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Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Titel: Dumm gelaufen: Roman (German Edition)
Autoren: Moritz Matthies
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einen Kollegen eingesprungen«, erklärt Phil.
    »Und was ist das für ein Job?«, will ich wissen.
    »Leibwächter.«
    Gut, das hört sich jetzt nicht wirklich nach einem neuen Fall an, aber kann ja noch kommen. »Klingt doch ganz … spannend«, lüge ich. »Wer ist denn der Glückliche, den du beleibwächtern sollst?«
    »Sein Name ist Störtebeker.«
    Noch nie gehört. »Was soll denn das für ein Name sein?«
    Phil nimmt eine Hand aus der Tasche und fährt sich über sein glattrasiertes Kinn. »Ich finde den Namen eigentlich ganz passend – für ein Pferd.«
    »Du hast dich als Leibwächter für ein
Pferd
anheuern lassen?« Wie unwürdig ist
das
denn, denke ich. Anscheinend hat mein Partner bei seiner Rückkehr aus Südafrika seine Eier bei Piroschka gelassen. Womit auch die Erklärung für die Farbe seines Anzugs gefunden wäre. »Wobei sollst du das Pferd denn bitte bewachen – beim Grasen?«
    »Die meiste Zeit schon, vermutlich. Ich habe ja gesagt, dass es kein aufregender Job ist. Der Gestütsbesitzer ist offenbar ein ziemlicher Exzentriker, und wann immer eines seiner Pferde ein Rennen läuft, leistet er sich den Luxus, ihm einen Leibwächter zur Seite zu stellen.«
    »Hast du gerade Pferderennen gesagt?«
    Phil lässt erneut ein Schmunzeln erkennen. Er weiß, er hat mich. »Heute ist Eröffnung in Hoppegarten. Das erste Rennen der Saison.«
    »Und Störtedings ist mit dabei.«
    »Störtebeker«, korrigiert Phil. »Ja, er läuft mit, im siebten Rennen.«
    Ich wechsele lässig Standbein und Spielbein und stemme meine Klauen in die Hüften. Sieht leider nicht halb so lässig aus wie bei meinem Partner. Schon cool, so eine Kaschmirhose, in die man einfach seine Klauen steckt. Kann man sich die Eier kraulen, ohne dass es jemand mitkriegt. Hätte ich auch gerne, allerdings nicht in Babyblau.
    »Weißt du«, setze ich an, »ich persönlich sehe mich ja eher als Privatermittler und nicht als Pferdesitter.«
    Als Phil jetzt schmunzelt und seine Hand ans Kinn führt, rutscht sein Ärmel so weit über das Handgelenk, dass eine Uhr zum Vorschein kommt, mit der man mühelos die griechische Staatspleite abwenden könnte. Piroschka scheint ihn ganz schön eingeseift zu haben. Trotzdem ist er zurück. Am Ende bist du, was du bist.
    »Ich dachte, wir könnten ein paar Wetten platzieren«, antwortet er und blickt hinüber zu Marcia, Moby und Mitzi, die inzwischen den magischen Würfel in seine Einzelteile zerlegt haben und sich gegenseitig blaue, weiße und rote Steinchen an den Kopf werfen. »Aber wenn du Wichtigeres zu tun hast, verstehe ich das nat…«
    »Sekunde«, unterbreche ich ihn, »bin gleich wieder da.«
    Mit wenigen Sprüngen erklimme ich unseren Feldherrenhügel und klettere zur Plattform, auf der Rufus sitzt und von wo er eigentlich die Arbeiten zur Inbetriebnahme unseres Geheges koordinieren soll. Was er aber nicht tut. Stattdessen sitzt er da, hat den Kopf auf eine Klaue gestützt und blickt geistesabwesend – ich stelle mich kurz hinter ihn, um die Verlängerung seiner Blickachse einzufangen – zu Natalie hinüber. Welche Überraschung. Die sitzt in Erwartung des ersten Sonnenstrahls auf ihrem Rasenflecken, hat den Kopf in den Nacken gelegt und streicht sich versonnen über die Innenseiten ihrer Oberschenkel.
    »Wie läuft’s?«, frage ich.
    »Hm?«
    »Die Arbeiten«, erkläre ich. »Müll beseitigt, Schlafkammern gereinigt, Zäune kontrolliert?«
    Rufus nimmt den Kopf von seiner Klaue, blickt mich an und hat kein Wort verstanden. »Ach, du bist es«, stellt er fest.
    Ich fuchtele mit einer Klaue vor seinem Gesicht herum und meine tatsächlich, eine Reaktion seiner Pupillen zu erkennen. »Rufus?«
    »Ray?«
    »Ich brauche eine Minute deiner kostbaren Aufmerksamkeit.«
    Statt zu antworten, wandert sein Blick wieder hinüber zu Natalie. Arme Sau. Was muss er sein Herz auch ausgerechnet an das einzige Weibchen im Clan hängen, das unter Garantie Gulasch daraus macht. Aber was rede ich.
    Ich lege meine Klaue an seine Nase und drehe seinen Kopf in meine Richtung. »Rufus!«
    »Hm?«
    »Eine Minute, okay?«
    »Sicher, Ray.«
    »Also, pass auf: Phil ist da, und ich …«
    »Oh, tatsächlich?«
    »Ja, tatsächlich. Er steht vorne am Zaun und wartet auf mich.«
    Rufus’ Blick schlingert zum Zaun hinüber.
    »Der Typ im blauen Kaschmiranzug«, helfe ich nach.
    »Oh. Ah. Ich sehe ihn.« Rufus hebt mechanisch eine Klaue. »Hallo, Phil.«
    Phil legt drüben am Zaun den Kopf schief und zieht fragend eine
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