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Du oder die grosse Liebe

Du oder die grosse Liebe

Titel: Du oder die grosse Liebe
Autoren: Simone Elkeles
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in die Gänge … wortwörtlich und im übertragenen Sinn, weist mich eine Stimme in meinem Kopf an.
    Ich stehe auf und beschließe, zur Party zurückzukehren. Während ich den Strand entlangschlendere und darüber nachgrüble, wo ich den Mut hernehmen soll, mich bei Luis zu entschuldigen und anschließend nach Hause zu gehen und das gefürchtete Gespräch mit meinen Eltern zu führen, stolpere ich über etwas Weiches. Ich gucke runter und sehe, dass ich gerade auf Klamotten getreten bin. Männerklamotten … einen Smoking, um genau zu sein.
    Ich drehe mich um und entdecke zwei Silhouetten im Wasser, die sich küssen.
    Luis und die Omeingott-Tussi. Ihr nerviges Gequietsche schallt bis an den Strand. Ich weiß, dass sie mit Luis hier ist, weil … nun, jedes Mal wenn ich ihn heute Abend kurz angesehen habe, hat sich mir sein Bild eingebrannt. Und obwohl ich ihn nur als Schemen ausmachen kann, weiß ich instinktiv, dass er es ist.
    Ich kann nicht fassen, dass er mit der Omeingott-Tussi rummacht, obwohl er genau weiß, dass sie nur ein One-Night-Stand sein wird. Mir ist klar, dass ich wütend auf Marco bin und meine Gefühle auf Luis übertrage, aber die beiden sind sich einfach zu ähnlich.
    Fiese Gedanken schießen mir durch den Kopf, wie zum Beispiel, mir seinen Smoking zu schnappen, sodass er nach dem Bad ohne Klamotten dastünde. Ich sollte es nicht tun.
    Aber andererseits …
    Ohne allzu groß darüber nachzudenken, aus Angst, dass ich dann die Nerven verlieren würde, schnappe ich mir Luis’ Smokingjackett, Hemd, Hose, Unterhose und Schuhe. Ich nehme sein Portemonnaie aus der Hosentasche und lasse es im Sand zurück. Schließlich habe ich nichts davon, wenn er glaubt, ich hätte ihn beklaut.
    Ich schmeiße die Kleider hinter einen Felsen und kehre in den Empfangsbereich zurück. Ich wünschte, ich könnte sein Gesicht sehen, wenn er vollkommen nackt nach seinen Sachen suchen muss. Ich habe sie dort gelassen, wo er sie leicht finden kann … bei Tageslicht. Im Mondschein wird er sich dafür ganz schön ins Zeug legen müssen.
    Yes! Zum ersten Mal seit Wochen fühle ich mich, als hätte ich die Zügel in der Hand.
    »Hey, Nik«, sagt Ben. »Mom und Dad suchen nach dir. Wir wollen fahren.«
    Mom und Dad verabschieden sich praktisch von jedem Einzelnen auf der Hochzeit. Ich stehe hinter ihnen und schließe mich ihrem höflichen Dank an, ohne mir anmerken zu lassen, dass ich soeben Luis’ Smoking an einem Ort versteckt habe, wo er ihn vielleicht nicht finden wird.
    »Was hast du am Strand gemacht?«, fragt mich Ben, als wir in Dads Auto steigen.
    »Mich bei Luis entschuldigt«, lüge ich. Wie es aussieht, habe ich seinen unteren Regionen keinen größeren Schaden zugefügt, wenn er eine Stunde später schon wieder so viel Spaß haben kann.
    Dad biegt vom Parkplatz auf die kurvenreiche Einfahrt, vorbei an dem Haus, in dem die Hochzeit stattgefunden hat, und dann auf die schmale Straße, die von dem benachbarten Hotel wegführt, in dem die Gäste wahrscheinlich die Nacht verbringen werden. Ben, der neben mir sitzt, ist damit beschäftigt, mit irgendeiner App auf seinem Handy zu spielen.
    Als ich aus dem Fenster blicke, sehe ich einen nackten Luis, der sich das Portemonnaie vor seinen Schwanz hält, während er versucht, sich ins Hotel zu schleichen. Er erstarrt, als wir an ihm vorbeifahren, und hofft wahrscheinlich, dass niemand ihn bemerkt.
    Aber ich bemerke ihn.
    Und er bemerkt mich.
    Mit einem echten Lächeln, einem, das seit Ewigkeiten nicht auf meinem Gesicht zu sehen war, kurble ich das Fenster runter und winke ihm heimlich zu.
    Anstatt dass es ihm peinlich wäre, lässt er das Portemonnaie fallen, salutiert mir mit der einen Hand und winkt mit der anderen zurück.
    Was bedeutet, dass er völlig entblößt dasteht.
    Halte den Blick auf sein Gesicht gerichtet, Nikki. Was immer du tust, verschaff ihm nicht die Befriedigung, den Blick nach unten gleiten zu lassen.
    Am Ende gewinnt Luis das Duell. Ich kann nicht anders, als zu gucken. Sein Körper ist schlanker und muskulöser als Marcos und ihn in seiner ganzen Pracht zu sehen, macht die Unterschiede mehr als deutlich.
    »Ich bin froh, dass du dich bei Luis entschuldigt hast«, bemerkt Mom ruhig, als wir fast zu Hause sind.
    »Hm«, erwidere ich.
    Jede noch so geringe Freude, die ich vielleicht verspüre, löst sich in nichts auf, als die Bauchkrämpfe zurückkehren. Wieder und wieder. Ich habe das Gefühl, mich jeden Augenblick übergeben zu müssen. Schwindel
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