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Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Donn Cortez
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die Menschen, die in den von ihm gelegten Feuern umgekommen waren, und wem er sonst geschadet hatte – würden keine Gerechtigkeit mehr erfahren. Jack würde allen Familienmitgliedern, die er ausfindig machen konnte, Bescheid geben, dass das Monster, das einen Teil ihres Lebens zerstört hatte, vernichtet war. Aber mehr konnte er ihnen nicht geben.
    Das war nicht genug.
    Sie würden nicht erfahren, was Goliath durch den Kopf gegangen war, als er die Feuer legte, oder wie er sich danach gefühlt hatte. Sie würden nicht erfahren, ob er jemals Augenblicke der Reue gehabt hatte, ob er jemals über die Folgen seiner Taten nachgedacht hatte. Zwar bezweifelte Jack, dass er das jemals getan hatte, doch jetzt würde er es nie herausbekommen.
    Ein neues Jahr näherte sich. Damit kamen Veränderungen. Veränderungen in seiner Zusammenarbeit mit Nikki. Remote hatte Jack ganz neue Möglichkeiten, neue Vorgehensweisen aufgezeigt.
    Vielleicht sogar neue Zielpersonen.
    Remotes Mittel bargen ein reichhaltiges Potenzial: Geld für Ausrüstung und Bestechungen. Einen abgelegenen, gutgesicherten Rückzugsort, von dem man leicht in zwei Länder gelangen konnte. Und womöglich sogar Zugang zu Regierungsdaten. Jacks Methoden hatten schon immer auf Informationen gefußt, aber seine Möglichkeiten, an solche zu gelangen, waren beschränkt. Da hatte Remote einen weitaus größeren Radius. Und all das würde Jack lediglich einen weiteren Teil seiner Seele kosten.
    Denn nicht nur Goliaths Opfer würden ungerächt bleiben. Auch unter den Toten, die Remote zu verantworten hatte, waren Unschuldige. Und denen konnte Jack keine Gerechtigkeit verschaffen. Wenn er Remotes Manipulationen öffentlich machen würde, wäre er ihm nicht mehr nützlich, und die Leute, die Remote erpresst hatte, würden zum Gegenstand von Untersuchungen. Nikki hatte recht. Diesmal gab es keinen eindeutigen Sieg. Jedenfalls nicht für die Toten.
    Seltsamerweise empfand Jack gegenüber Remote kaum Abneigung. Trotz seiner Verbrechen war dieser Mensch nicht böse, wenigstens nicht in dem Sinn, in dem Jacks Opfer böse waren. Er war eine schwer geschädigte Persönlichkeit, die versuchte, der Welt einen Gefallen zu tun, gleichzeitig aber emotional nicht in der Lage war, das Grauen zu erkennen, das sie dabei schuf. Obwohl Remote ständig von Präzision redete, benahm er sich wie ein Hammer, der ein Loch stopfen will. Und er hatte schlicht nicht die Fähigkeit, etwas für die Menschen zu empfinden, die er dabei zerschmetterte.
    Jack dagegen wusste, wie man Lücken stopfte. Es war eine komplizierte Aufgabe, die viel Geduld und Gespür erforderte. Man musste langsam vorgehen und eine sichere Hand haben. Vor allem aber musste man sich jedes kleinen Schmerzes bewusst sein, den man verursachte. Da zwischen Täter und Opfer nichts Trennendes sein durfte, durfte man sich keinen Panzer anziehen. So ungern Jack es zugab, aber Folter war eine Kunst, eine Kunst, bei der durch Zerstörung etwas entstand. Indem das Mitgefühl untergraben wurde, kam die Wahrheit ans Tageslicht. Jack hatte ganz genau gewusst, welchen Preis er zahlen würde, als er sich für diesen Weg entschlossen hatte. Und er hatte nicht gezögert. Für die Möglichkeit, andere vor der Hölle zu bewahren, durch die er gegangen war, war es kein zu hoher Preis, sich in ein Ungeheuer zu verwandeln.
    Den Schrecken, andere zu zerstören, hatte er akzeptiert. Nun musste er die Schuld des Kompromisses akzeptieren. Genau jene Lektion, die Remote ihm versucht hatte beizubringen. Ein weiterer Schritt hinab in die Dunkelheit, die er im Namen eines höheren Guts gewählt hatte. Von der Hand Goliaths oder Remotes würden keine weiteren Unschuldigen mehr sterben – doch diejenigen, die schon gestorben waren, lagen still in ihren Gräbern. Niemand würde für sie das Wort ergreifen.
    Er blieb einen Moment stehen, sein Atem hing in Wölkchen in der Luft. Er betrachtete einen gewaltigen, aufblasbaren Weihnachtsmann, der sich in einem Vorgarten erhob, ein grinsender Riese mit dickem Bart. Doch er erinnerte Jack nicht an Goliath.
    Als der Patron Jacks Vater ermordet hatte, hatte er die Leiche in ein Weihnachtsmannkostüm gesteckt.
    Seither beschwor die vertraute Gestalt des Weihnachtsmanns in ihm unweigerlich das Bild seines toten Vaters herauf, der ihm zu Füßen lag. Jetzt jedoch sah er für ein paar Sekunden seinen Vater, wie er noch am Leben war und ihn anlächelte. In dem Santa-Claus-Kostüm aus dem Ein-Dollar-Laden, das er an
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