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Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)

Titel: Duke - Ein weiter Weg zurueck (German Edition)
Autoren: Kerstin Rachfahl
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brandete auf.
    „Dein Mann hat gewonnen, er hat heute gute Arbeit geleistet. Du solltest zu ihm gehen und ihm gratulieren.“

25

    Wir hatten für Taifun und Van Gogh Käufer gefunden. Der Kaufpreis war hoch gewesen, genauso wie die Preisgelder von Thomas bei dem Turnier. Ich hatte mit ihm die Vereinbarung getroffen, dass wir zehn Prozent von dem Preisgeld als Prämie für unsere Arbeit bekamen. Außerdem hatten wir einen Vertrag für die Unterkunft und das Training seiner Pferde aufgesetzt. Die anderen Papiere waren ebenso unterschrieben, Papa schwebte seit Tagen auf Wolken. Er kam mir zehn Jahre jünger vor. Melanie war bei ihrem Turnier mit Lady auf dem zweiten Platz gelandet. Auch hier bekamen wir ein Angebot, aber gemeinsam entschieden wir, dass wir Lady als Zuchtstute behalten wollten. Worüber sich Melanie freute. Genauso hatte ich das Turnier genutzt und eine weitere Grenze überschritten, als ich mit The Lucky One startete. Er war Spitze gewesen und natürlich, war ich diesmal den wenigen Journalisten auf dem Turnier nicht entwischt. Papa und ich hatten vorher überlegte, was ich sagen sollte. Daran hielt ich mich. Henning bekam ich in den Tagen nicht zu Gesicht, und auch meine Eltern sprachen in meiner Gegenwart nicht von ihm.
    Die Worte von Thomas an dem Abend, als er im LKW aufgetaucht war, hallten in mir nach. Aber genauso wenig konnte ich vergessen, wie Henning sich auf Thomas’ Seite gestellt hatte bei Duke, oder seine Worte in dem Büro seines Vaters. So kühl und nüchtern, völlig emotionslos, wie passt das zu der Aussage von Thomas, dass Henning in Wahrheit nur einen Menschen wirklich lieben würde, nämlich mich. Genauso wenig war ich mir über meine eigenen Gefühle im Klaren. Egal wie ich es drehte und wendete, Henning war ein Sander und würde es immer bleiben. Wenn ich von ihm verlangte, dass er mich mit den Pferden und meiner Familie teilte, musste ich ihm das Gleiche zugestehen.
    Ein paar Mal hatte ich den Telefonhörer schon in der Hand, legte ihn aber wieder zurück. Mein neues Handy blieb stumm. Statt mich weiter mit solchen mühseligen Gedanken herumzuplagen, konzentrierte ich meine ganze Energie auf das Training mit Lucky und auf Duke. Außerdem war ich auf den Deal mit Lasse eingegangen, sodass mir wenig Zeit blieb für andere Dinge. Papa fand das wunderbar, er hatte seine alte Vera wieder. Aber Mama warf mir traurige Blicke zu, und manchmal strich sie mir über den Kopf.
    Als ich Duke das erste Mal einen Sattel auflegte, zitterte er am ganzen Körper. In meinen ersten Trainingseinheiten machte ich nichts anderes als Sattel auflegen, wieder abnehmen, Arbeiten im Longierzirkel. Das wiederholte ich mehrere Tage, bis er den Sattel wieder ohne Zittern trug. Genauso handhabte ich es mit dem Aufsitzen. Aufsitzen, absitzen, laufen im Longierzirkel. Jedes Mal gingen wir ein Stück zurück, wenn ich das Gefühl hatte, dass ich ihn überforderte.
    Es war harte Arbeit, doch dann kam der Tag, an dem ich auf ihm saß und spürte, wie er mich annahm. Ganz vorsichtig gab ich den ersten Impuls, langsam setzte er das erste Bein, das zweite. Ich parierte ihn durch, klopfte seinen Hals. Meinen Oberkörper vorbeugend, flüsterte ich ihm zu: „Na, mein Kleiner, Lust auf eine Runde durch den Wald?“ Die Ohren spielten, ansonsten machte er einen entspannten Eindruck.
    Als ich ihn vom Platz ritt und in den Wald hinein lenkte, blieb er kurz stehen, wieherte, dann griff er freudig aus. Ich hielt Duke im Schritt. Sein Kopf blieb hoch oben, und ich ließ ihn gewähren, auch wenn das seinen Rücken mehr nach unten wölbte. Er brauchte es, musste seine Umgebung mit allen Sinnen wahrnehmen. Ständig prustete er, blieb manchmal abrupt stehen, starrte in den Wald. Es erforderte meine ganze Konzentration, und es gab Augenblicke, wo ich mich schaltete, dass ich nicht erst auf dem Platz Übungen mit ihm gemacht hatte, bis er wieder ganz sicher an den Hilfen eines Reiters stand. Andererseits konnte ich mein Triumphgefühl nicht leugnen. Ich hatte ein echtes Wunder mit diesem Pferd vollbracht. Es akzeptierte nicht nur andere Menschen wieder, die ihn versorgten, nein, er war auch wieder bereit, einem Menschen zu erlauben, ihn zu reiten, nämlich mich.
    Die Dämmerung brach herein, als ich mit Duke von meinem Ausflug zurückkam. Meine Freude dämpfte sich, als ich das Auto von Henning vor dem Stall stehen sah. Das letzte Mal, als ich von einem Ausritt mit einem Pferd aus dem Wald kam und auf Henning traf, war er nach
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