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Du Durchschaust Mich Nicht

Du Durchschaust Mich Nicht

Titel: Du Durchschaust Mich Nicht
Autoren: Farid
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Zuschauer erscheinen. Für diesen Effekt braucht es keine großen Worte, selbst kleinere Kinder können solchen Kunststücken problemlos folgen. Diese Sprache der Magie wird auf der ganzen Welt verstanden.
    Die bekanntesten Illusionen sind wohl, eine Münze hinter dem Ohr hervorzuziehen oder ein Kaninchen oder eine ganze Schar flatternder Tauben aus einem leeren Zauberhut erscheinen zu lassen. Während du diese Zeilen liest, kommt dir sicher das Bild eines klassischen Zauberers mit Frack, weißen Handschuhen und Zauberstab in den Sinn. Sehr gut, spinne es weiter … Der Mann im Frack nimmt wie zur Begrüßung seinen Zylinder, dann zeigt er ihn herum, so dass alle sehen, dass der Hut leer ist. Der Zauberkünstler stellt seinen Zylinder mit der Öffnung nach oben auf einen Tisch und legt ein rotes Tuch darüber. Jetzt tippt er mit dem Zauberstab auf das Tuch; während er den roten Stoff vom Zylinder fortzieht, hörst du einen Knall, etwas weißer Rauch steigt auf, und schwupp!, zieht der Zauberer einen Blumenstrauß für seine Assistentin – natürlich in einem engen Paillettenkleid und stets lächelnd – aus seinem Hut.
    Wie langweilig, denkst du, damit kann man heute höchstens Kinder hinterm Ofen hervorlocken. Stimmt, finde ich auch! Auf der Bühne braucht es heutzutage etwas mehr, um die Leute zum Staunen zu bringen. Deshalb haben meine Sendungen und Shows nur noch wenig mit der althergebrachten Illusionskunst zu tun. Ich trage eher lässige Kleidung, verzichte auf eine Assistentin, und einen Zauberstab, der die Blicke des Zuschauers lenkt, gibt es auch nicht.
    Für mich ist diese Art der Illusionskunst überholt. Moderne Magie, wie ich sie liebe, will überraschende Geschichten erzählen, spektakuläre Illusionen schaffen und die Menschen begeistern. Dazu braucht es neue Mittel und eine unserer Zeit angemessene Bild- und Bühnensprache. Deshalb habe ich mich für meine Pro- 7 -Serie
Street Magic
dafür entschieden, meine Tricks mit Passanten auf der Straße durchzuführen. Ich wollte den Alltag zur Bühne machen.
    Bei der ersten Folge konnte ich mir den Spaß nicht verkneifen, höchstpersönlich in einer leeren Telefonzelle zu erscheinen. Zuvor hatte darin eine junge Frau telefoniert, während ihr Freund draußen wartete. Als sie das Telefonhäuschen verließ, gab es einen lauten Knall, und ich stand umgeben von Rauch im Telefonhäuschen. Dem Pärchen standen der Schrecken und die Überraschung ins Gesicht geschrieben. Eine versteckte Kamera hielt diese Nummer für das Intro des Serienstarts fest.
    Diese Sequenz brachte ziemlich gut auf den Punkt, was meine Art der Magie ist. Ich führe meinen Zuschauern keine Zauberkunststücke vor, sondern lade sie ein, mit mir eine Illusion zu erleben. Denn ich möchte jeden Einzelnen über den bloßen Effekt hinaus nachhaltig verblüffen, und dazu überlege ich mir magische Momente, bei denen die Emotionen der Zuschauer auch auf persönlicher Ebene angesprochen werden.
    Das funktioniert beim Effekt des Erscheinens besonders gut. In meiner Bühnenshow bat ich die Zuschauer zum Beispiel, mir ihre größten Wünsche auf Zettel zu notieren. Und dann ließ ich den Traum eines Zuschauers Wirklichkeit werden, indem er visuell erschien. Da konnte es sein, dass die Bühne sich plötzlich in eine weiße Strandlandschaft verwandelte, weil sich eine Zuschauerin einen Urlaub in der Karibik wünschte, oder es rieselte Hunderte von Rubbellosen auf einen Lottofan nieder. Mit dem richtigen Licht und Xavier Naidoos Song »Bitte hör nicht auf zu träumen« im Hintergrund, eine Nummer, die jeden Einzelnen berührte.
    Auch für das Ende meiner Show nutzte ich den Effekt des Erscheinens in einer spektakulären Großillusion. Ich warf dafür meinen zusammengeknoteten Schal ins Publikum und ließ ihn von einer zu einer anderen Person und noch weiter werfen, damit sichergestellt war, dass ich nicht fake. Erst wenn alle davon überzeugt sind, dass der Zufall entschieden hat, wer den Schal zuletzt in seinen Händen hält, bitte ich diese Person aufzustehen und frage sie, ob sie mit dem Auto angereist ist. Wenn dies der Fall ist, frage ich noch, um welches Fahrzeug es sich handelt und wie die Anreise war. Dann schnippe ich mit den Fingern, und in der nächsten Sekunde erscheint hinter mir das Fahrzeug meines Gastes. Ohne einen Vorhang, eine Kiste oder Nebel. Wie aus dem Nichts mitten auf die Bühne! Ich bitte den zumeist völlig geschockten Zuschauer zu mir auf die Bühne, damit er bestätigt, dass
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