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Du Durchschaust Mich Nicht

Du Durchschaust Mich Nicht

Titel: Du Durchschaust Mich Nicht
Autoren: Farid
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Langeweile keinen Platz in meinem Schaffen. Wenn mich eine Illusion schon selbst nicht begeistert, wie soll ich sie dann glaubwürdig meinem Publikum darbieten? Deshalb überlege ich mir, wie ich einen Effekt – in diesem Fall das Wandern – neu vorführen kann, so dass es vor Spannung knistert und alle überrascht. Bei meinem ersten Besuch in der
NDR Talk Show
konnte ich eine solche Illusion zeigen, und sie gehörte von diesem TV -Abend an zu meinen Lieblingsnummern.
    Ich leitete die Illusion mit dem Versprechen ein, dass ich das Vorurteil, Kartentricks sind unsexy, abschaffen könne. Und los ging’s: Barbara Schöneberger suchte zwei Spielkarten aus, eine für sich, die sie auf der Bildseite unterschrieb und an einem besonderen Ort aufbewahren sollte: zwischen ihren Zähnen! Dann wählte sie eine für mich aus, und ich unterschrieb ebenfalls darauf, faltete auch diese Karte, um sie mir anschließend zwischen die Zähne zu klemmen. Dann bat ich Barbara Schöneberger aufzustehen, und wir standen uns an den Händen haltend gegenüber. Wie in Zeitlupe näherte ich mich ihr und zog sie gleichzeitig sanft zu mir herüber. Wir kamen uns
und
den Karten näher und näher.
    Was hat er vor?, fragten sich die Zuschauer im Studio. Es sah aus, als ob wir uns zärtlich küssen wollten – wenn da nicht diese zwei Spielkarten zwischen unseren Zähnen gewesen wären. Und ja, jetzt knisterte es spürbar vor Spannung. Als die Karten sich beinahe berührten, zog ich mich langsam zurück, griff nach der Karte zwischen meinen Zähnen und faltete sie auseinander. Es war die von Barbara Schöneberger signierte Karte! Nun öffnete die Moderatorin ihre Karte ebenfalls – klar, es war meine. Ich selbst nenne dieses Kunststück seitdem »Die Schöneberger-Illusion«, es war ein wirklich magischer Moment.
    Aber es gibt auch aufwendigere Illusionen, die auf dem Effekt des Wanderns basieren. Mit meinem
Street Magic-
Team drehte ich einmal eine Nummer, die ich
»Watch« the balloon
nannte. Irgendwo in Berlin sprach ich auf der Straße einen jungen Mann an und fragte ihn, ob er eine Uhr trage. Ich muss dazusagen, dass ich drei rote Luftballons an Schnüren dabeihatte, was vermutlich einen etwas schrägen Eindruck machte.
    Zum Warmwerden begann ich mit einem mentalen Trick, den ich jetzt nicht weiter ausführe – wer möchte, kann sich den ganzen Dreh auf meiner DVD anschauen. Für mich war es nur wichtig, den jungen Mann einzustimmen und zu lockern. Was mir auch gelang, denn noch verblüfft vom Mentalkunststück, war er bereit, mir seine Uhr anzuvertrauen, die ich nun an die Schnüre der mit Helium gefüllten Luftballons band. Ich gab ihm die Uhr mit den Ballons zurück.
    Wie sich im Gespräch herausstellte, war das gute Stück ein Geschenk seines Vaters und hatte mehr als nur einen materiellen Wert für den Studenten. Wahrscheinlich kostete es deshalb auch echte Überzeugungskunst, ihn dazu zu bringen, die Ballons mit der angebundenen Uhr los- und aufsteigen zu lassen. Er behielt die Enden der Schnüre zunächst fest in seinen Händen. Ich versicherte ihm, dass er mir vertrauen könne, schaute ihm fest in die Augen und gab ihm nun deutlich die Anweisung, die Schnüre loszulassen. Jetzt hörte er auf mich, und die roten Ballons schwebten mit der Uhr höher und höher und über die Dächer Berlins hinweg.
    Was der junge Mann noch nicht ahnte: Kurz darauf lag die Uhr als Flaschenpost im Schaufenster eines Uhrengeschäftes wenige Meter entfernt von uns. Puh, die Erleichterung des jungen Mannes, als er seine Uhr wieder in Händen hielt, ist kaum zu beschreiben. Und noch mal puh, um diese Illusion zu verwirklichen, bedurfte es einer immensen Vorbereitung. Ich freute mich, dass am Ende alles ganz leicht aussah, wie schwebende Ballons eben.
     
    Ob Hütchenspieler, Gaukler, Taschentrickspieler oder Magier, alle sind sie Meister der Ablenkung – wenn sie ihr Metier gut beherrschen. Darum geht es nicht nur beim Effekt des Wanderns, sondern bei der Illusionskunst generell: um die perfekte Ablenkung. Sie ist dafür verantwortlich, dass mich mein Publikum nicht durchschaut. Ihr widme ich ein eigenes Kapitel, wenn es um den imaginären Zauberkasten geht, in dem ich das Werkzeug des modernen Magiers genauer vorstelle.

Ich zaubere nicht nur
in der
Fernsehwelt, sondern auch
in die
Fernsehwelt: der Effekt des Durchdringens
    Ich muss etwa elf Jahre alt gewesen sein, als ich zum ersten Mal eine Copperfield-Show im Fernsehen sah. In dieser Show gab es
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