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Du zahlst den Preis fuer mein Leben

Du zahlst den Preis fuer mein Leben

Titel: Du zahlst den Preis fuer mein Leben
Autoren: Carolin Philipps
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Zimmer oder besser noch: Geh nach unten zurück. Wenn du die Regeln in meiner Familie nicht respektieren kannst, ist es besser für dich zu gehen.«
    Ohne ein weiteres Wort verließ Nica den Essraum und packte ihre Sachen.
    Aus dem Wohnzimmer hörte sie die erregten Stimmen der Familie. Keine Harmonie und auch kein
basa-basi
mehr. Nur noch wütende Stimmen.
    »Du hast versprochen, dass sie nachkommen darf, wenn sie unglücklich ist!«, schrie Kali.
    »Das ist unmöglich!«, schrie Bapak zurück.
    »Es war doch nur eine Hochzeit nach islamischem Recht.«
    »Wir haben genug geredet.« Wie immer, wenn er sich geärgert hatte, sperrte Bapak sich in seinem Gebetsraum ein. Lautes Gemurmel erfüllte den Flur. Nica verließ, ohne sich zu verabschieden, die Wohnung. Auch wenn Bapak sie nicht hinausgeworfen hätte, wusste Nica, dass ihre Zeit hier oben vorbei war.
    Auf der Treppe holte Kali sie ein. Er lächelte sie an. »Danke«, sagte er.
    »Danke, wofür?«
    »Dafür, dass du deine Meinung gesagt hast, obwohl du wusstest, dass du dann nicht mehr bleiben kannst.«
    »Ich hab es für Riani getan. Man darf sie nicht totschweigen, so als würde sie nicht mehr leben. Wir müssen sie da rausholen.«
    »Ich habe versucht, das Geld zu verdienen. Ich habe auch schon einige Hundert Euro zusammen, aber es reicht nicht. Meinst du, deine Mutter würde den Rest dazugeben?
    »Geld? Wofür?«
    »Um den Brautpreis zurückzuzahlen. Und für die Scheidung. Nach islamischem Recht kann auch eine Frau die Scheidung einreichen. Es war keine offizielle Hochzeit. Das geht ja erst mit sechzehn. Anwesend waren nur der islamische Geistliche und der vom Islam vorgeschriebene Vormund der Frau, also mein Vater und ein Zeuge, das war mein Onkel.«
    »Der aus dem Dorf? Der wusste die ganze Zeit Bescheid und hat nichts gesagt? Ich hatte gleich so ein komisches Gefühl, dass er lügt.«
    »Er hatte keine Wahl. Er hatte geschworen zu schweigen, so wie ich auch.«
    »Ich frage meine Mutter heute Abend, wenn sie nach Hause kommt. Sie hat zwar nie Zeit, aber dafür genügend Geld. Ich glaube nicht, dass sie ein Problem damit hat.«
    »Sie nicht, aber Bapak.«
    »Wieso? Er soll doch froh sein, dass er Riani nach Hause holen kann.«
    »Er verliert sein Gesicht, wenn er zustimmt. Deine Mutter muss die richtigen Worte finden.«
    Während Kali seine Sachen aus Nicas Zimmer nach oben brachte, räumte Nica ihr Zimmer unten wieder ein und wartete ungeduldig auf ihre Mutter.
    Es war leichter als gedacht. Die Mutter war überglücklich, dass Nica zurückgekommen war, auch wenn sie wohl ahnte, dass das nicht ganz freiwillig geschah. Sie war ganz gerührt, als sie hörte, dass Kali all die Monate gearbeitet hatte, um seine Schwester freizukaufen.
    »Natürlich gebe ich den Rest dazu«, sagte sie. »Aber bist du sicher, dass es so einfach ist, sich als Frau scheiden zu lassen? Wir müssten einen Anwalt in Banda Aceh einschalten und jemanden vom Roten Halbmond, der Riani betreut, bis die Scheidung durch ist.«
    »Eigentlich gibt es nur ein Problem: Bapak denkt, es ist Rianis Schicksal. Er sagt, wir können nichts tun, denn es steht alles schon in Allahs Buch.«
    »Bei uns heißt es: Das Schicksal mischt die Karten, aber wir spielen damit.«
    »Bapak ist sehr böse auf mich, weil ich mich eingemischt habe.«
    »Ach, darum bist du wieder unten. Ich dachte schon, du verstehst dich inzwischen besser mit Ulf.«
    Nica nickte. Sie war Ulf sehr dankbar dafür, dass er die Mutter zu der Reise nach Banda Aceh überredet hatte.
    »Ich denke, Bapak wird ganz froh sein. Schließlich geht es um das Glück seiner Tochter …«
    »Ha!«, machte Nica. »Ich zitiere Bapak: ›Es ist nicht Rianis Aufgabe, glücklich zu sein, sondern dem Vater zu gehorchen‹.«
    Am nächsten Tag kam die Mutter früher aus dem Büro. Gemeinsam gingen sie hoch, wo Bapak sie freundlich begrüßte. Nicht eine Sekunde lang ließ er erkennen, was sich am Vorabend zwischen ihm und Nica abgespielt hatte. Er lud sie sogar zum Abendessen ein.
    Die Mutter lehnte dankend ab. »Es geht um Riani«, begann sie ohne Umschweife, was ein großer Fehler war. Erst essen, dann verhandeln lautete die Regel für alle Geschäfte in Asien.
    Bapak setzte sein
basa-basi-
Gesicht auf.
    »Nica hat mir alles erzählt. Ich möchte euch ein Angebot machen: Wenn ihr wollt, dann gebe ich euch das nötige Geld, um Riani hierherzuholen. Ich würde auch den Anwalt bezahlen …«
    Nica sah das Leuchten in Ibus Augen. Ängstlich schaute sie zu
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