtenteils, ohne es überhaupt zu bemerken.
    Mit luxuriösen Festivitäten und schlecht gegenfinanzierten Bauprojekten hatten Jesses Vater und Bruder das Haus Linkam an den Rand des Abgrunds getrieben. Aber in den letzten Jahren hatten Dorothys umsichtige Verwaltung und ihr strenger Sparkurs gemeinsam mit Jesses Bemühungen, die Menschen zu mehr Leistung anzutreiben, das Blatt gewendet.
    Er blickte in die regengepeitschte Nacht hinaus und seufzte resigniert. »Immer regnet es hier. Unser Haus ist immer feucht, ganz egal, wie viele Schilde und Heizungen wir einbauen. Dieses Jahr sind die Seetangerträge zurückgegangen, und die Fischer haben nicht genug gefangen, um exportieren zu können.« Er hielt inne. »Aber trotzdem ist diese Welt meine Heimat und die Heimat meiner Ahnen. Ich habe kein Interesse an anderen Planeten, nicht einmal an der Dünenwelt.«
    Dorothy trat näher und legte Jesse einen Arm um die Hüfte. »Ich wünschte, du könntest Barri mitnehmen. Jeder Sohn eines Edlen sollte wenigstens einmal in seinem Leben Renaissance sehen.«
    »Nicht dieses Mal. Es ist zu gefährlich.« Jesse liebte ihren achtjährigen Jungen von ganzem Herzen. Es machte ihn stolz, wie Barri unter der behutsamen Anleitung seiner Mutter und des alten Hausarztes Cullington Yueh gereift war. Barri lernte, ein guter Geschäftsmann und auch ein guter Anführer zu sein – Eigenschaften, die ihm in dieser Ära der verblassenden kaiserlichen Größe gute Dienste erweisen würden. Alles, was Jesse tat, tat er um der Zukunft willen, für Barri und zum Wohle des Hauses Linkam. Selbst die Liebe zu seiner Konkubine musste dahinter zurückstehen.
    »Ich werde nach Renaissance reisen, Dor«, sagte Jesse, »aber ich habe dabei kein gutes Gefühl.«

2
     
    Nimm dich vor Kompromissen in Acht. Sie sind sehr viel häufiger Angriffswaffen als Werkzeuge des Friedens.
    General Esmar Tuek,
    Strategische Prinzipien
     
     
    Ulla Bauers saß allein im Exekutivabteil seines Diplomatenschiffs und dachte über den Dummkopf von Edelmann nach, den er nach Renaissance brachte. Fischen! Jesse Linkam war draußen auf einem Boot gewesen und hatte die Arbeit eines Gemeinen verrichtet. Was für eine unglaubliche Zeitverschwendung!
    Die Quartiere auf Bauers Raumschiff waren eng und karg, doch er verstand den Grund dafür. Bei so langen Reisen zwischen den Sonnensystemen schränkten die Treibstoffkosten das Mitführen unnötiger Masse stark ein. Mahlzeiten gab es nur in Form von Tabletten aus konzentrierter Melange, ein weiteres Zeichen für die umfassende Bedeutung des Produkts von der Dünenwelt. Nach über einer Woche im Transit würden Passagiere und Besatzung große Mengen richtiger Nahrung zu sich nehmen, sobald sie ihr Ziel erreicht hatten. Auf Raumreisen war Bauers stets hungrig, und das versetzte ihn nicht gerade in die bestmögliche Laune.
    Er hörte seinen Magen knurren. Er nahm noch eine Melangetablette, genoss ihren Zimtgeschmack und spürte, wie ihn die beruhigende Wirkung der Droge durchströmte.
    Das Gewürz verbesserte das Wohlgefühl und steigerte die Effizienz des menschlichen Stoffwechsels, indem es mehr Energie aus der Nahrung holte. Vom praktischen Standpunkt aus betrachtet hieß das, dass die platzraubenden Vorräte, die man auf langen Raumreisen normalerweise benötigte, auf ein oder zwei Kisten reduziert werden konnten, was es erlaubte, die Frachträume anderweitig zu verwenden. Bauers hatte von der Theorie gehört, dass Melange vielleicht sogar die Lebensdauer erhöhte, aber da es erst seit wenigen Jahren bekannt und in Benutzung war, gab es noch keine Langzeitstudien, die diese Behauptung bestätigen konnten.
    Während das Diplomatenschiff durch Abkürzungen im Gewebe des Raumes schoss, blieb Hofrat Bauers in seiner Kajüte und unternahm keinen Versuch, Bekanntschaften zu schließen. Ironischerweise verfügte er zwar über großes diplomatisches Geschick, hatte jedoch nicht besonders viel für Menschen übrig.
     
    Zwei Decks unter Bauers saß Jesse mit einer Eskorte aus sechs handverlesenen Angehörigen der
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