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Duell der Zauberer

Duell der Zauberer

Titel: Duell der Zauberer
Autoren: David Eddings
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ausgesprochen klagend anhörten. Ein Maultier war sowieso nicht gerade ein besonders liebenswertes Tier, und seine Gangart hatte etwas an sich, das der Glocke um seinen Hals einen bekümmerten Ton verlieh. Die Maultiere waren Eigentum des drasnischen Kaufmanns Mulger, eines mageren Mannes mit stechenden Augen und grüner Weste, der Garion, Silk und Belgarath gegen eine gewisse Summe gestattet hatte, sich ihm auf seiner Reise nach Gar og Nadrak anzuschließen. Mulgers Maultiere waren mit Handelsware beladen, und Mulger selbst schien ein Bündel aus Vorurteilen und vorgefaßten Meinungen mit sich herumzuschleppen, das annähernd so schwer sein mußte wie die Last eines seiner hochbepackten Tiere. Silk und der werte Kaufmann hatten sich vom ersten Augenblick an nicht leiden können, und Silk unterhielt sich damit, seinen Landsmann zu ärgern, während sie durch das hügelige Sumpfland nach Osten ritten, auf die zerklüfteten Berge zu, die die Grenze zwischen Drasnien und dem Land der Nadraker bildeten. Ihre Diskussionen, immer kurz vor dem Ausbruch offener Feindseligkeit, zerrten jedoch fast ebenso an Garions Nerven wie das eintönige Geläut der Maultierglocken.
    Garions Reizbarkeit rührte von einem ganz bestimmten Punkt her. Er hatte Angst. Es hatte keinen Sinn, diese Tatsache vor sich selbst verbergen zu wollen. Die geheimnisvollen Worte des Mrin-Kodex waren ihm genauestens erklärt worden. Er ritt auf eine Begegnung zu, die von Anbeginn der Zeit vorausbestimmt war, und es gab nicht die geringste Möglichkeit, sie zu umgehen. Die Begegnung war das Ergebnis nicht nur einer, sondern zweier unterschiedlicher Prophezeiungen, und selbst wenn er eine davon hätte überzeugen können, daß irgendwo ein Fehler vorlag, so würde ihn die andere trotzdem gnadenlos und ohne die geringste Rücksicht auf seine Gefühle zu dieser Auseinandersetzung treiben.
    »Ich glaube, du siehst den entscheidenden Punkt nicht, Ambar«, sagte Mulger gerade in dem beißenden Ton zu Silk, den manche Männer annehmen, wenn sie ihren Gesprächspartner aus ganzem Herzen verabscheuen. »Mein Patriotismus oder mein Mangel daran hat nichts damit zu tun. Der Wohlstand Drasniens beruht auf dem Handel, und wenn ihr vom Außendienst euch als Kaufleute tarnt, wird es nicht mehr lange dauern, bis auch ein ehrlicher Kaufmann nirgendwo mehr willkommen ist.« Mit dem Instinkt, der allen Drasniern angeboren zu sein schien, hatte Mulger sofort erkannt, daß Silk nicht war, was er zu sein vorgab.
    »Ach, komm schon, Mulger«, erwiderte Silk herablassend, »sei nicht so naiv. Jedes Land der Welt tarnt seine geheimdienstlichen Tätigkeiten auf genau dieselbe Weise. Die Tolnedrer tun es, die Murgos tun es, selbst die Thulls tun es. Was soll ich deiner Meinung nach tun – mir ein Schild auf die Brust heften, auf dem ›Spion‹ steht?«
    »Ehrlich gesagt, es interessiert mich überhaupt nicht, was du tust«, gab Mulger zurück. »Ich kann nur sagen, daß ich es ausgesprochen leid bin, überall, wo ich hingehe, beobachtet zu werden, nur weil man euch nicht traut.«
    Silk zuckte mit einem unverschämten Grinsen die Achseln.
    »So ist die Welt nun einmal, Mulger. Du solltest dich besser daran gewöhnen, denn sie wird sich nicht mehr ändern.«
    Mulger starrte den rattengesichtigen kleinen Mann hilflos an, dann wandte er sich abrupt ab und ritt zurück in die Gesellschaft der Maultiere.
    »Treibst du es nicht ein wenig zu arg?« meinte Belgarath, aus dem scheinbaren Halbschlaf aufblickend, in den er beim Reiten für gewöhnlich fiel. »Wenn du ihn lange genug reizt, wird er dich bei den Grenzposten anschwärzen, und dann kommen wir nie nach Gar og Nadrak.«
    »Mulger wird keinen Ton sagen, alter Freund«, beruhigte ihn Silk. »Denn wenn er es tut, wird man auch ihn zur Überprüfung dabehalten, und es gibt keinen Kaufmann auf der Welt, in dessen Taschen sich nicht ein paar Dinge befinden, die dort eigentlich nicht sein dürften.«
    »Warum läßt du ihn dann nicht in Ruhe?« fragte Belgarath.
    »So habe ich wenigstens etwas zu tun«, antwortete Silk mit einem Schulterzucken. »Sonst müßte ich mir die Landschaft ansehen, und Ostdrasnien langweilt mich.«
    Belgarath grunzte mürrisch, zog sich die graue Kapuze über den Kopf und begann wieder zu dösen.
    Garion kehrte zu seinen melancholischen Gedanken zurück. Die Ginsterbüsche, die das Hügelland bedeckten, waren von deprimierender graugrüner Farbe, und die nördliche Karawanenroute wand sich wie eine verstaubte,
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