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Duell auf offener Straße

Duell auf offener Straße

Titel: Duell auf offener Straße
Autoren: Nadin Matthews
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zusätzliches Futter bekommt. Doch natürlich gibt es rassespezifische Unterschiede. Nur lässt sich die Gefährlichkeit eines Hundes nicht über die Rasse bestimmen, sondern ist immer individuell zu betrachten.
     

    Rassespezifische Besonderheiten bieten einen Hinweis auf die Auftrittswahrscheinlichkeit von aggressivem Verhalten, nicht aber auf die tatsächliche Umsetzung. Ein Pointer wird eher Interesse am Jagen als an aggressiven Auseinandersetzungen zeigen.
     
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    Wir Menschen haben über 400 Rassen gezüchtet, damit sich jeder sein Problem aussuchen kann. Habe ich wenig Freude an Aggression, dafür aber an der Schönheit eines athletischen Körpers, der sich schnell von mir wegbewegt, dann bin ich ein Podenco-Typ. Habe ich Lust auf Konflikte, aber ein kleines Auto, so bin ich mit einem Parson Russell Terrier bestens bedient. Habe ich ein großes Auto und Lust auf Konflikte, dann könnte ein Boerboel mein Leben bereichern. Wenn ich ein großes Nähebedürfnis habe und Nachbarn, die die starke Lautäußerung meines Hundes zu Beginn des Spaziergangs ebenfalls als Freude bezeichnen, dann wäre ein Schäferhund ideal. Mögen es die Nachbarn aber eher leise und ich mag einsame Spaziergänge, könnte es auch etwas Besonderes wie ein Shiba Inu sein. Gefällt mir die Frisur von Jennifer Grey aus Dirty Dancing nach all den Jahren immer noch, könnte ich mit nur wenig Erziehung einen tollen Begleiter im Pudel finden. Wenn mir das Wort „Entschuldigung“ leicht über die Lippen kommt, weil ich weiß, dass mein Hund trotz seines Verhaltens auf Sympathie stößt, wäre ein Retriever eine hervorragende Wahl.
    Grundsätzlich ist fast jeder Hund in der Lage, an der Leine zu pöbeln.
    Rassen, die allerdings dazu neigen, schnell in Rage zu geraten, kopflos aufzudrehen, hysterisch zu werden, unsicher zu sein oder alles Fremde zunächst abzulehnen, haben größere Chancen, ein Problem an der Leine zu entwickeln. In den Rassebeschreibungen sind diese Eigenschaften übrigens durch die Wörter mutig, misstrauisch, agil, reserviert und wachsam gekennzeichnet.
    Rassespezifische Unterschiede können die Auftrittswahrscheinlichkeit von aggressivem Verhalten erhöhen und einen entscheidenden Hinweis liefern, wie groß die Bereitschaft und Möglichkeit des Hundes ist, dieses Verhalten wieder sein zu lassen. Einem Herdenschutzhund ist es aufgrund seiner Genetik sicherlich wichtiger, sein Territorium zu verteidigen, als einem Malteser. Die Frage nach der Höhe der Motivation des Hundes bestimmt neben anderen Faktoren maßgeblich das Training.
     
    Fehlende Sozialisation
     
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    „Wer bin ich im Wir?“
     
    Sozialisation beschreibt den Prozess des Hineinwachsens des einzelnen Hundes in eine Gruppe oder in eine Gesellschaft und ist das Ergebnis von sozialem Lernen. Sie ist ein lebenslanger Prozess und ist dennoch in manchen Lebensphasen wichtiger als in anderen. Diese Lebensabschnitte nennen sich sensible Phasen. Das Welpenalter könnte man als primäre Sozialisation beschreiben, in der grundlegende Verhaltensmuster und -regeln der eigenen Kommunikation gelernt werden. In der jugendlichen, sekundären Sozialisation werden hingegen die Regeln und Normen in einer Gruppe gelernt, die eigene Persönlichkeit durch die Auseinandersetzung mit anderen entwickelt und dadurch der eigene Platz und die eigene Rolle gefunden. Hunde brauchen ausreichende Möglichkeiten, ihre Kommunikation immer wieder, zum Beispiel im Spiel, zu üben. Dazu gehört auch die aggressive Kommunikation. Wer sich als Welpe nie streiten darf, kann den Umgang mit Aggression auch nicht lernen. Das heißt aber nicht, dass der Mensch alles laufen lassen sollte und niemals eingreifen muss. Junge Hunde brauchen unterschiedlich viele Hilfestellungen, um sich in unsere Gesellschaft zu integrieren. Dafür ist die Erziehung da, der bewusste, plan- und absichtsvolle Teil der Sozialisation. Unsere Fähigkeiten sollten wir jedoch nicht überschätzen: Der größte Teil der Sozialisation ist genährt durch unabsichtliche Erfahrungen, die jemand sammelt und die auf seine Persönlichkeit wirken. Das heißt, neben den Erziehungsgedanken sind vor allen Dingen die Haltungsbedingungen entscheidend. Wer seine Kommunikation nicht ausreichend lernen konnte, wird sich später in ihr nicht sicher fühlen können. Unsicherheit ist ein häufiges Motiv für Aggression.
     

    Junge Hunde brauchen ausreichend viele Kontakte zu Artgenossen, um ihre Kommunikation zu lernen und andere Hunde einschätzen zu
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