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Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Titel: Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten
Autoren: Frank Herbert
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Moment schlug ein gellendes Pfeifen und Heulen durch die offenen Fenster, dessen Intensität bis zur Unerträglichkeit zunahm und dann sehr rasch in der Weite des Himmels verhallte. Vom Raumhafen außerhalb der Stadt war ein Gewürzfrachter gestartet.
    Paul brummte etwas über ein Verbot von Nachtstarts, dann trank er seinen Tee, und das Getränk und die erneute Stille beruhigten ihn wieder. Chani setzte sich zu ihm auf die Bettkante und schlürfte ihren Tee, und nach einer Weile sagte sie sanft und so beiläufig sie konnte: »Laß uns über Irulan und ihr Verlangen nach einem Kind reden.«
    Paul wandte den Kopf. »Sie ist erst vor zwei Tagen von Wallach zurückgekehrt ... Hat sie dich schon wieder behelligt?«
    »Wir haben ihre Frustrationen nicht diskutiert«, antwortete sie. »Aber ich sehe, daß das Thema dich beunruhigt. Das war nicht meine Absicht.«
    »Was war deine Absicht?«
    Sie sah ihm in die Augen und lächelte scheu. »Wenn du dich ärgerst, Lieber, dann kannst du es einfach nicht verbergen.«
    Er schenkte sich eine zweite Tasse Tee ein, balancierte sie behutsam in der Hand, während er den Oberkörper ans Kopfende des Bettes lehnte.
    »Soll ich sie beseitigen?« fragte er. »Ihr Nutzen ist nur noch gering, und was ich über ihre Reise zur Schwesternschaft fühle und ahne, gefällt mir nicht.«
    »Du wirst sie nicht beseitigen«, sagte Chani. »Du hast mir oft gesagt, sie sei deine Kontaktperson zu unseren Feinden, deren Vorhaben du durch Irulans Handlungen erraten könntest.«
    »Das ist wahr, aber warum sollten wir uns dann über ihr Verlangen nach einem Kind den Kopf zerbrechen?«
    »Ich denke, es würde unsere Feinde verwirren und Irulan in eine verwundbare Position bringen, wenn du sie schwängertest.«
    An den kleinen Bewegungen ihrer Hände und ihrem abgewandten Blick sah er, was das Aussprechen dieser Überlegung sie gekostet hatte. Ein Klumpen bildete sich in seiner Kehle. Er schluckte mühsam und sagte: »Chani, Liebes, ich habe einen heiligen Eid geschworen, sie niemals anzurühren. Ein Kind würde ihr zuviel Macht geben. Möchtest du sie an deinem Platz sehen?«
    »Ich habe keinen Platz.«
    »Nicht doch, Sihaya, mein Wüstenfrühling! Woher diese plötzliche Sorge um Irulan?«
    »Es ist Sorge um dich, nicht um sie! Trüge sie dein Kind, würden ihre Freunde, die deine Gegner sind, an ihrer Loyalität zweifeln.«
    »Je weniger unsere Feinde ihr vertrauen, um so geringer ist ihr Nutzen für uns«, sagte Paul. »Und dann: ein Kind für sie könnte deinen Tod bedeuten!« Er machte eine ausgreifende Armbewegung. »Du weißt, was für Intrigen hier gesponnen werden.«
    »Du mußt einen Erben haben«, sagte sie leise.
    »Ahh!«
    Das also war es. Chani hatte ihm kein Kind geschenkt, darum mußte eine andere es tun. Warum nicht Irulan? Das zeigte, wie Chanis Verstand arbeitete. Und natürlich mußte das Kind in einem Geschlechtsakt gezeugt werden, weil künstliche Methoden dem Prestige des Herrscherhauses abträglich wären. Chani war zu einer Entscheidung gekommen, die die hohe Ethik ihres Stammes widerspiegelte.
    Paul betrachtete ihr vertrautes Gesicht in diesem neuen Licht. Es war ein Gesicht, das er besser kannte als sein eigenes. Er hatte es lachen und weinen sehen, kannte es in der Süßigkeit des Schlafs wie in der Bedrängnis, überspült von Angst und Zorn und Kummer.
    Er schloß die Augen und sah Chani wieder als ein Mädchen – so vollkommen in seiner Vorstellung, daß es einer Vision gleichkam. Sie lächelte scheu, zuerst, aber dann hatte er den Eindruck, daß sie zu entkommen suchte.
    Sein Mund wurde trocken, als die Vision sich vertiefte. Für einen Moment witterte er den Rauch einer verwüsteten Zukunft, und die Stimme einer anderen Art von Vision befahl ihm, sich freizumachen, sich zu lösen ... Schon oft hatten seine prophetischen Visionen die Zukunft belauscht, hatten Bruchstücke fremder Sprachen aufgefangen und steinerne Ruinen gesehen. Seit dem Tag seiner ersten Begegnung mit dem Übersinnlichen hatte er in die Zukunft gespäht und gehofft, Frieden zu finden.
    Es gab natürlich einen Weg. Er kannte ihn, ohne zu wissen, wohin er führte, und der Befehl, der ihm diesen Weg wies, war immer der gleiche, mechanisch und strikt: Mach dich frei ... mach dich frei ... mach dich frei ...
    Paul öffnete die Augen und betrachtete die Entscheidung in Chanis Gesicht. Ihre Züge unter dem blauen Schal blieben vertraut, aber die Maske ihrer Entscheidung lag über ihnen, eine altertümliche und
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