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DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

DSR Bd 4 - Das Schattenlicht

Titel: DSR Bd 4 - Das Schattenlicht
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Einheit der Schöpfung und den offenkundigen physikalischen Auswirkungen von unsichtbaren Kräften …
    Kit sah es und verstand, wie es sein würde, wenn man das Ende von allem miterlebte.
    Er spürte eine Bewegung zu seiner Rechten, und Cass war neben ihm. Noch bevor die zerschlagenen Bruchstücke ihren chaotischen Tanz beendet hatten und zur Ruhe gekommen waren, hatte sie sich gerührt. Ihre Hand trat in sein Sichtfeld ein, und er sah, dass sie ihr Taschentuch umklammert hielt, sich zu dem Trümmerhaufen hinunterbeugte und die Absicht hatte, es zu benutzen, um Spritzflecken vom heißen Tee wegzuwischen.
    Mit derselben visuellen Klarheit beobachtete Kit, wie das zerknitterte Quadrat aus Weiß in ihrer Hand sich lockerte und ausbreitete; und er erinnerte sich an das letzte Mal, als genau dieses Tuch zum Einsatz gekommen war – um das verschüttete Material der Schattenlichter einzufangen. Als diese Erkenntnis durch sein Bewusstsein strömte, bekam er den hellgrauen Schmutzfleck aus Seltenen Erden flüchtig zu sehen, während Cass das Tuch ausbreitete, um es flach über die braune Flüssigkeit auf dem Marmorboden zu legen. Ihre Finger krümmten sich, um das Tuch loszulassen – und Kit ergriff ihr Handgelenk.
    Er richtete sich auf und zog Cass mit sich. Während er immer noch ihr Handgelenk gepackt hielt, nahm er das Taschentuch behutsam aus ihrem Griff; sie wehrte sich nicht dagegen. Dann hielt er das Tuch gegen das Licht, sodass sie beide sich anschauen konnten, was sich in jenem Sekundenbruchteil flüchtig enthüllt hatte, bevor es mit Gewissheit ausgelöscht worden wäre: ein spiralförmiger Kringel mit einer geraden Linie direkt durch die Mitte und drei davon getrennte kreisrunde Punkte, die sich in gleichmäßigen Abständen voneinander entlang des äußeren Randes der Spiralbiegung befanden.
    Sie starrten auf das Symbol, und ihre Gedanken waren wie ein einziger – als gäbe es nur ein einziges Bewusstsein zwischen ihnen: Es gab wahrhaftig keinen Zufall, kein zufälliges Zusammentreffen von Umständen. Von dem bescheidensten Atom in einem Sandkorn am Grunde des tiefsten Meeres bis hin zu der entlegensten Galaxie war das Universum, der gesamte erschaffene Kosmos, eine makellose, vereinigte und ineinander verwobene Ganzheit.

EPILOG
    W asser sickerte die schleimbedeckten Wände hinunter und tröpfelte von dem Eisengitter in der Decke des unterirdischen Verlieses herab. Die abgestandene Luft war ein ranziges und übelriechendes Schmorgericht, gewürzt mit den Gerüchen von menschlichen Exkrementen, verfaulendem Stroh und dem Dung von Nagetieren. Das Licht aus dem Schlitz in der Wand, der sowohl als Fenster als auch als Luftschacht diente, tat nichts, um die Dunkelheit zu verringern: Wenn überhaupt, machte es die Düsternis nur noch schlimmer, indem es eine Illusion von Beleuchtung bot. Die Zelle war ein großer quadratischer Raum, der wegen des einsickernden Wassers von immerwährender Kühle durchtränkt war; und seine Steinmauern waren in einem ekelerregenden Grün getönt.
    Archelaeus Burleigh war zuvor schon eingekerkert gewesen, und zwar kurz infolge eines Vorfalls, bei dem ein verstümmelter Taschendieb in Florenz mit dem scharfen Ende der Saufeder Seiner Lordschaft Bekanntschaft gemacht hatte. In jenem Fall hatte die Florentiner polizia den Standpunkt eingenommen, dass exzessive Gewalt eingesetzt worden war bei einer Angelegenheit, bei der es sich – für sie – um eine geringfügige Verletzung von Privatbesitz gehandelt hatte. Der gestresste italienische Richter stimmte dem zu, und der Earl wurde ohne viel Federlesens zu sechzig Tagen im Kittchen verurteilt. Dass er in Wirklichkeit weniger als drei Tage im Gefängnis verbracht hatte, bis Con und Dex aufkreuzten, um ihn herauszuholen, war vollkommen unerheblich.
    Doch der Kerker in Florenz war eine Luxussuite im Vergleich zu diesem hier: einem ausgedienten Lagerkeller unterhalb des Rathauses, den die Beamten der Stadt Prag benutzten, um Schurken einzulagern. Und dieses Mal konnte Burleigh nicht eine schnelle Rettung erwarten, denn alle vier seiner Burley-Männer waren mit ihm zusammen eingesperrt. Zu allem Übel glitt nach fünf Tagen in Gewahrsam das Hungern gefährlicherweise in ein Verhungern über: Dies war der Tatsache geschuldet, dass Gefangene, die auf ihren Prozess warteten, aufgefordert waren, ihr Essen, ihre Kleidung und notwendigen Güter sich selbst zu beschaffen oder sich von Verwandten liefern zu lassen. Die meisten Gefangenen waren
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