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Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Titel: Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten
Autoren: Frank Herbert
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Gefahren.
    Verglichen mit jenen anderen Zeiten waren die Gefahren, die bei seinen einsamen Spaziergängen lauerten, geringfügig. Aber wenn er einen Destillanzug anlegte, legte er zugleich seine Vergangenheit an. Er wurde wieder zum wilden Wüstenbewohner. Im Destillanzug gab er die Sicherheit auf und wurde sich wieder der alten Geschicklichkeiten und Kampftechniken bewußt. Pilger und Stadtbewohner traten in kluger Vorsicht zur Seite, wenn er des Weges kam; sie ließen die wilden Nomaden strikt in Ruhe. Wenn die Wüste für Städter und Fremde ein Gesicht hatte, dann war es das Gasmaskengesicht des Destillanzugs.
    Der Vorhang zum Nebenzimmer glitt zurück, und einfallendes Licht beendete seine Träumerei. Chani brachte den Tee auf einem Tablett aus Platin.
    Sie bewegte sich mit der alten unverwechselbaren Verbindung anmutiger Zerbrechlichkeit und Kraft. Etwas an der Art, wie sie sich über das Teeservice beugte, erinnerte ihn an ihre ersten gemeinsamen Tage. Ihre dunklen Züge waren zart und von den Jahren anscheinend nicht gezeichnet; nur wenn man genauer hinsah, bemerkte man die Fältchen und Krähenfüße um die blauen Augen, in denen es kein Weiß gab.
    Dampf stieg aus der Teekanne, als sie den Deckel hob und den Duft schnupperte. An der Art und Weise, wie sie den Deckel wieder auflegte, konnte er erkennen, daß der Tee noch nicht fertig war. Die Kanne, ein rundliches Gefäß mit einem knopfartigen Smaragd auf dem Deckel, war als Kriegsbeute auf ihn gekommen, als er den früheren Besitzer im Zweikampf erschlagen hatte. Jamis hatte der Mann geheißen ... Jamis. Welch eine seltsame Unsterblichkeit der Tod Jamis eingebracht hatte!
    Chani stellte drei Tassen auf den kleinen Teetisch: eine für Paul, eine für sich und eine für alle früheren Besitzer.
    »Es wird nur noch einen Moment dauern«, sagte sie.
    Dabei blickte sie auf, und Paul fragte sich, wie er in ihren Augen erscheinen mochte. War er noch der exotische Fremdling aus einer anderen Welt, schlank und kräftig, doch fett und voll Wasser, verglichen mit den ausgemergelten Gestalten ihrer Stammesbrüder?
    Paul machte eine halbe Wendung und betrachtete sich im Spiegel. Nach zwölf Jahren als Herrscher war er äußerlich im wesentlichen derselbe geblieben ... nicht mehr so schlank, das mußte er zugeben; weniger sehnig als muskulös und stämmig, das Gesicht härter, die Nase schärfer. Dazu die Augen blau in blau, Kennzeichen des Gewürzsüchtigen. Im großen und ganzen war er mit seinem Aussehen zufrieden, obgleich ihm der beginnende Haarausfall Sorgen machte. Sein Großvater, der in der Stierkampfarena gestorben war, als er sich vor allem Volk als Matador produzieren wollte, hätte seinen Enkel nicht verleugnen können.
    Ein Ausspruch seines Großvaters kam ihm in den Sinn, etwas über die Verantwortung des Herrschers für die Beherrschten, über die Selbstlosigkeit als höchste Tugend und Notwendigkeit, selbst wenn sie in ihren Manifestationen den Untertanen nur als amüsante Marotte erschien.
    Die Menschen seiner Heimat erinnerten sich des alten Mannes noch immer mit Zärtlichkeit.
    Und was habe ich getan? fragte sich Paul. Ich habe die Wölfe auf die Schafe losgelassen ... Für einen Moment gedachte er all der Gewalttätigkeiten, die in seinem Namen verübt wurden. Er ließ sich aufs Bett zurückfallen, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Die angenehme Vertrautheit von Chanis Bewegungen, die Stille im Zimmer und seine eigene Schläfrigkeit lullten ihn jedoch bald wieder ein, und er betrachtete müßig die farbigen Gläser auf einem Wandregal hinter Chani, sagte sich stumm ihren Inhalt auf – die getrockneten Bestandteile der Wüstenpharmazie, Salben, Räucherwerk, Erinnerungsstücke ... eine Handvoll Sand von der Höhlensiedlung Tabr, eine Haarlocke von ihrem Erstgeborenen ... lange tot ... seit zwölf Jahren tot, unschuldiges Opfer der Schlacht, die Paul zum Herrscher gemacht hatte.
    Der Duft von gewürztem Tee erfüllte den Raum. Paul inhalierte, und sein Blick fiel auf eine gelbe Schale auf dem Tisch, wo Chani den Tee einschenkte. Die Schale enthielt Erdnüsse. Der unausweichliche Giftschnüffler wedelte mit seinen Insektenbeinen über die Nahrung. Der Anblick verdroß Paul; damals in der Wüste hatten sie nie Schnüffler gebraucht.
    »Der Tee ist fertig«, sagte Chani. »Hast du Hunger?«
    Er dachte an seine Gewichtszunahme und verneinte. Als er sich aufsetzte und nach seiner Tasse griff, klirrten die Gläser leise im Regal, und im nächsten
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