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Dünengrab

Dünengrab

Titel: Dünengrab
Autoren: Sven Koch
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ist alt, und ich muss mich wohl damit abfinden, ihm das Gnadenbrot zu geben.«
    Ceylan schaltete sich ein: »Du willst dein Pferd einschläfern lassen?«
    »Nein, das sagt man so. Er soll auf der Weide stehen, bis er irgendwann umfällt. Er hat eine chronische Entzündung am Huf. Es ist ein gewisser Abschied. Aber das ist nun einmal der Lauf der Dinge.«
    Tjark stieß den Rauch durch die Nase aus. »Wohin werden die Dinge für dich laufen, Femke?«
    Sie zuckte mit den Schultern und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. »Ich habe die Ausschreibung für eine befristete Stelle bei der Kripo in eurem Dezernat gesehen. Ich werde mich darauf bewerben.«
    »Krass«, sagte Ceylan, »da werden wir ja Kollegen.«
    Femke nickte schwach. »Vielleicht, mal sehen.«
    »Wusste gar nicht«, sagte Fred und nahm einen weiteren Berliner, »dass wir Personal aufstocken.«
    Tjark lächelte. Das war sein Stichwort. Er schnippte die Zigarette in hohem Bogen fort. »Ich schätze«, erklärte er, »das ist meine Stelle.«
    Ceylan klappte der Mund auf. Fred biss in den Berliner. Femke versuchte weiterhin, ihre Strähne zu bändigen. »Ich«, fragte sie leise, »verstehe nicht ganz?«
    »Du hast die Brocken hingeworfen?«, fragte Fred.
    Tjark sah kurz zu ihm hin und zuckte entschuldigend mit den Achseln.
    »Das hast du nicht wirklich?«, hakte Fred nach und aß scheinbar ungerührt den Berliner auf.
    »Ich habe vorerst genug«, sagte Tjark. Er ließ die Hände in den Hosentaschen verschwinden und betrachtete die Spitzen seiner Schuhe.
    »Wegen Berndtsen?«, fragte Fred.
    »Auch.«
    Ceylan ballte die Fäuste. »Dieser Heckenpenner! Was will der denn noch! Ein Serienmörder wurde gestoppt, Vikki ist gerettet – und das alles, während Berndtsen mit seiner Bagage auf einer ganz anderen Hochzeit am völlig falschen Ort getanzt hat!«
    Tjark zuckte mit den Achseln. »Außerdem hat Mommsen Druck gemacht.«
    Femke legte die Stirn in Falten. »Mommsen?«
    Ceylan seufzte lautstark. »Er hat mitbekommen, dass auf seinem Gelände ein Polizeiwagen vorfuhr – Torstens, um Fred und mich abzuholen.«
    Tjark wandte sich an Femke und ergänzte: »Mommsen hat Fred erkannt und beim Verabschieden von ein paar Gästen gesehen, wie Fred und Ceylan in den Wagen einstiegen. Schließlich hat er eins und eins zusammengezählt und seinen Anwalt in Gang gesetzt. Dazu kommen die beiden anderen Verfahren wegen Polizeigewalt. Sieht nicht gut aus. Berndtsen hat mir außerdem eine Abmahnung angedroht, weil ihm nach wie vor kein Bericht über diese Schießerei mit den ›Coyotes‹ vorliegt.«
    Ceylan bebte. »Cowboy, ich hab auch Ärger am Hals, und du wirst doch nicht wegen so einer Scheiße den Schwanz einziehen! Die sollen aufhören, mit ihrem bürokratischen Müll die Polizeiarbeit zu blockieren und die Leute rauszumobben!«
    Tjark winkte ab und sah Ceylan an. Es stand ihr, wenn sie wütend war. »Die Sache ist die, Ceylan: Ich habe damals diesen Leuten welche verpasst, weil sie Dreckschweine sind, und ich habe keine Lust mehr, mich rauszureden. Ich habe Mommsen unrechtmäßig überwacht und seziert, weil er ein dummes Arschloch ist und ich ihn drankriegen wollte. Ich wollte den Fall auf meine Weise klären und die Gerechtigkeit in meine Hände nehmen.« Tjark machte eine Pause. »Für Cowboys sollte es bei der Polizei keinen Platz geben. Außerdem – und das ist vielleicht das Schlimmste – habe ich einem Mann vertraut, der ein Mörder war.«
    Femke seufzte. »Das habe ich ebenfalls. Viel länger als du. Ich war sogar in ihn verliebt. Du kannst dir das nicht zum Vorwurf machen. Ruven hat alle getäuscht.«
    »Das stimmt zwar, aber für mich gilt, dass mein Spinnensinn«, er tippte sich an die Stirn, »defekt ist oder umnebelt war.« Tjark blickte den Grabhügel hinauf. Es rauschte in den Bäumen.
    »Du musst darüber noch mal nachdenken«, forderte Ceylan. »Ey, Tjark Wolf, du bist der Superbulle, schon vergessen? Und wir alle rasten mal aus.«
    »Zu spät. Ich habe mich für zunächst zwei Jahre vom Dienst befreien lassen und Berndtsen meine Marke gegeben. Er hat nicht abgelehnt und die Stelle, wie es scheint, bereits ausgeschrieben.«
    Tjark sah zu Femke. Femke schluckte. »Ich«, stammelte sie, »ich wusste das nicht … Unter diesen Umständen … Ich, ich werde die Bewerbung natürlich zurückziehen.«
    Tjark schüttelte den Kopf. »Du wirst eine exzellente Ermittlerin sein. Ich gebe meinen Schreibtisch gerne an dich ab. Mein Platz ist irgendwo
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