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Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Dumm gelaufen: Roman (German Edition)

Titel: Dumm gelaufen: Roman (German Edition)
Autoren: Moritz Matthies
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hinunterrutschen. »Beruhig dich, Störti«, empfehle ich und laufe zu seinem Anhänger hinüber, »hör noch ein bisschen Mozart.«
    Als er mich auf sich zutrippeln sieht, weiten sich vor Entsetzen seine Augen: »Was bist
du
denn?«
    Ich baue mich vor ihm auf. »Wonach sehe ich denn aus?«
    »Grundgütiger – woher soll ich das wissen? Eine Mischung aus zwei Mischlingen? Auf jeden Fall scheint deine Mutter kein Kind von Traurigkeit gewesen zu sein.«
    Ich ignoriere seine Bemerkung, inspiziere meine Krallen und sage: »Meine Name ist Ray. Ich bin Privatermittler. Das da drüben ist mein Partner.«
    Störtebeker tut so, als müsse er ein Lachen unterdrücken. »Das ist ein Scherz.«
    »Kein Scherz, Störti.«
    Jetzt tut er so, als hätte er sich wieder eingekriegt. »Hör mal, Kleiner: Mein Name ist Störtebeker.«
    »Hab mich schon gefragt, was das für ein Scheißname ist.«
    »Ich entstamme einem berühmten Pferdegeschlecht, das in direkter Linie auf die Fugger zurückgeht.«
    Ich schätze, ich sollte jetzt beeindruckt sein. Wäre ich vielleicht sogar – wenn ich wüsste, wer oder was die Fugger sind. Kurz kommt mir Minerva in den Sinn, der orakelnde Kauz aus dem Zoo, der allen erzählt, er stamme aus einer Eulenlinie, die bis auf die griechische Göttin Athene zurückreicht. In Wirklichkeit, das hat Rufus herausgefunden, kommen Minervas Vorfahren aus Haiti.
    »Verstehe«, lüge ich. »Und, Störtebeker, wie läuft’s so?«
    Der Hengst verdreht die Augen. »Überaus … unterhaltsam, wirklich … Ein Rennpferd zu fragen, wie es so läuft …«
    »Übrigens«, rufe ich, »ich kenne einen super Pferdewitz. Soll ich …«
    »Nein.«
    Selbstredend ignoriere ich Störtebekers Einwurf. Seit Ewigkeiten schon will ich den einzigen Pferdewitz, den ich kenne, einem Pferd erzählen. Bei uns im Zoo gibt’s nämlich keine. »Also gut, ich erzähle ihn dir. Aber nicht dazwischenquatschen, okay?«
    »Meine Antwort war: Nein.«
    »Nicht dazwischenquatschen, hab ich gesagt. Also: Kommt ein Pferd in eine Bar, setzt sich an die Theke, bestellt einen Whiskey. Sagt der Barmann: ›Nanu – was machst du denn für’n langes Gesicht?‹«
    Ich finde meinen Witz ja, ehrlich gesagt, ziemlich witzig. Störtebeker jedoch ist so was von not amused, da gibt’s kaum Worte für. »Gott steh mir bei«, murmelt er.

Kapitel 3
    Die tiefstehende Frühlingssonne ist bereits ein beträchtliches Stück weitergewandert, und Phil und ich sind vor lauter Mozarts kleiner Nachtmusik praktisch weggedämmert, als Piet Hansen im Laufschritt hinter der großen Halle hervorkommt. Bis er bei uns ist, ist er ganz außer Atem.
    »Wie geht es ihm?«
    Mein Partner hat natürlich keine Ahnung, wie es Störtebeker geht und woran man das möglicherweise erkennen könnte. Deshalb flüstere ich Phil durch die Seitenöffnung der Tasche zu: »Leicht nervös.«
    »Er ist …«, setzt Phil an, wird aber sofort von Hansens warnender Hand unterbrochen.
    »Haben Sie das gehört?«
    Phil versucht, unbeteiligt auszusehen. »Wenn ich wüsste, w…«
    »Dieses Geräusch eben, dieses … Fiepen.«
    »Also ich habe n…«
    »Marder«, entscheidet Hansen und beugt sich herab, um einen Blick unter die Karosserie seines Aston Martins zu werfen, »unter Garantie. Bei so etwas täusche ich mich nicht.«
    Im Halbdunkel der Tasche verdrehe ich die Augen. Marder. Pfff. Ich schätze, es ist mein Schicksal, verkannt zu werden. Immerhin ein Raubtier. Wurde auch schon für ein Streifenhörnchen, eine Ratte oder ein Wiesel gehalten. Aber so ist das: Als Profi sind persönliche Eitelkeiten fehl am Platz. Da muss man drüberstehen.
    »Haben Sie in meiner Abwesenheit etwas Ungewöhnliches beobachtet?«, will Hansen wissen, der sich wieder aufgerichtet hat und den Sitz seines Einstecktuchs kontrolliert.
    »Nichts, was mir ungewöhnlich vorgekommen wäre.«
    »Hm.« Hansen strafft sich. Das Jackett sitzt, der Seitenscheitel ebenfalls. »Und – wie geht es ihm nun?«
    »Er scheint mir leicht nervös zu sein«, sagt Phil.
    Wir folgen Hansen um sein Cabrio herum zum Pferdeanhänger. »Eine leichte Nervosität ist förderlich«, erklärt er, legt Störtebeker eine Hand auf den Nasenrücken und dreht Mozart endlich den Hahn ab. »Zu wenig ist ungut, zu viel kann tödlich sein.« Er wendet sich Störtebeker zu. »Na, Großer, bereit für das erste Rennen?«
    Störtebeker klemmt sich die Antwort. Eigentlich sind Galopprennen schon lange nicht mehr sein Ding und am Ende irgendwie unter seiner
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