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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher
Autoren: Stephen King
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die Schultern.
    Biber mischt sich nicht ins Gespräch ein. Ganz plötzlich will er hier raus, weg aus dieser muffigen Kneipe, wo sich alles ewig nur im Kreise dreht, und ein bisschen frische Luft schnappen. Er weiß, worauf George hinauswill, und es ist alles gelogen.
    Sie hieß nicht Chantay, du kennst ihren Namen gar nicht, und sie ist einfach an dir vorbeigerauscht, du warst Luft für sie, was wärst du auch sonst für so ein Mädchen, doch nur noch so ein langhaariger Proll aus noch so einer Prollstadt in Neuengland, sie ist in den Bandbus geflitzt und aus deinem Leben verschwunden, aus deinem beschissenen, uninteressanten Leben. The Chantays ist der Name der Band, die wir gerade hören, nicht die Mar-Kets oder BarKays, nein, die Chantays; das ist »Pipeline« von den Chantays, und das Ding an deinem Hals da ist kein Knutschfleck, sondern Rasierbrand.
    Das denkt er, und dann hört er jemand weinen. Nicht in der Kneipe, sondern in der Erinnerung. Lange zurückliegendes Weinen. Es dringt ihm direkt in den Kopf, dieses Weinen, marternd wie Glassplitter, und Scheiße noch eins, das ist ja arschkrass, sorg doch mal einer dafür, dass der aufhört zu weinen!
    Ich war es, der ihn getröstet hat, denkt Biber. Ich war das. Ich war der, bei dem er aufgehört hat zu weinen. Ich habe ihn in die Arme genommen und ihm was vorgesungen.
    Währenddessen erzählt George Pelsen, wie die Tür des Bühneneingangs endlich aufging und dann weder Jackson Browne noch David Lindley herauskam, sondern die drei Sängerinnen. Eine hieß Randi, eine Susi und eine Chantay. Scharfe Weiber, echt zum Anbeißen.
    »Mann«, sagt Sean und verdreht die Augen. Er ist ein rundlicher, kleiner Typ, dessen sexuelle Abenteuer aus gelegentlichen Expeditionen nach Boston bestehen, wo er dann im Foxy Lady die Stripperinnen und im Hooters die Kellnerinnen begafft. »O Mann, Chantay. « Er deutet Wichsbewegungen an. Zumindest dabei, findet Biber, sieht er wie ein Profi aus.
    »Ich hab also mit denen gequatscht … na, größtenteils mit Chantay, und hab sie gefragt, ob sie nicht ein wenig das Nachtleben von Portland kennenlernen möchte. Und dann …«
    Der Biber zieht einen Zahnstocher aus der Tasche, steckt ihn sich in den Mund und blendet alles andere aus. Ganz plötzlich ist der Zahnstocher das Einzige, was er will. Nicht das Bier vor ihm, nicht der Joint in seiner Tasche und ganz bestimmt nicht George Pelsens Geschwafel, wie er es mit dieser Chantay aus dem Märchenland hinten auf seinem Pick-up getrieben hat, Gott sei gedankt für die Wohnkabine, wenn Georgie-Boy die Ramme schwingt, die Alte gleich Juchheißa singt.
    Alles heiße Luft, denkt Biber, und mit einem Mal ist er fürchterlich deprimiert, noch deprimierter als damals, als Laurie Sue ihre Sachen packte und zurück zu ihrer Mutter zog. Das passt überhaupt nicht zu ihm, und plötzlich will er nur noch raus hier, will sich die Lunge vollsaugen mit der kühlen, salzigen Seeluft und ein Telefon finden. Das will er tun, und dann will er Jonesy oder Henry anrufen, ganz egal, einen von beiden; er will sagen: He, Mann, wie läuft’s denn, und hören, wie einer von ihnen erwidert: Ach, weißt du, Biber, SSAT. Kein Prall, kein Spiel.
    Er steht auf.
    »He, Mann«, sagt George. Biber ist mit George aufs Westbrook Junior College gegangen, und damals war er cool gewesen, aber das war nun viele, viele Biere her. »Wo willst du hin?«
    »Pissen«, sagt Biber und dreht sich den Zahnstocher vom einen Mundwinkel in den anderen.
    »Na, dann mach aber schnell; gleich kommt das Beste«, sagt George, und Biber denkt: String-Tanga. O Mann, heute sind diese alten, schrägen Vibrations aber stark, liegt vielleicht am Luftdruck oder so.
    Mit gesenkter Stimme sagt George: »Als ich ihren Rock hochschob …«
    »Ich weiß: hatte sie einen String-Tanga an«, sagt Biber. Er bemerkt den verblüfften, fast entsetzten Blick in Georges Augen, geht aber nicht darauf ein. »Also das will ich unbedingt hören.«
    Er geht am Männerklo vorbei, mit dem gelb-rosa Gestank nach Pisse und Spülsteinen, geht an der Damentoilette vorbei, der Tür mit der Aufschrift Büro und hinaus in die Gasse. Es ist bedeckt und regnerisch, aber die Luft tut gut. Sehr gut. Er holt tief Luft und denkt wieder: Kein Prall, kein Spiel. Er grinst ein wenig.
    Er geht zehn Minuten, kaut an seinem Zahnstocher und bekommt allmählich einen klaren Kopf. Irgendwann, wann genau, weiß er hinterher nicht mehr, wirft er den Joint weg, den er in der Tasche hatte. Und
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