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Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten

Titel: Dune 02: Der Herr des Wüstenplaneten
Autoren: Frank Herbert
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nicht auszumachen, ob die Feststellung einen Tadel enthielt.
    »Ein Mentat!« knurrte die Mohiam.
    Scytale warf der Alten einen Blick zu und sah den alten Haß in ihren Augen. Seit den Tagen von Butlers Djihad, als das Universum von praktisch allen »Denkmaschinen« befreit worden war, waren Mißtrauen und Haß gegen Computer wachgeblieben. Solche Empfindungen färbten auch auf die menschlichen Computer ab.
    »Mir gefällt die Art Ihres Lächelns nicht«, sagte die Ehrwürdige Mutter plötzlich mit einem giftigen Blick zu Scytale.
    Scytale entgegnete: »Und ich denke um so geringer von dem, was Ihnen gefällt. Aber wir müssen zusammenarbeiten. Wir alle sehen das ein, nicht wahr?«
    »Ich sehe noch mehr«, knurrte Edric. »Atreides hat das Gewürzmonopol. Ohne das Zeug kann ich die Zukunft nicht durchdringen. Die Bene Gesserit brauchen es ebenfalls. Wir haben Vorräte, aber sie sind begrenzt. Melange ist eine wertvolle Münze und ein überzeugendes Druckmittel.«
    Scytale sagte wegwerfend: »Unsere Zivilisation hat mehr als eine wertvolle Münze. So gesehen, versagt das Gesetz von Angebot und Nachfrage.«
    »Sie haben vor, das Geheimnis zu stehlen«, schnaufte die Ehrwürdige Mutter. »Und er mit einem Planeten, der von seinen verrückten Wüstenbeduinen bewacht wird!«
    »Die freien Wüstenbewohner sind höflich, gut erzogen und unwissend«, sagte Scytale. »Die Fremen sind nicht verrückt. Sie sind gedrillt zu glauben, nicht zu wissen. Glaube kann manipuliert werden. Nur Wissen ist gefährlich.«
    »Aber wird mir etwas bleiben, womit ich eine königliche Dynastie begründen kann?« fragte Irulan.
    »Etwas«, sagte Scytale. »Etwas.«
    »Es bedeutet das Ende dieses Atreides als Machtfaktor«, sagte Edric.
    »Ich könnte mir denken, daß selbst weniger Begabte zu dieser Voraussage gekommen sind«, sagte Scytale trocken. »Für sie, mektub al mellah, wie die Sandläufer sagen.«
    »Für sie war es mit Salz geschrieben«, übersetzte Irulan.
    Während sie sprach, erkannte Scytale, was die Bene Gesserit hier für ihn aufgeboten hatten – eine schöne und intelligente Frau, die niemals ihm gehören würde. Auch gut, dachte er, vielleicht werde ich sie für eine andere kopieren ...

3
     
Jede Zivilisation muß sich mit einer unbewußten Macht abfinden, die fast jede bewußte Absicht der Gemeinschaft blockieren kann.
Theorem der Bene Tleilax (unbewiesen)
     
     
    Paul Atreides saß auf der Bettkante und zog seine Stiefel aus. Sie rochen nach ranzigem Lederfett. Es war spät. Er hatte seinen nächtlichen Spaziergang ausgedehnt und denen, die ihn liebten, Anlaß zur Sorge gegeben. Selbst nach zwölfjähriger Herrschaft war es ihm noch nicht gelungen, die Straßen seiner Hauptstadt bei Nacht sicher zu machen, aber weil er sie anders als seine Untertanen nur zur Entspannung aufsuchte und in solcher Stimmung den prickelnden Reiz des Abenteuers schätzte, focht ihn die Gefahr nicht an. Für ihn hatte das Durchstreifen der nächtlichen Straßen von Arrakeen in der Anonymität der Dunkelheit und eines Destillanzugs jedesmal den Zauber einer Neuentdeckung.
    Er warf seine Stiefel in die Ecke und schälte sich aus dem Anzug. Seine Muskeln und Knochen waren müde, aber in seinem Geist lebten noch die frischen Eindrücke seines Spaziergangs. An Abenden wie diesem, wenn er das alltägliche Leben und Treiben in den Gassen und an Marktständen beobachtet hatte, war er gewöhnlich von tiefem Neid erfüllt. Ein Herrscher konnte dieses namenlose, brodelnde Leben außerhalb der Mauern seines Palastes nicht teilen – aber welch ein Privileg war es für ihn, eine öffentliche Straße entlang zu gehen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen! Den Singsang bettelnder Pilger zu hören, oder wie ein hagerer Nomade einen Ladenbesitzer beschimpfte: »Du hast feuchte Hände!«
    Paul lächelte bei der Erinnerung.
    Er stand nackt auf dem grünen Teppich, merkwürdig eingestimmt auf seine Welt. Arrakis war jetzt eine paradoxe Welt – eine belagerte Welt, doch zugleich Machtzentrum. Belagert zu werden, dachte er, war das unausweichliche Schicksal der Macht.
    Flugsand, den die hohen Winde über das Gebirge getragen hatten, hatte knöcheltief in den Straßen gelegen und war von den Passanten zu erstickenden Staubwolken aufgewirbelt worden, die die Filter der Destillanzüge verstopften. Noch jetzt konnte er den Staub riechen, obwohl er im Schloßportal unter einem Gebläse gestanden hatte. Es war ein Geruch voll von Wüstenerinnerungen.
    Andere Zeiten ... andere
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