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Du bist das Boese

Du bist das Boese

Titel: Du bist das Boese
Autoren: Roberto Costantini
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wie deine Akten im Büro, überkommen mich gewisse Zweifel. Aber lass hören!«
    »Also, wir gucken uns alle zusammen bei Paola das Spiel an. Dein Bruder Alberto bringt seine deutsche Verlobte mit, die können wir ein bisschen ärgern. Dazu gibt es etwas Schönes zu essen und zu trinken. Wenn das Spiel dann vorbei ist, gehen Paola und die anderen feiern …«
    »Entschuldige, Angelo, und wenn wir verlieren?«
    Die Antwort kannte ich schon. »Das gibt’s nicht, Michele, das sieht der Plan nicht vor.«
    »Na gut. Wir gewinnen also, und dann?«
    »Dann gönnen Alberto, sein Kollege und wir beide uns eine schöne Pokerrunde. Und wenn die anderen von der Party wiederkommen, kannst du mit einem von den Mädels abhauen. Die sind dann alle in bester Feierlaune.«
    »Einverstanden, Angelo. Aber meinen Spider bewege ich bei dem Chaos heute keinen Millimeter von der Stelle. Kommst du mich mit deiner Schrottmühle auf der Wache abholen? Punkt fünf mache ich Schluss.«
    »Ich weiß nicht, ob das geht. Padre Paul hat angerufen, es gibt ein bisschen Ärger. Ich muss gegen halb sechs noch mal ins Büro.«
    »Mist, und das am Sonntag. Musst du noch ein Liebesnest für diesen falschen Yankee-Priester auftreiben?«
    »Sei nicht blasphemisch, Michele. Ich muss zu Cardinale Alessandrini, weil unvorhergesehene Gäste eingetroffen sind. Elisa musste ich auch anrufen. Sie ist schon dort und arbeitet.«
    Auf einen Schlag verwandelte sich mein Unmut in Enthusiasmus. Ich hatte die Göttin nicht wiedergesehen, aber ich erinnerte mich noch gut an sie.
    »Ich komme mit, dann kann ich mich für neulich entschuldigen.« Sollte das ein Witz sein? Meinte ich das ernst? Das war mir selbst nicht klar.
    »Bei Elisa schauen wir gar nicht rein, wir würden sie nur stören. Ich muss nur mit dem Kardinal die Zuteilung der Unterkünfte kontrollieren.«
    »Gut, Angelo, dann gehe ich eben allein zu Elisa hoch. Hol mich um fünf hier ab.«
    Der Abend versprach interessant zu werden. Bei Paola trieben sich immer hübsche Töchter aus gutem Hause herum, genau meine Zielgruppe. Siegesrausch nach gewonnenem Spiel plus leidender Charme gleich garantierter Erfolg.
    Ich ging in die Bar auf dem Platz vor meinem Büro. Die Straße war völlig ausgestorben. Drinnen aber, in der klimatisierten kühlen Luft, standen jede Menge Leute herum, die nichts Besseres zu tun hatten, als über das Endspiel zu plaudern. Ich bestellte ein belegtes Brötchen und ein Bier und lauschte dem Stimmengewirr. Keinerlei Zweifel am Sieg. Gegen uns waren die Deutschen chancenlos.
    »Schon im Krieg haben wir die Teutonen verarscht«, grölte ein Hippie, der Hammer und Sichel auf den schmutzigen Handrücken tätowiert hatte. Er war umringt von anderen Hippies, die Zigaretten mit eindeutigem Aroma kreisen ließen.
    Ich sah auf die Uhr. Zeit war noch genug, und Lust hatte ich auch. Ich war in Zivil, also zückte ich schon einmal meinen Dienstausweis. Als der Joint bei dem Tätowierten angekommen war, ging ich hin.
    Ich hielt ihm den Ausweis unter die Nase und nahm ihm den Joint ab. »Ich verhafte Sie wegen Verstoßes gegen das Rauschmittelgesetz«, erklärte ich.
    Er sah mich überrascht an. »Was soll das, Bulle?«
    »Und wegen Beamtenbeleidigung. Wenn Sie mir bitte ins Kommissariat gegenüber folgen würden.«
    Ich benutzte absichtlich den Amtsjargon, den diese Leute so hassten. Der Hippie legte seine dreckige Hand auf meinen Arm.
    Der Barbesitzer trat, wie erwartet, vor die Tür, um die Wachpolizisten vor dem Kommissariat zu Hilfe zu rufen. Ich musste mich beeilen.
    »Nehmen Sie sofort Ihre Hand weg, sonst muss ich auch noch Widerstand gegen die Staatsgewalt zu den Straftaten hinzufügen, die Ihnen zur Last gelegt werden«, drohte ich und musste mich beherrschen, nicht laut loszulachen über den Blödsinn, den ich da verzapfte.
    Mein Ton und meine Ausdrucksweise ließen ihn endlich tun, worauf ich es abgesehen hatte. Er schubste mich, und ich knickte um wie ein Strohhalm.
    Genau dieser Anblick bot sich den herbeieilenden Kollegen. Der Hippie würde an diesem Abend ganz bestimmt nicht das Finale sehen, nicht einmal im Gefängnis Regina Coeli. Ich würde ihn in eine Zelle werfen, in der er eine sehr unruhige Nacht verbringen würde.
    Zurück im Büro instruierte ich meine Männer. Sie durften sich die Partie auf einem tragbaren Fernsehgerät ansehen und waren mir sehr dankbar dafür. Im Gegenzug verlangte ich, dass sie mir nach zwanzig Uhr unter keinen Umständen mehr auf die Nerven gingen. Unter
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