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Duell auf offener Straße

Duell auf offener Straße

Titel: Duell auf offener Straße
Autoren: Nadin Matthews
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Anpassungsfähigkeit und einem komplexen Lernverhalten ausgestattet.
     

    Die Diagnostik einer Beziehung ist schwierig, weil viele Faktoren eine Rolle spielen.
     
    Bevor man nun das problematische Verhalten eines Hundes erklären kann, müsste man zu-nächst die einzelnen Interaktionspartner in dieser Konfliktsituation und die Umweltbedingungen beschreiben können. Erst in der kommunikativen Schnittmenge zwischen Mensch und Hund findet man Hinweise auf Veränderungspotenzial. Ein Problem beginnt schließlich erst dann, wenn es empfunden wird, und an dieser Stelle kommt der Mensch ins Spiel. Sicherlich ist das andere Ende der Leine nicht schuld an den Schwierigkeiten, aber es ist beteiligt.
     
    Wie erklärt man ein komplexes System?
     
    Im ersten Schritt könnte man den Hund und sein Verhalten ansehen, um herauszufinden, welche Faktoren gegeben sein müssen, damit er sich aggressiv verhält. Welche Motive leiten ihn und wie stark ist diese Motivation? Was hat der Hund im Konflikt gelernt? Welche Möglichkeiten gibt es lerntheoretisch, damit er sein aggressives Verhalten reduziert?
    Im zweiten Schritt kann der Mensch genauer unter die Lupe genommen werden. Weshalb hat dieser Mensch einen Hund? Welche Funktion hat der Hund für den Menschen? Welche Erwartungen hat der Mensch an den Hund? Welche Erziehungsziele verfolgt er? Was für einen Erziehungsstil hat er? Wie reagiert er auf das Problem?
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    Im dritten Schritt sollte die Beziehung analysiert werden. Welche Grundmuster wurden in der Kommunikation entwickelt? Welche Regeln wurden etabliert? Wie wird im gemeinsamen System mit Konflikten umgegangen? Welche Auswirkungen hat das Problem auf die Beziehung? Wodurch wird das Problem aufrechterhalten? Was muss sich verändern, damit eine Lösung möglich ist?
     
    Streiten ist wichtig!
     
    Aggressives Verhalten ist ein Bestandteil der sozialen Kommunikation. Es ist weder krank noch gestört, sondern dient dazu, Konflikte in einer Gruppe zu klären, die Regeln des Zusammenlebens zu etablieren und aufrechtzuerhalten. Aggression kann helfen, sich in Konkurrenzsituationen durchzusetzen, aber auch sich selbst zu schützen. Sie kann also Angriff und auch Verteidigung beinhalten und hat damit eine wichtige Funktion.
     

    Hunde haben eine direkte und äußerst differenzierte Kommunikation.
Dieser ältere Rüde kommuniziert aggressiv über seinen Blick und seine Körperhaltung. Der junge Rüde antwortet angemessen mit Demutsverhalten.
 (Foto: Nadin Matthews)
     
    Die Motive von Hunden, sich aggressiv zu äußern, kennen wir Menschen – weil wir dieselben haben. Was vielen Menschen fremd vorkommt, ist die Direktheit von Hunden, ihre Gefühle und Einstellungen zu äußern. Erwachsene Menschen sind häufig gehemmter, nicht so spontan und erleben Konflikte oft im Nachhinein, reflektieren sie und überlegen sich Strategien fürs nächste Mal. Sie sind in der Lage, Intrigen zu spinnen und abstrakte Kriege zu führen. Hunde können das nicht. Sie haben eine bemerkenswerte Streitkultur, sehr impulsiv und direkt, ähnlich wie Kinder. Im Hundetraining kann es nicht darum gehen, Hunden ihre Art des Streitens zu nehmen, weil wir nicht damit zurechtkommen. Das heißt aber auch nicht, dass Hunde sich ungebremst aggressiv verhalten dürfen. Wir können ihnen helfen, sich in die Gesellschaft zu integrieren, damit sie uns in unserem Leben begleiten können. Aggression gehört dazu, kann aber von Hunden situativ angemessen gezeigt werden.
    Denn Hunde haben Regeln beim Streiten und können solche lernen. Die meisten Auseinandersetzungen zwischen Hunden verlaufen zwar lautstark, aber unblutig und ritualisiert. Wenn gebissen wird, dann häufig kraftlos und ohne Beschädigungsabsicht. Hunde sind sogar in der Lage, aggressives Verhalten nuanciert zu zeigen, und dies muss gar nicht laut sein. Hunde nutzen ihre Körpersprache, Körperspannung, Mimik und ihren Blick, um andere über einen drohenden Konflikt zu informieren.

Der Hund und die Faktoren für aggressives Verhalten

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    Um zunächst einen Überblick zu bekommen, sind die Faktoren für Aggression einzeln aufgeführt. Im echten Leben gehen diese Faktoren gern Hand in Hand. Nur selten reicht es aus, dem Hund ein bestimmtes Motiv zu nehmen, damit er sich entspannen kann.
     
    Genetik
     
    „Was soll ich mitbringen?“
     
    Wir Hundetrainer vermeiden oft die öffentliche Diskussion um genetische Faktoren von Aggressivität, damit die Politik gegen Hunde und gerade gegen spezielle Rassen kein
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