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Duell auf offener Straße

Duell auf offener Straße

Titel: Duell auf offener Straße
Autoren: Nadin Matthews
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dass jemand in seiner zielgerichteten Aktivität gestört wird und diese nicht umsetzen kann. Eine Möglichkeit, um Dampf abzulassen und darüber in den emotionalen „Normalbereich“ zurückzukehren, ist es, sich aggressiv zu verhalten. Man macht seiner Wut Luft und erfährt dadurch eine spürbare Erleichterung. Dieses befreiende Gefühl wird dann gelernt und Aggression kann so zur Strategie beim Abbau des unangenehmen Erregungszustands werden. Was passiert, wenn eine zielgerichtete Aktivität gestört wird, erleben Sie vielleicht an sich selbst, wenn Sie nach einem langen Tag von der Arbeit nach Hause fahren wollen und im Stau stehen. Wildes Hupen, Pöbeln und aufs Lenkrad schlagen sind Beispiele für Verhaltensweisen, die Menschen helfen, in der Zeit des Wartens in einem Stau zurechtzukommen.
     

    Wer Einschränkungen nicht kennt, kommt mit ihnen nicht zurecht und ist schnell frustriert.
     
     
    24
    Manche werden jetzt nicken und sich in der Situation wiedererkennen, andere kennen das nicht, haben eine ganz andere Geduld und warten gelassen in ihrem Auto, ohne dabei frustriert zu sein. Wie schnell jemand Frustration empfindet, ist nämlich unterschiedlich. Das hat einerseits mit dem eigenen Temperament und Charakter zu tun und andererseits mit individuellen Lernerfahrungen. So ist es bei Hunden auch.
    Wenn Hunde nie ohne Leine laufen dürfen, nicht beschäftigt werden und nur für zehn Minuten vor die Tür geführt werden, ist es für niemanden verwunderlich, dass sie frustriert sind und sich deshalb aggressiv verhalten. Die Lösung des Problems liegt auf der Hand: Der Hund braucht mehr Auslastung. Was ist aber mit den Hunden, die eigentlich gut ausgelastet sind, von klein an viel frei laufen durften, selten warten mussten, deren Bedürfnisse immer direkt befriedigt wurden? Was fehlt ihnen? Die Antwort ist Frustrationstoleranz. Ihnen wurde nicht ermöglicht, kleine Verzögerungen in der Bedürfnisbefriedigung auszuhalten, und dementsprechend empfinden sie frühzeitig Frust, wenn sie mit geringen Einschränkungen konfrontiert werden. Dazu kann auch das Gehen an der Leine zählen. Hunde, die aus Frustrationsgründen an der Leine kläffen, haben in der Regel kein Problem mit anderen Hunden, sondern nur damit, dass sie aufgrund der Einschränkung an der Leine nicht zu den anderen können.
    Vielleicht ist es nur ein persönliches Empfinden, aber ich habe den Eindruck, dass vor lauter Frühförderung von Kindern und auch Welpen zunehmend vergessen wird, sie angemessen in Geduld, Abwarten und dem Aushalten von Einschränkungen zu trainieren. Diese Fähigkeiten würden sie vor dem Entstehen von Frust schützen. Denn der wird sonst unweigerlich kommen: Kinder sollen spätestens mit sechs Jahren in der Schule ruhig sitzen können und Hunde überall mit dabei sein, sich ruhig verhalten, auch wenn das Leben sie lockt oder sogar provoziert. Dafür brauchen sie eine gesunde Frustrationstoleranz. Experimente haben übrigens ergeben, dass auch andere Strategien helfen, den durch Frustration entstehenden Erregungszustand abzubauen, zum Beispiel Gespräche oder auch Lachen. Nur so als kleiner Tipp für den nächsten Stau.
     
    Pubertät
     
    „Viele Hormone, wenig Hirn.“
     
    In ihrer Individualentwicklung durchlaufen Hunde sensible Phasen, in denen ihr Gehirn wächst, sich das neuronale Netz verdichtet und das Lernen ausgeprägter und nachhaltiger ist. Das Welpenalter gehört zu diesen Phasen und ist der Grundstein für die Entwicklung des erwachsenen Hundes. Darüber wurde in der Hundewelt viel geschrieben und diskutiert. Der Besuch einer Welpengruppe ist für deutsche Hundehalter mittlerweile obligatorisch. Im Vergleich zu der Welpenzeit wird die Pubertät der Hunde von ihren Haltern selten als schön bezeichnet. Die Hunde werden eigenwilliger und unzugänglicher, vergrößern ihren Radius, richten ihr Interesse vermehrt nach außen und vergessen dabei bereits Gelerntes und teilweise ihre gute Kinderstube.
    Wenn man Menschen fragt, wann Probleme wie die Aggression an der Leine mit ihrem Hund begannen, so lautet die Antwort oft, dass der Hund zwischen acht und sechzehn Monate alt war. Zufall? Nein, denn die Pubertät ist ebenfalls eine sensible Phase. Hirnforscher sprechen sogar von einer zweiten Geburt. Auch wenn es jugendlichen Hunden und Menschen nicht anzusehen ist, ihr Hirn entwickelt sich in dieser Zeit im hohen Maße. Es befindet sich in einer Neustrukturierung. Man könnte auch sagen: Wegen Umbau
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